ziehung eines Waiseakindes? -- Es dauert nicht lange, s[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] die Geschichte von Ohr zu Ohr, daß Ehre und Blut zu die[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] terlichen oder mütterlichen Vorsorge zwangen und daß es dei[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] haftes Ebenbild sey. Gib dein Almosen verstolen: du b[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Pharisäer; gib es öffentlich: du bist es auch. Sey wer du [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] der grosse Haufe findet deine Tugend zu rauh oder zu schlüpf[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Mögte es doch, wenn nur noch die Menschen zur Verge[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] zu bewegen wären! Der Allerhöchste erbarmet sich, Jesus [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] zu helfen, und Engel freuen sich über die Busse eines Sünd[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Aber die Erde ist ein Fels, und ihre Bewohner sind unerbitt[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Hast du ein Laster begangen: wissen es nur drei Menschen, [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] weiß es die ganze Gegend. Vieleicht war es das einzige in [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] nem Leben, über welches du erröthen mußt! Erröthe denn; bi[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Gott herzlich durch Jesum um Vergebung, und gelobe Bes[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] rung; so ist alles ungeschehen, und der Allwissende wirft de[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Bergehen in das Meer, daß seiner nicht wieder gedacht werd[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Aber von deines gleichen, ja was? von weit Gottlosern wirst d[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] nicht so leicht, wirst du niemals zu solchen Gnaden angenommen[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Fall ihnen zu Füssen, bewein deine Fehler Tag und Nacht, sey von nun an ein Engel: umsonst! man weiset hinter deinem Rü- cken mit Fingern auf dich, und pflanzet die dich verkleinernde Ge- schichte mit vielen Zusätzen auf Kindeskinder fort. Deine späte Nachkommen werden noch damit gedemütiget.
Dis scharfe Richteramt meiner Nebenmenschen (denen ich leider ihre Fehler auch viel zu lange nachtrage!) soll mich behut- samer machen. Hier macht man mich im Rücken lächerlich und abscheulich; in der Hölle aber würde man es mir ins Gesicht thun! Da mich also diese Unart meiner Nächsten vorsichtiger im Reden und Handeln machen kan, so will ich mich weiter nicht darüber beschweren; ich will den Schuldigern vergeben, allen Schein des Bösen so viel möglich meiden, und fleißig deine Vergebung, o Jesu! suchen. Hast du losgesprochen: so mag die Hölle brül- len, ich werde doch selig.
Der
Der 15te Maͤrz.
ziehung eines Waiſeakindes? — Es dauert nicht lange, ſ[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] die Geſchichte von Ohr zu Ohr, daß Ehre und Blut zu die[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] terlichen oder muͤtterlichen Vorſorge zwangen und daß es dei[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] haftes Ebenbild ſey. Gib dein Almoſen verſtolen: du b[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Phariſaͤer; gib es oͤffentlich: du biſt es auch. Sey wer du [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] der groſſe Haufe findet deine Tugend zu rauh oder zu ſchluͤpf[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Moͤgte es doch, wenn nur noch die Menſchen zur Verge[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] zu bewegen waͤren! Der Allerhoͤchſte erbarmet ſich, Jeſus [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] zu helfen, und Engel freuen ſich uͤber die Buſſe eines Suͤnd[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Aber die Erde iſt ein Fels, und ihre Bewohner ſind unerbitt[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Haſt du ein Laſter begangen: wiſſen es nur drei Menſchen, [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] weiß es die ganze Gegend. Vieleicht war es das einzige in [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] nem Leben, uͤber welches du erroͤthen mußt! Erroͤthe denn; bi[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Gott herzlich durch Jeſum um Vergebung, und gelobe Beſ[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] rung; ſo iſt alles ungeſchehen, und der Allwiſſende wirft de[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Bergehen in das Meer, daß ſeiner nicht wieder gedacht werd[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Aber von deines gleichen, ja was? von weit Gottloſern wirſt d[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] nicht ſo leicht, wirſt du niemals zu ſolchen Gnaden angenommen[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Fall ihnen zu Fuͤſſen, bewein deine Fehler Tag und Nacht, ſey von nun an ein Engel: umſonſt! man weiſet hinter deinem Ruͤ- cken mit Fingern auf dich, und pflanzet die dich verkleinernde Ge- ſchichte mit vielen Zuſaͤtzen auf Kindeskinder fort. Deine ſpaͤte Nachkommen werden noch damit gedemuͤtiget.
Dis ſcharfe Richteramt meiner Nebenmenſchen (denen ich leider ihre Fehler auch viel zu lange nachtrage!) ſoll mich behut- ſamer machen. Hier macht man mich im Ruͤcken laͤcherlich und abſcheulich; in der Hoͤlle aber wuͤrde man es mir ins Geſicht thun! Da mich alſo dieſe Unart meiner Naͤchſten vorſichtiger im Reden und Handeln machen kan, ſo will ich mich weiter nicht daruͤber beſchweren; ich will den Schuldigern vergeben, allen Schein des Boͤſen ſo viel moͤglich meiden, und fleißig deine Vergebung, o Jeſu! ſuchen. Haſt du losgeſprochen: ſo mag die Hoͤlle bruͤl- len, ich werde doch ſelig.
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[156[186]/0193]
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Nachkommen werden noch damit gedemuͤtiget.
Dis ſcharfe Richteramt meiner Nebenmenſchen (denen ich
leider ihre Fehler auch viel zu lange nachtrage!) ſoll mich behut-
ſamer machen. Hier macht man mich im Ruͤcken laͤcherlich und
abſcheulich; in der Hoͤlle aber wuͤrde man es mir ins Geſicht thun!
Da mich alſo dieſe Unart meiner Naͤchſten vorſichtiger im Reden
und Handeln machen kan, ſo will ich mich weiter nicht daruͤber
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Boͤſen ſo viel moͤglich meiden, und fleißig deine Vergebung,
o Jeſu! ſuchen. Haſt du losgeſprochen: ſo mag die Hoͤlle bruͤl-
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 156[186]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/193>, abgerufen am 16.07.2024.
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