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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Musik ein Vorhimmel, wo diese Läuterung
durch wehmüthige Wonne geschieht. Das
ist, sagte Rudolf, wie Du die Mu¬
sik empfindest; aber gewiß werden we¬
nige Menschen darin mit Dir überein¬
stimmen.

Davon kann ich mich nicht überzeugen,
rief Franz aus. Nein, Rudolf, sieh' alle
lebendige Wesen, wie die Töne der Harfe,
der Flöte, und jedes angeschlagenen Instru¬
ments sie ernst machen: selbst die Gesänge,
die den Fuß mit lebendiger Kraft zum Tanz
ermuntern, gießen eine schmachtende Sehn¬
sucht, eine unbekannte Wehmuth in das
Gemüth. Der Jüngling und das Mädchen
mischt sich dann in den Reigen; aber sie su¬
chen mit den Gedanken jenseit dem Tanze
einen andern, geistigern Genuß.

O, über die Einbildungen! sagte Ru¬
dolf lachend; eine augenblickliche Stimmung

Muſik ein Vorhimmel, wo dieſe Läuterung
durch wehmüthige Wonne geſchieht. Das
iſt, ſagte Rudolf, wie Du die Mu¬
ſik empfindeſt; aber gewiß werden we¬
nige Menſchen darin mit Dir überein¬
ſtimmen.

Davon kann ich mich nicht überzeugen,
rief Franz aus. Nein, Rudolf, ſieh' alle
lebendige Weſen, wie die Töne der Harfe,
der Flöte, und jedes angeſchlagenen Inſtru¬
ments ſie ernſt machen: ſelbſt die Geſänge,
die den Fuß mit lebendiger Kraft zum Tanz
ermuntern, gießen eine ſchmachtende Sehn¬
ſucht, eine unbekannte Wehmuth in das
Gemüth. Der Jüngling und das Mädchen
miſcht ſich dann in den Reigen; aber ſie ſu¬
chen mit den Gedanken jenſeit dem Tanze
einen andern, geiſtigern Genuß.

O, über die Einbildungen! ſagte Ru¬
dolf lachend; eine augenblickliche Stimmung

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[20/0028] Muſik ein Vorhimmel, wo dieſe Läuterung durch wehmüthige Wonne geſchieht. Das iſt, ſagte Rudolf, wie Du die Mu¬ ſik empfindeſt; aber gewiß werden we¬ nige Menſchen darin mit Dir überein¬ ſtimmen. Davon kann ich mich nicht überzeugen, rief Franz aus. Nein, Rudolf, ſieh' alle lebendige Weſen, wie die Töne der Harfe, der Flöte, und jedes angeſchlagenen Inſtru¬ ments ſie ernſt machen: ſelbſt die Geſänge, die den Fuß mit lebendiger Kraft zum Tanz ermuntern, gießen eine ſchmachtende Sehn¬ ſucht, eine unbekannte Wehmuth in das Gemüth. Der Jüngling und das Mädchen miſcht ſich dann in den Reigen; aber ſie ſu¬ chen mit den Gedanken jenſeit dem Tanze einen andern, geiſtigern Genuß. O, über die Einbildungen! ſagte Ru¬ dolf lachend; eine augenblickliche Stimmung

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/28>, abgerufen am 03.12.2024.