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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 28te März.
nichts deutlich und in seiner wahren Gestalt erblicken. Ein[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Krankheit, in welcher die Nerven leiden, verwirret dahe[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Gedanken. Die Seele des Wahnwitzigen erblickt alles du[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
nen falsch geschliffnen Spiegel. Jm ausdorrenden Alter[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
das Glas, so zu sagen an, und die Seelenkräfte nehm[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Auch erhellet hieraus, daß eine Mißgeburt, wenn sie [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
schwerlich reine und gesunde Begriffe bekommen würde.

Nun darf es uns also nicht befremden, daß die Fähig[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
des Geistes bei jedem Menschen so verschieden sind. Die[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
schaffenheit der Eltern, die Zufälle im Mutterleibe, Erzieh[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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welchen die Seele hier sehen soll. Sie selbst verhält sich nur [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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ein beßres Werkzeug bekomt, allerdings besser zu sehen. W[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
wir sterben, so zerbricht dieser Spiegel: aber höret unser Ge[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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Erinnerung dessen, was wir durch dieses Werkzeug kennen le[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ten? Und werden wir durch einen verklärten Körper nicht w[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
heller und genauer sehen? Wir sehen jetzt durch einen Spiegel [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
einem dunkeln Wort: dann aber von Angesicht zu Angesich[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
1 Cor. 13, 12.

Manche meiner Fähigkeiten würden also grösser seyn, wen[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ich meine Gesundheit besser besorgt, und den Werkzeugen mei[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ner Seele mehr Politur durch Fleiß gegeben hätte. Ach Vater! [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
wie viel habe ich versäumt! Jch bereue es von Herzen! Wann du [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
mir aber dereinst einen feinern Körper geben wirst: dann werde [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ich bis auf den Grund erkennen, was ich hier, theils unverschul-
det, theils aus Nachläßigkeit nur stückweise sah! O! wie freu[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ich mich der Ewigkeit entgegen!

Der

Der 28te Maͤrz.
nichts deutlich und in ſeiner wahren Geſtalt erblicken. Ein[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Krankheit, in welcher die Nerven leiden, verwirret dahe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Gedanken. Die Seele des Wahnwitzigen erblickt alles du[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
nen falſch geſchliffnen Spiegel. Jm ausdorrenden Alter[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
das Glas, ſo zu ſagen an, und die Seelenkraͤfte nehm[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Auch erhellet hieraus, daß eine Mißgeburt, wenn ſie [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ſchwerlich reine und geſunde Begriffe bekommen wuͤrde.

Nun darf es uns alſo nicht befremden, daß die Faͤhig[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
des Geiſtes bei jedem Menſchen ſo verſchieden ſind. Die[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ſchaffenheit der Eltern, die Zufaͤlle im Mutterleibe, Erzieh[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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Form und Entwickelung des Koͤrpers, oder des Spiegels, d[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
welchen die Seele hier ſehen ſoll. Sie ſelbſt verhaͤlt ſich nur [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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der das Auge war, deswegen auf zu ſehen? Verlieren wir [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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ten? Und werden wir durch einen verklaͤrten Koͤrper nicht w[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
heller und genauer ſehen? Wir ſehen jetzt durch einen Spiegel [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
einem dunkeln Wort: dann aber von Angeſicht zu Angeſich[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
1 Cor. 13, 12.

Manche meiner Faͤhigkeiten wuͤrden alſo groͤſſer ſeyn, wen[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ich meine Geſundheit beſſer beſorgt, und den Werkzeugen mei[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ner Seele mehr Politur durch Fleiß gegeben haͤtte. Ach Vater! [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
wie viel habe ich verſaͤumt! Jch bereue es von Herzen! Wann du [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
mir aber dereinſt einen feinern Koͤrper geben wirſt: dann werde [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ich bis auf den Grund erkennen, was ich hier, theils unverſchul-
det, theils aus Nachlaͤßigkeit nur ſtuͤckweiſe ſah! O! wie freu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ich mich der Ewigkeit entgegen!

Der
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[176[208]/0215] Der 28te Maͤrz. nichts deutlich und in ſeiner wahren Geſtalt erblicken. Ein_ Krankheit, in welcher die Nerven leiden, verwirret dahe_ Gedanken. Die Seele des Wahnwitzigen erblickt alles du_ nen falſch geſchliffnen Spiegel. Jm ausdorrenden Alter_ das Glas, ſo zu ſagen an, und die Seelenkraͤfte nehm_ Auch erhellet hieraus, daß eine Mißgeburt, wenn ſie _ ſchwerlich reine und geſunde Begriffe bekommen wuͤrde. Nun darf es uns alſo nicht befremden, daß die Faͤhig_ des Geiſtes bei jedem Menſchen ſo verſchieden ſind. Die_ ſchaffenheit der Eltern, die Zufaͤlle im Mutterleibe, Erzieh_ Klima, Lebensart: alles das hat einen groſſen Einfluß au_ Form und Entwickelung des Koͤrpers, oder des Spiegels, d_ welchen die Seele hier ſehen ſoll. Sie ſelbſt verhaͤlt ſich nur _ das Auge, das in einen Spiegel ſieht. Die Seele des W_ witzigen und Dummen behaͤlt demnach die Faͤhigkeit, wenn_ ein beßres Werkzeug bekomt, allerdings beſſer zu ſehen. W_ wir ſterben, ſo zerbricht dieſer Spiegel: aber hoͤret unſer Ge_ der das Auge war, deswegen auf zu ſehen? Verlieren wir _ Erinnerung deſſen, was wir durch dieſes Werkzeug kennen le_ ten? Und werden wir durch einen verklaͤrten Koͤrper nicht w_ heller und genauer ſehen? Wir ſehen jetzt durch einen Spiegel _ einem dunkeln Wort: dann aber von Angeſicht zu Angeſich_ 1 Cor. 13, 12. Manche meiner Faͤhigkeiten wuͤrden alſo groͤſſer ſeyn, wen_ ich meine Geſundheit beſſer beſorgt, und den Werkzeugen mei_ ner Seele mehr Politur durch Fleiß gegeben haͤtte. Ach Vater! _ wie viel habe ich verſaͤumt! Jch bereue es von Herzen! Wann du _ mir aber dereinſt einen feinern Koͤrper geben wirſt: dann werde _ ich bis auf den Grund erkennen, was ich hier, theils unverſchul- det, theils aus Nachlaͤßigkeit nur ſtuͤckweiſe ſah! O! wie freu_ ich mich der Ewigkeit entgegen! Der

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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 176[208]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/215>, abgerufen am 16.07.2024.