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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 23te März.
Erlösers hinstellte. Aber mein Heiland mußte auch sein[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ehrer zwischen Himmel und Erde haben. Da hieng a[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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verehrte. Er hatte eine richtige Erkentniß von Gottes H[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
keit und seinen eignen unwürdigen Thaten. Vielen leichtsin[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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welche ihn wenigstens lächerlich, wo nicht unglücklich mach[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
konte; und Nikodemus, welcher schon seit einigen Jahren e[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
vernünftiger Forscher der Religion und ein heimlicher Verehre[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Jesu war: alle diese Menschen sollen meine Muster seyn.

Mag doch auch ihre Schwachheit groß gewesen seyn; (denn[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
das beweisen ihre Thränen und ihre Furchtsamkeit) mögen sie sich
doch auch zu den Feinden Jesu wie Einer zu Tausend verhalten
haben: genug, sie waren keine Schwärmer, sie wiegelten niemand
auf, und ihr Glaube wuchs doch, bei der Auferstehung, Him-
melfarth und Ausgiessung des heiligen Geistes, desto schneller.
Mittler zwischen Gott und mir! Jch stehe ohne Gefahr unter dei-
nem Kreuze, und brauche für dich fast nichts zu wagen, als mein
Herz. Wie undankbar müßte ich seyn, wenn ich dir dieses ver-
sagen, meinen Lüsten dienen und gräßlich sterben wolte! Nein,
dir lebe ich, dir sterbe ich; dein bin ich wachend und schlafend,
todt und lebendig!

Der

Der 23te Maͤrz.
Erloͤſers hinſtellte. Aber mein Heiland mußte auch ſein[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ehrer zwiſchen Himmel und Erde haben. Da hieng a[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
fromme Schaͤcher, mit dem ſtaͤrkſten Glauben, den je ei[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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Mag doch auch ihre Schwachheit groß geweſen ſeyn; (denn[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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doch auch zu den Feinden Jeſu wie Einer zu Tauſend verhalten
haben: genug, ſie waren keine Schwaͤrmer, ſie wiegelten niemand
auf, und ihr Glaube wuchs doch, bei der Auferſtehung, Him-
melfarth und Ausgieſſung des heiligen Geiſtes, deſto ſchneller.
Mittler zwiſchen Gott und mir! Jch ſtehe ohne Gefahr unter dei-
nem Kreuze, und brauche fuͤr dich faſt nichts zu wagen, als mein
Herz. Wie undankbar muͤßte ich ſeyn, wenn ich dir dieſes ver-
ſagen, meinen Luͤſten dienen und graͤßlich ſterben wolte! Nein,
dir lebe ich, dir ſterbe ich; dein bin ich wachend und ſchlafend,
todt und lebendig!

Der
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[172[202]/0209] Der 23te Maͤrz. Erloͤſers hinſtellte. Aber mein Heiland mußte auch ſein_ ehrer zwiſchen Himmel und Erde haben. Da hieng a_ fromme Schaͤcher, mit dem ſtaͤrkſten Glauben, den je ei_ beter Chriſti haben konte, und betete ſterbend denjenigen a_ die Erde laͤſterte, und den der Himmel mit lauten Lobgeſ_ verehrte. Er hatte eine richtige Erkentniß von Gottes H_ keit und ſeinen eignen unwuͤrdigen Thaten. Vielen leichtſin_ Chriſten ſcheinet die Bekehrung dieſes Mannes ſehr leicht _ eilig geſchehen zu ſeyn. Aber er konte wuͤrklich kein Frem_ in Religionswahrheiten ſeyn. Und war ſein Chriſtenthum _ aͤuſſerſt feurig? Er betete mitten unter der Marter, ſtrafte ſe_ gottloſen Mitgeſellen, und ließ ſich durch das Leiden Jeſu in_ nem Glauben an ihn nicht irre machen. Wie viele Gruͤnde mu_ er nicht dazu haben! Der roͤmiſche Hauptmann, welcher ſein _ theil erſt faͤllte, nachdem er die ganze Leidensgeſchichte uͤberſeh_ konte; Joſeph von Arimathia, der eine Bitte an Pilatun th_ welche ihn wenigſtens laͤcherlich, wo nicht ungluͤcklich mach_ konte; und Nikodemus, welcher ſchon ſeit einigen Jahren e_ vernuͤnftiger Forſcher der Religion und ein heimlicher Verehre_ Jeſu war: alle dieſe Menſchen ſollen meine Muſter ſeyn. Mag doch auch ihre Schwachheit groß geweſen ſeyn; (denn_ das beweiſen ihre Thraͤnen und ihre Furchtſamkeit) moͤgen ſie ſich doch auch zu den Feinden Jeſu wie Einer zu Tauſend verhalten haben: genug, ſie waren keine Schwaͤrmer, ſie wiegelten niemand auf, und ihr Glaube wuchs doch, bei der Auferſtehung, Him- melfarth und Ausgieſſung des heiligen Geiſtes, deſto ſchneller. Mittler zwiſchen Gott und mir! Jch ſtehe ohne Gefahr unter dei- nem Kreuze, und brauche fuͤr dich faſt nichts zu wagen, als mein Herz. Wie undankbar muͤßte ich ſeyn, wenn ich dir dieſes ver- ſagen, meinen Luͤſten dienen und graͤßlich ſterben wolte! Nein, dir lebe ich, dir ſterbe ich; dein bin ich wachend und ſchlafend, todt und lebendig! Der

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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 172[202]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/209>, abgerufen am 24.11.2024.