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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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hatte zwar beim Absterben 743 Hildebranden, seinen Enkel zum Nachfolger, die Longobarden wurden aber bald mit selbigem unzufrieden, sezten 744 ihn ab und machten den Herzog Rachis von Friaul zum Könige. Die Hochachtung des Klosterlebens machte gleichfals verschiedene Veränderungen; den es war zu dieser Zeit nichts ungewönliges, daß Fürsten selbiges erweleten, mit Aufgebung aller äusern Vorzüge. Ina, König von Eßex, der zu Rom eine Schule für Engelländer gestiftet und seinen Unterthanen eine Abgabe zu deren Unterhaltung aufgeleget hatte, welche nachmals der Petersgroschen genant und als ein gebürender Zins von dem römischen Stule angesehen worden, war selbst 740 zu Rom ins Kloster gegangen; Karolomun, Fürst und Herzog der Franken, welcher Bonifacium in allem unterstüzet und 745 nach Mainz befördert hatte, überlies das östlige Theil des fränkischen Reiches an seinen Bruder Pippin, ging 747 nach Rom, erbauete in der Gegend selbiger Stadt ein Kloster, in welchem er anfangs, nachmals aber im Caßinischen Kloster lebte, welches auch der longobardische König Rachis leztlig zu seinem Aufenthalte wehlete. Rachis war 748 ins römische Gebiet gefallen und belagerte Perugia, der Papst ging aber zu ihm ins Lager und brachte durch sein Zureden es dahin, daß er nicht nur die Belagerung aufhob, das Eroberte zurück gab, den

hatte zwar beim Absterben 743 Hildebranden, seinen Enkel zum Nachfolger, die Longobarden wurden aber bald mit selbigem unzufrieden, sezten 744 ihn ab und machten den Herzog Rachis von Friaul zum Könige. Die Hochachtung des Klosterlebens machte gleichfals verschiedene Veränderungen; den es war zu dieser Zeit nichts ungewönliges, daß Fürsten selbiges erweleten, mit Aufgebung aller äusern Vorzüge. Ina, König von Eßex, der zu Rom eine Schule für Engelländer gestiftet und seinen Unterthanen eine Abgabe zu deren Unterhaltung aufgeleget hatte, welche nachmals der Petersgroschen genant und als ein gebürender Zins von dem römischen Stule angesehen worden, war selbst 740 zu Rom ins Kloster gegangen; Karolomun, Fürst und Herzog der Franken, welcher Bonifacium in allem unterstüzet und 745 nach Mainz befördert hatte, überlies das östlige Theil des fränkischen Reiches an seinen Bruder Pippin, ging 747 nach Rom, erbauete in der Gegend selbiger Stadt ein Kloster, in welchem er anfangs, nachmals aber im Caßinischen Kloster lebte, welches auch der longobardische König Rachis leztlig zu seinem Aufenthalte wehlete. Rachis war 748 ins römische Gebiet gefallen und belagerte Perugia, der Papst ging aber zu ihm ins Lager und brachte durch sein Zureden es dahin, daß er nicht nur die Belagerung aufhob, das Eroberte zurück gab, den

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[222/0234] hatte zwar beim Absterben 743 Hildebranden, seinen Enkel zum Nachfolger, die Longobarden wurden aber bald mit selbigem unzufrieden, sezten 744 ihn ab und machten den Herzog Rachis von Friaul zum Könige. Die Hochachtung des Klosterlebens machte gleichfals verschiedene Veränderungen; den es war zu dieser Zeit nichts ungewönliges, daß Fürsten selbiges erweleten, mit Aufgebung aller äusern Vorzüge. Ina, König von Eßex, der zu Rom eine Schule für Engelländer gestiftet und seinen Unterthanen eine Abgabe zu deren Unterhaltung aufgeleget hatte, welche nachmals der Petersgroschen genant und als ein gebürender Zins von dem römischen Stule angesehen worden, war selbst 740 zu Rom ins Kloster gegangen; Karolomun, Fürst und Herzog der Franken, welcher Bonifacium in allem unterstüzet und 745 nach Mainz befördert hatte, überlies das östlige Theil des fränkischen Reiches an seinen Bruder Pippin, ging 747 nach Rom, erbauete in der Gegend selbiger Stadt ein Kloster, in welchem er anfangs, nachmals aber im Caßinischen Kloster lebte, welches auch der longobardische König Rachis leztlig zu seinem Aufenthalte wehlete. Rachis war 748 ins römische Gebiet gefallen und belagerte Perugia, der Papst ging aber zu ihm ins Lager und brachte durch sein Zureden es dahin, daß er nicht nur die Belagerung aufhob, das Eroberte zurück gab, den

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/234>, abgerufen am 24.11.2024.