sind tausend Begebenheiten, die sich durch¬ aus nicht zu einer einzigen verbinden lassen. Schwebende Gestalten, ruhende Selige und Verdammte, Engel und die Madonna. Das Auge findet keinen Ruhepunkt, es frägt: was soll ich hier sehn? Mythologie der Al¬ ten mit christlicher Idee vermischt, Verzer¬ rung der Verzweiflung. Der Augenblick im Gemählde selbst ist unentschieden, die Engel oben mit Zubereitungen beschäftigt, ein all¬ gemeiner Moment des Entsetzens, und unten schon die Verdammung Vieler entschieden. Es scheint, das jüngste Gericht ist noch nicht fertig, und darin hat der Mahler besonders seine wenige Überlegung bewiesen. Was soll ich aber genießen und fühlen, wenn die Aus¬ führung auch gar keinen Tadel verdiente?
Nichts! rief Camillo aus, indem er mit dem höchsten Unwillen hervortrat. Glaubt Ihr, daß der große, der übergroße Buona¬
ſind tauſend Begebenheiten, die ſich durch¬ aus nicht zu einer einzigen verbinden laſſen. Schwebende Geſtalten, ruhende Selige und Verdammte, Engel und die Madonna. Das Auge findet keinen Ruhepunkt, es frägt: was ſoll ich hier ſehn? Mythologie der Al¬ ten mit chriſtlicher Idee vermiſcht, Verzer¬ rung der Verzweiflung. Der Augenblick im Gemählde ſelbſt iſt unentſchieden, die Engel oben mit Zubereitungen beſchäftigt, ein all¬ gemeiner Moment des Entſetzens, und unten ſchon die Verdammung Vieler entſchieden. Es ſcheint, das jüngſte Gericht iſt noch nicht fertig, und darin hat der Mahler beſonders ſeine wenige Überlegung bewieſen. Was ſoll ich aber genießen und fühlen, wenn die Aus¬ führung auch gar keinen Tadel verdiente?
Nichts! rief Camillo aus, indem er mit dem höchſten Unwillen hervortrat. Glaubt Ihr, daß der große, der übergroße Buona¬
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ſind tauſend Begebenheiten, die ſich durch¬
aus nicht zu einer einzigen verbinden laſſen.
Schwebende Geſtalten, ruhende Selige und
Verdammte, Engel und die Madonna. Das
Auge findet keinen Ruhepunkt, es frägt:
was ſoll ich hier ſehn? Mythologie der Al¬
ten mit chriſtlicher Idee vermiſcht, Verzer¬
rung der Verzweiflung. Der Augenblick im
Gemählde ſelbſt iſt unentſchieden, die Engel
oben mit Zubereitungen beſchäftigt, ein all¬
gemeiner Moment des Entſetzens, und unten
ſchon die Verdammung Vieler entſchieden.
Es ſcheint, das jüngſte Gericht iſt noch nicht
fertig, und darin hat der Mahler beſonders
ſeine wenige Überlegung bewieſen. Was ſoll
ich aber genießen und fühlen, wenn die Aus¬
führung auch gar keinen Tadel verdiente?
Nichts! rief Camillo aus, indem er mit
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/405>, abgerufen am 21.11.2024.
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