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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 9te März.
Thoren!) blättern und schreiben noch nach Mitternacht Kl[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
keiten zusammen, von denen es am besten wäre, es wüßt[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
niemand. -- Alles dieses stelle ich mir wie ein Gemälde vor, [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
der Ueberschrift: es ist alles ganz eitel!

Zwar kan ich auch noch anjetzt, wie am Tage hin und [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
der einen wohlhabenden und vernünftigen Freund Gottes und [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Menschen antreffen: aber diese wenige scheinen mir auch die A[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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haften Brüder verringern müssen. Von ihnen muß Spei[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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dieser zu leistenden Handreichung und Aufsicht, durchhin wan[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
deln, um nicht seiner Pflicht zu entstehen, und doch auch nich[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
angesteckt zu werden!

Dort nur ist die beßre Welt, wo es keine Armen, keine
Kranken und Einfältigen mehr giebt. Mögte ich doch mit jedem
Abend fähiger seyn, sie zu betreten! Je jünger, gesünder, wohl-
habender und verständiger: desto leichter kan ich mich zu diesem
grossen Schritt entschliessen. Warum erst arm, krank oder alt
und kraftlos? dann gehöre ich ja in die Klasse der Nothleidenden,
und hänge zu sehr von meinen Wärtern und Pflegern ab! Schei-
nen mir aber meine heutige Gedanken von der Welt hart und
übertrieben: so werde ich sie nach zwanzig, dreißig Jahren, oder
nach einigen erlittnen schweren Unfällen sehr anpassend finden.
Zu grosse Anhänglichkeit an der Welt ist ein schlechtes Merkmal
des Christenthums.

Dich, Allgenugsamer! will ich demnach allein liebenswür-
dig finden, und mich freuen, so oft ich die Ehre und den guten
Willen habe, mit dir zu reden. Hilf mir durch dieses Thränen-
thal mit unverletzter Seele hindurch, und schenk mir dort mein
Bürgerrecht, das Jesus mir erwarb!

Der

Der 9te Maͤrz.
Thoren!) blaͤttern und ſchreiben noch nach Mitternacht Kl[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
keiten zuſammen, von denen es am beſten waͤre, es wuͤßt[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
niemand. — Alles dieſes ſtelle ich mir wie ein Gemaͤlde vor, [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
der Ueberſchrift: es iſt alles ganz eitel!

Zwar kan ich auch noch anjetzt, wie am Tage hin und [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
der einen wohlhabenden und vernuͤnftigen Freund Gottes und [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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angeſteckt zu werden!

Dort nur iſt die beßre Welt, wo es keine Armen, keine
Kranken und Einfaͤltigen mehr giebt. Moͤgte ich doch mit jedem
Abend faͤhiger ſeyn, ſie zu betreten! Je juͤnger, geſuͤnder, wohl-
habender und verſtaͤndiger: deſto leichter kan ich mich zu dieſem
groſſen Schritt entſchlieſſen. Warum erſt arm, krank oder alt
und kraftlos? dann gehoͤre ich ja in die Klaſſe der Nothleidenden,
und haͤnge zu ſehr von meinen Waͤrtern und Pflegern ab! Schei-
nen mir aber meine heutige Gedanken von der Welt hart und
uͤbertrieben: ſo werde ich ſie nach zwanzig, dreißig Jahren, oder
nach einigen erlittnen ſchweren Unfaͤllen ſehr anpaſſend finden.
Zu groſſe Anhaͤnglichkeit an der Welt iſt ein ſchlechtes Merkmal
des Chriſtenthums.

Dich, Allgenugſamer! will ich demnach allein liebenswuͤr-
dig finden, und mich freuen, ſo oft ich die Ehre und den guten
Willen habe, mit dir zu reden. Hilf mir durch dieſes Thraͤnen-
thal mit unverletzter Seele hindurch, und ſchenk mir dort mein
Buͤrgerrecht, das Jeſus mir erwarb!

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[144[174]/0181] Der 9te Maͤrz. Thoren!) blaͤttern und ſchreiben noch nach Mitternacht Kl_ keiten zuſammen, von denen es am beſten waͤre, es wuͤßt_ niemand. — Alles dieſes ſtelle ich mir wie ein Gemaͤlde vor, _ der Ueberſchrift: es iſt alles ganz eitel! Zwar kan ich auch noch anjetzt, wie am Tage hin und _ der einen wohlhabenden und vernuͤnftigen Freund Gottes und _ Menſchen antreffen: aber dieſe wenige ſcheinen mir auch die A_ ſeher, die Prediger und Waͤrter des groſſen Weltſpitals zu ſe_ Sie ſind es, welche die Thorheiten oder das Elend ihrer pr_ haften Bruͤder verringern muͤſſen. Von ihnen muß Spei_ Arzenei, Ordnung und guter Rath fuͤr das groſſe Kranken- u_ Irrhaus beſorgt werden. Thun ſie es nicht, ſo verdienen _ ſelbſt einen Platz darin. Und wie behutſam muß man nicht, b_ dieſer zu leiſtenden Handreichung und Aufſicht, durchhin wan_ deln, um nicht ſeiner Pflicht zu entſtehen, und doch auch nich_ angeſteckt zu werden! Dort nur iſt die beßre Welt, wo es keine Armen, keine Kranken und Einfaͤltigen mehr giebt. Moͤgte ich doch mit jedem Abend faͤhiger ſeyn, ſie zu betreten! Je juͤnger, geſuͤnder, wohl- habender und verſtaͤndiger: deſto leichter kan ich mich zu dieſem groſſen Schritt entſchlieſſen. Warum erſt arm, krank oder alt und kraftlos? dann gehoͤre ich ja in die Klaſſe der Nothleidenden, und haͤnge zu ſehr von meinen Waͤrtern und Pflegern ab! Schei- nen mir aber meine heutige Gedanken von der Welt hart und uͤbertrieben: ſo werde ich ſie nach zwanzig, dreißig Jahren, oder nach einigen erlittnen ſchweren Unfaͤllen ſehr anpaſſend finden. Zu groſſe Anhaͤnglichkeit an der Welt iſt ein ſchlechtes Merkmal des Chriſtenthums. Dich, Allgenugſamer! will ich demnach allein liebenswuͤr- dig finden, und mich freuen, ſo oft ich die Ehre und den guten Willen habe, mit dir zu reden. Hilf mir durch dieſes Thraͤnen- thal mit unverletzter Seele hindurch, und ſchenk mir dort mein Buͤrgerrecht, das Jeſus mir erwarb! Der

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 144[174]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/181>, abgerufen am 21.11.2024.