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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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fühlte er sich unbeschreiblich einsam, er lä¬
chelte über sich selber, daß er den Pinsel in
der Hand führe. Er fühlte, daß er nur als
Handwerker gedungen sey, etwas zu machen,
wobei ihm seine Kunstliebe, ja sein Talent
völlig überflüssig war. Was ist bis jetzt von
mir geschehen? sagte er zu sich selber, in
Antwerpen habe ich einige Conterfeye ohne
sonderliche Liebe gemacht, die Gräfin und
Roderigo nachher gemahlt, weil sie in ihn
verliebt war, und nun stehe ich hier, um
Denksprüche, schlecht geworfene Gewänder,
Hirsche und Wölfe neu anzustreichen.

Indem hatten sich die Nonnen zur Hora
versammelt, und ihr feiner, wohlklingender
Gesang schwung sich wundersam hinüber,
die erloschene Genovefa schien darnach hin¬
zuhören, die gemahlten Kirchenfenster ertön¬
ten. Eine neue Lust erwachte in Franz, er
nahm Pallette und Pinsel mit frischen Muth

fühlte er ſich unbeſchreiblich einſam, er lä¬
chelte über ſich ſelber, daß er den Pinſel in
der Hand führe. Er fühlte, daß er nur als
Handwerker gedungen ſey, etwas zu machen,
wobei ihm ſeine Kunſtliebe, ja ſein Talent
völlig überflüſſig war. Was iſt bis jetzt von
mir geſchehen? ſagte er zu ſich ſelber, in
Antwerpen habe ich einige Conterfeye ohne
ſonderliche Liebe gemacht, die Gräfin und
Roderigo nachher gemahlt, weil ſie in ihn
verliebt war, und nun ſtehe ich hier, um
Denkſprüche, ſchlecht geworfene Gewänder,
Hirſche und Wölfe neu anzuſtreichen.

Indem hatten ſich die Nonnen zur Hora
verſammelt, und ihr feiner, wohlklingender
Geſang ſchwung ſich wunderſam hinüber,
die erloſchene Genovefa ſchien darnach hin¬
zuhören, die gemahlten Kirchenfenſter ertön¬
ten. Eine neue Luſt erwachte in Franz, er
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[318/0326] fühlte er ſich unbeſchreiblich einſam, er lä¬ chelte über ſich ſelber, daß er den Pinſel in der Hand führe. Er fühlte, daß er nur als Handwerker gedungen ſey, etwas zu machen, wobei ihm ſeine Kunſtliebe, ja ſein Talent völlig überflüſſig war. Was iſt bis jetzt von mir geſchehen? ſagte er zu ſich ſelber, in Antwerpen habe ich einige Conterfeye ohne ſonderliche Liebe gemacht, die Gräfin und Roderigo nachher gemahlt, weil ſie in ihn verliebt war, und nun ſtehe ich hier, um Denkſprüche, ſchlecht geworfene Gewänder, Hirſche und Wölfe neu anzuſtreichen. Indem hatten ſich die Nonnen zur Hora verſammelt, und ihr feiner, wohlklingender Geſang ſchwung ſich wunderſam hinüber, die erloſchene Genovefa ſchien darnach hin¬ zuhören, die gemahlten Kirchenfenſter ertön¬ ten. Eine neue Luſt erwachte in Franz, er nahm Pallette und Pinſel mit friſchen Muth

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/326>, abgerufen am 26.11.2024.