Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Zwistigkeiten des römischen Stuls mit Constantinopel wurden 866 dem Anscheine866 nach sehr vermehret, da die Bulgaren sich nach Rom wandten, ohngeachtet sie das Christenthum von den Grichen empfangen hatten. Diese Lehre war schon im Anfange dieses Jarhunderts durch weggefürte Gefangene den Bulgaren bekant worden; und als Theodora, Michaels Mutter, mit ihnen Frieden schlos, war vorher die gefangene Schwester ihres Königs zu Constantinopel zum Christenthume getreten, auch hatte der König mit einem gefangenen Mönche viele Unterredungen gehabt: Methodius ein Maler, den er hernach, nebst andern Künstlern aus dem grichtschen Reiche kommen laßen, sezte den Unterricht fort; deßen gelehrter Bruder Constantin, welcher das Christenthum unter den Chazaren gepflanzet hatte, kam ihm zuhülfe: in einer schweren Theurung nam der König das Christenthum öffentlig an und lies mehr Lehrer kommen; anfangs aus Constantinopel, nachmals, als die zwei Brüder dahin zurük gegangen waren, aus Rom, durch eine 866 dahin abgefertigte Gesandschaft. Nikolaus schikte zwei Bischöfe und zugleich eine Vorschrift die einzufürenden römischen Gebräuche betreffend: den der Gehorsam gegen den römischen Stul war die Hauptsache, und nur unter dieser Bedingung solte das Christenthum ausgebreitet werden.

Die Zwistigkeiten des römischen Stuls mit Constantinopel wurden 866 dem Anscheine866 nach sehr vermehret, da die Bulgaren sich nach Rom wandten, ohngeachtet sie das Christenthum von den Grichen empfangen hatten. Diese Lehre war schon im Anfange dieses Jarhunderts durch weggefürte Gefangene den Bulgaren bekant worden; und als Theodora, Michaels Mutter, mit ihnen Frieden schlos, war vorher die gefangene Schwester ihres Königs zu Constantinopel zum Christenthume getreten, auch hatte der König mit einem gefangenen Mönche viele Unterredungen gehabt: Methodius ein Maler, den er hernach, nebst andern Künstlern aus dem grichtschen Reiche kommen laßen, sezte den Unterricht fort; deßen gelehrter Bruder Constantin, welcher das Christenthum unter den Chazaren gepflanzet hatte, kam ihm zuhülfe: in einer schweren Theurung nam der König das Christenthum öffentlig an und lies mehr Lehrer kommen; anfangs aus Constantinopel, nachmals, als die zwei Brüder dahin zurük gegangen waren, aus Rom, durch eine 866 dahin abgefertigte Gesandschaft. Nikolaus schikte zwei Bischöfe und zugleich eine Vorschrift die einzufürenden römischen Gebräuche betreffend: den der Gehorsam gegen den römischen Stul war die Hauptsache, und nur unter dieser Bedingung solte das Christenthum ausgebreitet werden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0297" n="285"/>
        <p>Die Zwistigkeiten des römischen Stuls mit Constantinopel wurden 866 dem                          Anscheine<note place="right">866</note> nach sehr vermehret, da die                      Bulgaren sich nach Rom wandten, ohngeachtet sie das Christenthum von den Grichen                      empfangen hatten. Diese Lehre war schon im Anfange dieses Jarhunderts durch                      weggefürte Gefangene den Bulgaren bekant worden; und als Theodora, Michaels                      Mutter, mit ihnen Frieden schlos, war vorher die gefangene Schwester ihres                      Königs zu Constantinopel zum Christenthume getreten, auch hatte der König mit                      einem gefangenen Mönche viele Unterredungen gehabt: Methodius ein Maler, den er                      hernach, nebst andern Künstlern aus dem grichtschen Reiche kommen laßen, sezte                      den Unterricht fort; deßen gelehrter Bruder Constantin, welcher das Christenthum                      unter den Chazaren gepflanzet hatte, kam ihm zuhülfe: in einer schweren Theurung                      nam der König das Christenthum öffentlig an und lies mehr Lehrer kommen; anfangs                      aus Constantinopel, nachmals, als die zwei Brüder dahin zurük gegangen waren,                      aus Rom, durch eine 866 dahin abgefertigte Gesandschaft. Nikolaus schikte zwei                      Bischöfe und zugleich eine Vorschrift die einzufürenden römischen Gebräuche                      betreffend: den der Gehorsam gegen den römischen Stul war die Hauptsache, und                      nur unter dieser Bedingung solte das Christenthum ausgebreitet werden.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0297] Die Zwistigkeiten des römischen Stuls mit Constantinopel wurden 866 dem Anscheine nach sehr vermehret, da die Bulgaren sich nach Rom wandten, ohngeachtet sie das Christenthum von den Grichen empfangen hatten. Diese Lehre war schon im Anfange dieses Jarhunderts durch weggefürte Gefangene den Bulgaren bekant worden; und als Theodora, Michaels Mutter, mit ihnen Frieden schlos, war vorher die gefangene Schwester ihres Königs zu Constantinopel zum Christenthume getreten, auch hatte der König mit einem gefangenen Mönche viele Unterredungen gehabt: Methodius ein Maler, den er hernach, nebst andern Künstlern aus dem grichtschen Reiche kommen laßen, sezte den Unterricht fort; deßen gelehrter Bruder Constantin, welcher das Christenthum unter den Chazaren gepflanzet hatte, kam ihm zuhülfe: in einer schweren Theurung nam der König das Christenthum öffentlig an und lies mehr Lehrer kommen; anfangs aus Constantinopel, nachmals, als die zwei Brüder dahin zurük gegangen waren, aus Rom, durch eine 866 dahin abgefertigte Gesandschaft. Nikolaus schikte zwei Bischöfe und zugleich eine Vorschrift die einzufürenden römischen Gebräuche betreffend: den der Gehorsam gegen den römischen Stul war die Hauptsache, und nur unter dieser Bedingung solte das Christenthum ausgebreitet werden. 866

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/297
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/297>, abgerufen am 22.11.2024.