nicht, so würde er -- beten. Nur der rechtschaffne Christ kan unter allen Umständen das beste erwarten, und ohne diese Er- wartung, wie kleinmüthig würde er seyn!
Die Hofnung war demnach ein Geschenk, das uns der All- gütige auf unsre Wallfahrt mitgab, um uns die Pilgertage er- träglich zu machen. Wüßten wir allen Kummer vorher, so würden auch die Herzhaftesten wimmern. Aber so huldreich ist die Vorsehung, daß sie ihre hofnungsvolle Kinder mit dem An- blick künftiger Leiden verschont, entfernte Freuden aber ihnen schon voraus zeigt! Hauptsächlich solte dadurch, wie durch unsre übri- ge wohlgeordnete Leidenschaften, unsre Vorbereitung auf die Ewigkeit befördert und erleichtert werden. Ohne Selbstliebe z. E. oder Verlangen nach Ruhm und Freude würden wir träge Christen seyn; ohne Hofnung aber würden uns die Pflichten des Christenthums ein unerträgliches Joch werden, und kein Simeon würde in Frieden dahin fahren, kein Stephanus den Himmel über sich offen sehen.
Nur du, Herr Jesu! bist felsenfeste Hofnung für mich. An[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] deiner Seite fürchte ich kein Unglück! mit dir kan ich lebend und[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] sterbend grosse Thaten thun. Die Väter im alten Bunde hof[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ten schon auf dich; ich hoffe Auferstehung und Leben, ich hoff[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] alles von dir; und der letzte Mensch, der auf dem Erdboden ster[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ben oder verwandelt werden wird, kan sich nur mit dir der Ewig[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] keit entgegen freuen. Die mir angeborne Hofnung soll mich ni[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] mals zur Sicherheit verführen, sondern mir zulispeln: daß sie nu[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] auf Jesum ziele, weil kein ander Heil und auch kein andrer Na[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] den Menschen gegeben ist, darin sie könten selig werden. J[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] hoffe demnach, (Herr! laß meine Hofnung nicht schamroth we[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] den!) daß ich durch Christum einen gnädigen Vater im Himm[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] haben, daß ich diase Nacht gesund überleben, oder wenn me[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Gott gebeut, selig sterben werde. Dis ist mein inbrünstig[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Abendwunsch: erhör mich, Gott! du meine Hofnung von m[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ner Jugend an!
D[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Der 21te Januar.
nicht, ſo wuͤrde er — beten. Nur der rechtſchaffne Chriſt kan unter allen Umſtaͤnden das beſte erwarten, und ohne dieſe Er- wartung, wie kleinmuͤthig wuͤrde er ſeyn!
Die Hofnung war demnach ein Geſchenk, das uns der All- guͤtige auf unſre Wallfahrt mitgab, um uns die Pilgertage er- traͤglich zu machen. Wuͤßten wir allen Kummer vorher, ſo wuͤrden auch die Herzhafteſten wimmern. Aber ſo huldreich iſt die Vorſehung, daß ſie ihre hofnungsvolle Kinder mit dem An- blick kuͤnftiger Leiden verſchont, entfernte Freuden aber ihnen ſchon voraus zeigt! Hauptſaͤchlich ſolte dadurch, wie durch unſre uͤbri- ge wohlgeordnete Leidenſchaften, unſre Vorbereitung auf die Ewigkeit befoͤrdert und erleichtert werden. Ohne Selbſtliebe z. E. oder Verlangen nach Ruhm und Freude wuͤrden wir traͤge Chriſten ſeyn; ohne Hofnung aber wuͤrden uns die Pflichten des Chriſtenthums ein unertraͤgliches Joch werden, und kein Simeon wuͤrde in Frieden dahin fahren, kein Stephanus den Himmel uͤber ſich offen ſehen.
Nur du, Herr Jeſu! biſt felſenfeſte Hofnung fuͤr mich. An[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] deiner Seite fuͤrchte ich kein Ungluͤck! mit dir kan ich lebend und[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ſterbend groſſe Thaten thun. Die Vaͤter im alten Bunde hof[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ten ſchon auf dich; ich hoffe Auferſtehung und Leben, ich hoff[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] alles von dir; und der letzte Menſch, der auf dem Erdboden ſter[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ben oder verwandelt werden wird, kan ſich nur mit dir der Ewig[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] keit entgegen freuen. Die mir angeborne Hofnung ſoll mich ni[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] mals zur Sicherheit verfuͤhren, ſondern mir zuliſpeln: daß ſie nu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] auf Jeſum ziele, weil kein ander Heil und auch kein andrer Na[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] den Menſchen gegeben iſt, darin ſie koͤnten ſelig werden. J[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] hoffe demnach, (Herr! laß meine Hofnung nicht ſchamroth we[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] den!) daß ich durch Chriſtum einen gnaͤdigen Vater im Himm[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] haben, daß ich diaſe Nacht geſund uͤberleben, oder wenn me[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Gott gebeut, ſelig ſterben werde. Dis iſt mein inbruͤnſtig[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Abendwunſch: erhoͤr mich, Gott! du meine Hofnung von m[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ner Jugend an!
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[44[74]/0081]
Der 21te Januar.
nicht, ſo wuͤrde er — beten. Nur der rechtſchaffne Chriſt kan
unter allen Umſtaͤnden das beſte erwarten, und ohne dieſe Er-
wartung, wie kleinmuͤthig wuͤrde er ſeyn!
Die Hofnung war demnach ein Geſchenk, das uns der All-
guͤtige auf unſre Wallfahrt mitgab, um uns die Pilgertage er-
traͤglich zu machen. Wuͤßten wir allen Kummer vorher, ſo
wuͤrden auch die Herzhafteſten wimmern. Aber ſo huldreich iſt
die Vorſehung, daß ſie ihre hofnungsvolle Kinder mit dem An-
blick kuͤnftiger Leiden verſchont, entfernte Freuden aber ihnen ſchon
voraus zeigt! Hauptſaͤchlich ſolte dadurch, wie durch unſre uͤbri-
ge wohlgeordnete Leidenſchaften, unſre Vorbereitung auf die
Ewigkeit befoͤrdert und erleichtert werden. Ohne Selbſtliebe
z. E. oder Verlangen nach Ruhm und Freude wuͤrden wir traͤge
Chriſten ſeyn; ohne Hofnung aber wuͤrden uns die Pflichten des
Chriſtenthums ein unertraͤgliches Joch werden, und kein Simeon
wuͤrde in Frieden dahin fahren, kein Stephanus den Himmel uͤber
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Nur du, Herr Jeſu! biſt felſenfeſte Hofnung fuͤr mich. An_
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 44[74]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/81>, abgerufen am 27.11.2024.
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