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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Aber wenn Du so handeln willst, sagte
Andrea, so kannst Du Deinem Geben gar
keinen Einhalt thun.

Das ist es eben, was mich betrübt, fuhr
Rustici fort, daß ich meine Gutherzigkeit
einschränken muß, daß alles, was wir an
Wohlthaten thun können, nichts ist, weil
wir nicht immer, weil wir nicht alles geben
können. Es ist eine sonderbare Fügung des
Schicksals, daß Überfluß und Pracht und
drückender Mangel dicht neben einander be¬
stehn müssen, die Armuth auf Erden kann
niemals aufgehoben werden, und wenn alle
Menschen gleich wären, müßten sie alle bet¬
teln, und keiner könnte geben. Das allein
tröstet mich auch oft darüber, wenn mir ein¬
fällt, daß ich mich bei meiner Kunst wohl
befinde, indessen andre, die weit härtere Ar¬
beiten thun, die weit fleißiger sind, Mangel
leiden müssen. Hier ist auf Erden See und

Aber wenn Du ſo handeln willſt, ſagte
Andrea, ſo kannſt Du Deinem Geben gar
keinen Einhalt thun.

Das iſt es eben, was mich betrübt, fuhr
Ruſtici fort, daß ich meine Gutherzigkeit
einſchränken muß, daß alles, was wir an
Wohlthaten thun können, nichts iſt, weil
wir nicht immer, weil wir nicht alles geben
können. Es iſt eine ſonderbare Fügung des
Schickſals, daß Überfluß und Pracht und
drückender Mangel dicht neben einander be¬
ſtehn müſſen, die Armuth auf Erden kann
niemals aufgehoben werden, und wenn alle
Menſchen gleich wären, müßten ſie alle bet¬
teln, und keiner könnte geben. Das allein
tröſtet mich auch oft darüber, wenn mir ein¬
fällt, daß ich mich bei meiner Kunſt wohl
befinde, indeſſen andre, die weit härtere Ar¬
beiten thun, die weit fleißiger ſind, Mangel
leiden müſſen. Hier iſt auf Erden See und

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[365/0373] Aber wenn Du ſo handeln willſt, ſagte Andrea, ſo kannſt Du Deinem Geben gar keinen Einhalt thun. Das iſt es eben, was mich betrübt, fuhr Ruſtici fort, daß ich meine Gutherzigkeit einſchränken muß, daß alles, was wir an Wohlthaten thun können, nichts iſt, weil wir nicht immer, weil wir nicht alles geben können. Es iſt eine ſonderbare Fügung des Schickſals, daß Überfluß und Pracht und drückender Mangel dicht neben einander be¬ ſtehn müſſen, die Armuth auf Erden kann niemals aufgehoben werden, und wenn alle Menſchen gleich wären, müßten ſie alle bet¬ teln, und keiner könnte geben. Das allein tröſtet mich auch oft darüber, wenn mir ein¬ fällt, daß ich mich bei meiner Kunſt wohl befinde, indeſſen andre, die weit härtere Ar¬ beiten thun, die weit fleißiger ſind, Mangel leiden müſſen. Hier iſt auf Erden See und

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/373>, abgerufen am 24.11.2024.