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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 27te März.
&q;vollkommen unnachahmliche Kennzeichen der Wahrheit,
&q;Erfinder desselben viel mehr Bewunderung verdienen
&q;als der Held in demselben.

So schön hat noch kein Freigeist gepredigt, als diese[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Schilderung (des Rousseau in seinem Emile) ist. Aus dem [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
de eines Feindes klingt die Lobeserhebung am schönsten; [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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es nicht mein eignes Herz ist. Ehrfurchtsvoll stelle ich mich[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
nach an den Fuß des Hügels Golgatha; höre, sehe, fühle, [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
denke die Wunder, die dort geschehen, erstaune und bete an. [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
wie? wenn ich ein Zuschauer unter der römischen Wache, [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
unter der jüdischen Nation gewesen wäre? Würde ich Mut[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
nug gehabt haben, mit der Muttermilch eingesogne Vorurt[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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schämet mich noch immer sehr! Wie brünstig würde er gebetet[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ben, hätte er meine Erziehung und meine Einsichten gehabt! [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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die Martern Jesu vermehren! Seine gethane Ehrenerklärung [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ter solchen Umständen ist mehr werth, ist glaublicher, als a[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Schimpfen ehrsüchtiger und geitziger Pharisäer und ihrer blind[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Anhänger. Er und der Schächer am Kreuze, sind erbauliche Predig[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]

Richter der Lebendigen und Todten! Jetzt Freund und Br[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
der aller bedrängten Sünder! Wie viele Millionen deiner Feind[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
und Verfolger liegen nicht schon zum Schemel deiner Füsse! -- [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Jch bete dich im Staube an. Die Hölle erkennet zitternd dein[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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es. Bürge meiner Seligkeit! mit welchem Entzücken werde ich[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
dich dereinst von Angesicht zu Angesicht sehen, und deinen Tod[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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jetzt auch nicht schlafen gehen, wenn ich nicht hofte, noch den
morgenden Tag zu erleben.

Der

Der 27te Maͤrz.
&q;vollkommen unnachahmliche Kennzeichen der Wahrheit,
&q;Erfinder deſſelben viel mehr Bewunderung verdienen
&q;als der Held in demſelben.

So ſchoͤn hat noch kein Freigeiſt gepredigt, als dieſe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Schilderung (des Rouſſeau in ſeinem Emile) iſt. Aus dem [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
de eines Feindes klingt die Lobeserhebung am ſchoͤnſten; [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
das Oberhaupt der neuern Naturaliſten eine ſolche Erklaͤru[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ſich geſtellet hat: ſo kan mich kein Verlaͤumder Jeſu irren, [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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jetzt auch nicht ſchlafen gehen, wenn ich nicht hofte, noch den
morgenden Tag zu erleben.

Der
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[180[210]/0217] Der 27te Maͤrz. &q;vollkommen unnachahmliche Kennzeichen der Wahrheit, &q;Erfinder deſſelben viel mehr Bewunderung verdienen &q;als der Held in demſelben. So ſchoͤn hat noch kein Freigeiſt gepredigt, als dieſe_ Schilderung (des Rouſſeau in ſeinem Emile) iſt. Aus dem _ de eines Feindes klingt die Lobeserhebung am ſchoͤnſten; _ das Oberhaupt der neuern Naturaliſten eine ſolche Erklaͤru_ ſich geſtellet hat: ſo kan mich kein Verlaͤumder Jeſu irren, _ es nicht mein eignes Herz iſt. Ehrfurchtsvoll ſtelle ich mich_ nach an den Fuß des Huͤgels Golgatha; hoͤre, ſehe, fuͤhle, _ denke die Wunder, die dort geſchehen, erſtaune und bete an. _ wie? wenn ich ein Zuſchauer unter der roͤmiſchen Wache, _ unter der juͤdiſchen Nation geweſen waͤre? Wuͤrde ich Mut_ nug gehabt haben, mit der Muttermilch eingeſogne Vorurt_ abzulegen, und mit dem roͤmiſchen Hauptmann ausrufen! _ lich, dieſer Menſch︱iſt Gottes Sohn geweſen? O! dieſer Mann_ ſchaͤmet mich noch immer ſehr! Wie bruͤnſtig wuͤrde er gebetet_ ben, haͤtte er meine Erziehung und meine Einſichten gehabt! _ konte ja auch den Kopf ſchuͤtteln, ein Hohngelaͤchter aufſchlagen _ die Martern Jeſu vermehren! Seine gethane Ehrenerklaͤrung _ ter ſolchen Umſtaͤnden iſt mehr werth, iſt glaublicher, als a_ Schimpfen ehrſuͤchtiger und geitziger Phariſaͤer und ihrer blind_ Anhaͤnger. Er und der Schaͤcher am Kreuze, ſind erbauliche Predig_ Richter der Lebendigen und Todten! Jetzt Freund und Br_ der aller bedraͤngten Suͤnder! Wie viele Millionen deiner Feind_ und Verfolger liegen nicht ſchon zum Schemel deiner Fuͤſſe! — _ Jch bete dich im Staube an. Die Hoͤlle erkennet zitternd dein_ Herrſchaft: ich aber zittre fuͤr Dankbarkeit; wenigſtens ſolte ich_ es. Buͤrge meiner Seligkeit! mit welchem Entzuͤcken werde ich_ dich dereinſt von Angeſicht zu Angeſicht ſehen, und deinen Tod_ mein Leben nennen! Du wachteſt in deiner Leidensnacht, ich wuͤrde jetzt auch nicht ſchlafen gehen, wenn ich nicht hofte, noch den morgenden Tag zu erleben. Der

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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 180[210]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/217>, abgerufen am 21.11.2024.