Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

eine Art der Verleugnung Christi ist, wie Paulus 2 Tim. 2, 12. das Dulden und Verleugnen einander entgegen sezet, dulden wir mit u. s. w.; so möchte doch noch manchem, wie dem verleugnenden Petro, Barmherzigkeit wiederfaren: ob gleich nicht zuleugnen ist, daß die zwei leztern Classen, Die dritte Art ist völlig zuentschuldigen, bei der vierten komts auf den ganzen Zusammenhang der Umstände an, welchen wir nicht einsehen, folglig auch nicht entscheidend urtheilen können, doch für die Schwachheit Verzeihung hoffen. wie nicht ohne Hofnung, also auch nicht ohne große Gefahr ihrer Seligkeit sein. Aber welche Hofnunge bleibet denen, die, nachdem sie einmal erleuchtet sind, muthwillens abfallen? So wir muthwillig fündigen, nachdem wir die Erkentniß der Warheit empfangen haben, haben wir fürder kein ander Opfer mer für die Sünde Ebr. 10, 26. Wie kan sich darauf, daß noch einige in der römischen Kirche selig werden und in deren Ansehung diese Kirche noch eine wahre Kirche ist, einer von uns verlassen? Solcher wird die Gefahr lieben, Gott versuchen, die Kirchen ärgern und eine warhaftige Abgötterey begehen: indem er Gott und sein Wort nicht über alles, sondern die Welt und die Lügen über jene liebet. Aldieweil wir nun, gnädigster Fürst und Herr! dem, was wir aus Gottes Worte also überzeuget sein, auch lehren und predigen, ipso facto nicht contradiciren können noch bey Verlust unsrer Seligkeit dürfen, und noch zur

eine Art der Verleugnung Christi ist, wie Paulus 2 Tim. 2, 12. das Dulden und Verleugnen einander entgegen sezet, dulden wir mit u. s. w.; so möchte doch noch manchem, wie dem verleugnenden Petro, Barmherzigkeit wiederfaren: ob gleich nicht zuleugnen ist, daß die zwei leztern Classen, Die dritte Art ist völlig zuentschuldigen, bei der vierten komts auf den ganzen Zusammenhang der Umstände an, welchen wir nicht einsehen, folglig auch nicht entscheidend urtheilen können, doch für die Schwachheit Verzeihung hoffen. wie nicht ohne Hofnung, also auch nicht ohne große Gefahr ihrer Seligkeit sein. Aber welche Hofnunge bleibet denen, die, nachdem sie einmal erleuchtet sind, muthwillens abfallen? So wir muthwillig fündigen, nachdem wir die Erkentniß der Warheit empfangen haben, haben wir fürder kein ander Opfer mer für die Sünde Ebr. 10, 26. Wie kan sich darauf, daß noch einige in der römischen Kirche selig werden und in deren Ansehung diese Kirche noch eine wahre Kirche ist, einer von uns verlassen? Solcher wird die Gefahr lieben, Gott versuchen, die Kirchen ärgern und eine warhaftige Abgötterey begehen: indem er Gott und sein Wort nicht über alles, sondern die Welt und die Lügen über jene liebet. Aldieweil wir nun, gnädigster Fürst und Herr! dem, was wir aus Gottes Worte also überzeuget sein, auch lehren und predigen, ipso facto nicht contradiciren können noch bey Verlust unsrer Seligkeit dürfen, und noch zur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f1022" n="66"/>
eine Art der Verleugnung Christi ist, wie Paulus 2 Tim. 2, 12. das Dulden und                      Verleugnen einander entgegen sezet, dulden wir mit u. s. w.; so möchte doch noch                      manchem, wie dem verleugnenden Petro, Barmherzigkeit wiederfaren: ob gleich                      nicht zuleugnen ist, daß die zwei leztern Classen, <note place="left">Die                          dritte Art ist völlig zuentschuldigen, bei der vierten komts auf den ganzen                          Zusammenhang der Umstände an, welchen wir nicht einsehen, folglig auch nicht                          entscheidend urtheilen können, doch für die Schwachheit Verzeihung                      hoffen.</note> wie nicht ohne Hofnung, also auch nicht ohne große Gefahr ihrer                      Seligkeit sein. Aber welche Hofnunge bleibet denen, die, nachdem sie einmal                      erleuchtet sind, muthwillens abfallen? So wir muthwillig fündigen, nachdem wir                      die Erkentniß der Warheit empfangen haben, haben wir fürder kein ander Opfer mer                      für die Sünde Ebr. 10, 26. Wie kan sich darauf, daß noch einige in der römischen                      Kirche selig werden und in deren Ansehung diese Kirche noch eine wahre Kirche                      ist, einer von uns verlassen? Solcher wird die Gefahr lieben, Gott versuchen,                      die Kirchen ärgern und eine warhaftige Abgötterey begehen: indem er Gott und                      sein Wort nicht über alles, sondern die Welt und die Lügen über jene liebet.                      Aldieweil wir nun, gnädigster Fürst und Herr! dem, was wir aus Gottes Worte also                      überzeuget sein, auch lehren und predigen, ipso facto nicht contradiciren können                      noch bey Verlust unsrer Seligkeit dürfen, und noch zur
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/1022] eine Art der Verleugnung Christi ist, wie Paulus 2 Tim. 2, 12. das Dulden und Verleugnen einander entgegen sezet, dulden wir mit u. s. w.; so möchte doch noch manchem, wie dem verleugnenden Petro, Barmherzigkeit wiederfaren: ob gleich nicht zuleugnen ist, daß die zwei leztern Classen, wie nicht ohne Hofnung, also auch nicht ohne große Gefahr ihrer Seligkeit sein. Aber welche Hofnunge bleibet denen, die, nachdem sie einmal erleuchtet sind, muthwillens abfallen? So wir muthwillig fündigen, nachdem wir die Erkentniß der Warheit empfangen haben, haben wir fürder kein ander Opfer mer für die Sünde Ebr. 10, 26. Wie kan sich darauf, daß noch einige in der römischen Kirche selig werden und in deren Ansehung diese Kirche noch eine wahre Kirche ist, einer von uns verlassen? Solcher wird die Gefahr lieben, Gott versuchen, die Kirchen ärgern und eine warhaftige Abgötterey begehen: indem er Gott und sein Wort nicht über alles, sondern die Welt und die Lügen über jene liebet. Aldieweil wir nun, gnädigster Fürst und Herr! dem, was wir aus Gottes Worte also überzeuget sein, auch lehren und predigen, ipso facto nicht contradiciren können noch bey Verlust unsrer Seligkeit dürfen, und noch zur Die dritte Art ist völlig zuentschuldigen, bei der vierten komts auf den ganzen Zusammenhang der Umstände an, welchen wir nicht einsehen, folglig auch nicht entscheidend urtheilen können, doch für die Schwachheit Verzeihung hoffen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/1022
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/1022>, abgerufen am 22.11.2024.