Seyd Ihr glücklich? -- Bist Du meine süße Geliebte? Bin ich der, den Du such¬ test? Findest Du mich gern wieder?
Sie gab ihm beschämt die Hand und drückte sie. Der alte Mann kam zurück, und meldete, daß er ausgehn müsse, Franz betrachtete ihn mit Erstaunen, er errieth, daß es derselbe seyn müsse, der musicirt habe, den er schon in der Kindheit auf dem grünen Rasenplatze gesehn. Die Bäume rauschten draußen so wunderbar, er hörte aus der Ferne das Geräusch auf der Land¬ straße, jedes andre Leben erschien ihm trau¬ rig, nur sein Daseyn war das freudigste und glorreichste.
Er ging, weil er die Rückkehr der Mut¬ ter nicht erwarten wollte, er versprach, seine Geliebte am folgenden Tage zu besuchen.
Durch's Feld schweifte er umher, er sah noch immer sie, den Garten, ihr Zim¬
Seyd Ihr glücklich? — Biſt Du meine ſüße Geliebte? Bin ich der, den Du ſuch¬ teſt? Findeſt Du mich gern wieder?
Sie gab ihm beſchämt die Hand und drückte ſie. Der alte Mann kam zurück, und meldete, daß er ausgehn müſſe, Franz betrachtete ihn mit Erſtaunen, er errieth, daß es derſelbe ſeyn müſſe, der muſicirt habe, den er ſchon in der Kindheit auf dem grünen Raſenplatze geſehn. Die Bäume rauſchten draußen ſo wunderbar, er hörte aus der Ferne das Geräuſch auf der Land¬ ſtraße, jedes andre Leben erſchien ihm trau¬ rig, nur ſein Daſeyn war das freudigſte und glorreichſte.
Er ging, weil er die Rückkehr der Mut¬ ter nicht erwarten wollte, er verſprach, ſeine Geliebte am folgenden Tage zu beſuchen.
Durch's Feld ſchweifte er umher, er ſah noch immer ſie, den Garten, ihr Zim¬
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Seyd Ihr glücklich? — Biſt Du meine
ſüße Geliebte? Bin ich der, den Du ſuch¬
teſt? Findeſt Du mich gern wieder?
Sie gab ihm beſchämt die Hand und
drückte ſie. Der alte Mann kam zurück,
und meldete, daß er ausgehn müſſe, Franz
betrachtete ihn mit Erſtaunen, er errieth,
daß es derſelbe ſeyn müſſe, der muſicirt
habe, den er ſchon in der Kindheit auf dem
grünen Raſenplatze geſehn. Die Bäume
rauſchten draußen ſo wunderbar, er hörte
aus der Ferne das Geräuſch auf der Land¬
ſtraße, jedes andre Leben erſchien ihm trau¬
rig, nur ſein Daſeyn war das freudigſte und
glorreichſte.
Er ging, weil er die Rückkehr der Mut¬
ter nicht erwarten wollte, er verſprach, ſeine
Geliebte am folgenden Tage zu beſuchen.
Durch's Feld ſchweifte er umher, er
ſah noch immer ſie, den Garten, ihr Zim¬
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/415>, abgerufen am 24.11.2024.
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