Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.Der 15te März. ziehung eines Waiseakindes? -- Es dauert nicht lange, s[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]die Geschichte von Ohr zu Ohr, daß Ehre und Blut zu die[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] terlichen oder mütterlichen Vorsorge zwangen und daß es dei[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] haftes Ebenbild sey. Gib dein Almosen verstolen: du b[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Pharisäer; gib es öffentlich: du bist es auch. Sey wer du [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] der grosse Haufe findet deine Tugend zu rauh oder zu schlüpf[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Mögte es doch, wenn nur noch die Menschen zur Verge[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Dis scharfe Richteramt meiner Nebenmenschen (denen ich Der
Der 15te Maͤrz. ziehung eines Waiſeakindes? — Es dauert nicht lange, ſ[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]die Geſchichte von Ohr zu Ohr, daß Ehre und Blut zu die[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] terlichen oder muͤtterlichen Vorſorge zwangen und daß es dei[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] haftes Ebenbild ſey. Gib dein Almoſen verſtolen: du b[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Phariſaͤer; gib es oͤffentlich: du biſt es auch. Sey wer du [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] der groſſe Haufe findet deine Tugend zu rauh oder zu ſchluͤpf[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Moͤgte es doch, wenn nur noch die Menſchen zur Verge[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Dis ſcharfe Richteramt meiner Nebenmenſchen (denen ich Der
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Der 15te Maͤrz.
ziehung eines Waiſeakindes? — Es dauert nicht lange, ſ_
die Geſchichte von Ohr zu Ohr, daß Ehre und Blut zu die_
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Phariſaͤer; gib es oͤffentlich: du biſt es auch. Sey wer du _
der groſſe Haufe findet deine Tugend zu rauh oder zu ſchluͤpf_
Moͤgte es doch, wenn nur noch die Menſchen zur Verge_
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von nun an ein Engel: umſonſt! man weiſet hinter deinem Ruͤ-
cken mit Fingern auf dich, und pflanzet die dich verkleinernde Ge-
ſchichte mit vielen Zuſaͤtzen auf Kindeskinder fort. Deine ſpaͤte
Nachkommen werden noch damit gedemuͤtiget.
Dis ſcharfe Richteramt meiner Nebenmenſchen (denen ich
leider ihre Fehler auch viel zu lange nachtrage!) ſoll mich behut-
ſamer machen. Hier macht man mich im Ruͤcken laͤcherlich und
abſcheulich; in der Hoͤlle aber wuͤrde man es mir ins Geſicht thun!
Da mich alſo dieſe Unart meiner Naͤchſten vorſichtiger im Reden
und Handeln machen kan, ſo will ich mich weiter nicht daruͤber
beſchweren; ich will den Schuldigern vergeben, allen Schein des
Boͤſen ſo viel moͤglich meiden, und fleißig deine Vergebung,
o Jeſu! ſuchen. Haſt du losgeſprochen: ſo mag die Hoͤlle bruͤl-
len, ich werde doch ſelig.
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(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
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