Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Constantinus und Methodius waren aus Constantinopel nach Mären berufen worden und arbeiteten auch da und in Böhmen an der Bekantmachung der christligen Lehre: Nikolaus, der sie nicht gesand hatte, befal ihnen gleichwol 866 nach Rom zukommen und Rechenschaft von ihren Verrichtungen abzulegen. Der Anfang war in diesen Gegenden von Teutschland ausgemacht; aber die Fortsezung durch den Mangel der Kentnis von der slavischen Sprache bei den Lehrern und Einfürung eines unverständligen lateinischen Gottesdienstes, durch das Gezänk der benachbarten Bischöfe um die Aussicht und Unbeständigkeit römischer veränderlig ergangener Entscheidungen, durch Kriege dieser Völker mit Kaiser Ludwige dem frommen und König Ludwige dem reutschen gehindert worden; daß also weiter aus Teutschland keine Lehrer verlanget oder angenommen, vielmehr aus Constantinopel die zwei Brüder geholet wurden; weil die Einrichtung, so sie bei den Bulgaren gemacht hatten, Beifal fand; wie auf gleiche Weise bei den Mären der Gottes dienst in der Landessprache nunmer eingefüret und vom größesten Theile des Volks angenommen ward. Zu den herschsüchtig eigenwilligen Geboten des römischen Stuls gehörete auch dieses, daß er den Völkern befal den Gottesdienst in fremder Sprache zuhalten, oder die lateinische zulernen, um ihn und die Lehre zu-

Constantinus und Methodius waren aus Constantinopel nach Mären berufen worden und arbeiteten auch da und in Böhmen an der Bekantmachung der christligen Lehre: Nikolaus, der sie nicht gesand hatte, befal ihnen gleichwol 866 nach Rom zukommen und Rechenschaft von ihren Verrichtungen abzulegen. Der Anfang war in diesen Gegenden von Teutschland ausgemacht; aber die Fortsezung durch den Mangel der Kentnis von der slavischen Sprache bei den Lehrern und Einfürung eines unverständligen lateinischen Gottesdienstes, durch das Gezänk der benachbarten Bischöfe um die Aussicht und Unbeständigkeit römischer veränderlig ergangener Entscheidungen, durch Kriege dieser Völker mit Kaiser Ludwige dem frommen und König Ludwige dem reutschen gehindert worden; daß also weiter aus Teutschland keine Lehrer verlanget oder angenommen, vielmehr aus Constantinopel die zwei Brüder geholet wurden; weil die Einrichtung, so sie bei den Bulgaren gemacht hatten, Beifal fand; wie auf gleiche Weise bei den Mären der Gottes dienst in der Landessprache nunmer eingefüret und vom größesten Theile des Volks angenommen ward. Zu den herschsüchtig eigenwilligen Geboten des römischen Stuls gehörete auch dieses, daß er den Völkern befal den Gottesdienst in fremder Sprache zuhalten, oder die lateinische zulernen, um ihn und die Lehre zu-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0298" n="286"/>
Constantinus und Methodius waren aus Constantinopel                      nach Mären berufen worden und arbeiteten auch da und in Böhmen an der                      Bekantmachung der christligen Lehre: Nikolaus, der sie nicht gesand hatte, befal                      ihnen gleichwol 866 nach Rom zukommen und Rechenschaft von ihren Verrichtungen                      abzulegen. Der Anfang war in diesen Gegenden von Teutschland ausgemacht; aber                      die Fortsezung durch den Mangel der Kentnis von der slavischen Sprache bei den                      Lehrern und Einfürung eines unverständligen lateinischen Gottesdienstes, durch                      das Gezänk der benachbarten Bischöfe um die Aussicht und Unbeständigkeit                      römischer veränderlig ergangener Entscheidungen, durch Kriege dieser Völker mit                      Kaiser Ludwige dem frommen und König Ludwige dem reutschen gehindert worden; daß                      also weiter aus Teutschland keine Lehrer verlanget oder angenommen, vielmehr aus                      Constantinopel die zwei Brüder geholet wurden; weil die Einrichtung, so sie bei                      den Bulgaren gemacht hatten, Beifal fand; wie auf gleiche Weise bei den Mären                      der Gottes dienst in der Landessprache nunmer eingefüret und vom größesten                      Theile des Volks angenommen ward. Zu den herschsüchtig eigenwilligen Geboten des                      römischen Stuls gehörete auch dieses, daß er den Völkern befal den Gottesdienst                      in fremder Sprache zuhalten, oder die lateinische zulernen, um ihn und die Lehre                              zu-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0298] Constantinus und Methodius waren aus Constantinopel nach Mären berufen worden und arbeiteten auch da und in Böhmen an der Bekantmachung der christligen Lehre: Nikolaus, der sie nicht gesand hatte, befal ihnen gleichwol 866 nach Rom zukommen und Rechenschaft von ihren Verrichtungen abzulegen. Der Anfang war in diesen Gegenden von Teutschland ausgemacht; aber die Fortsezung durch den Mangel der Kentnis von der slavischen Sprache bei den Lehrern und Einfürung eines unverständligen lateinischen Gottesdienstes, durch das Gezänk der benachbarten Bischöfe um die Aussicht und Unbeständigkeit römischer veränderlig ergangener Entscheidungen, durch Kriege dieser Völker mit Kaiser Ludwige dem frommen und König Ludwige dem reutschen gehindert worden; daß also weiter aus Teutschland keine Lehrer verlanget oder angenommen, vielmehr aus Constantinopel die zwei Brüder geholet wurden; weil die Einrichtung, so sie bei den Bulgaren gemacht hatten, Beifal fand; wie auf gleiche Weise bei den Mären der Gottes dienst in der Landessprache nunmer eingefüret und vom größesten Theile des Volks angenommen ward. Zu den herschsüchtig eigenwilligen Geboten des römischen Stuls gehörete auch dieses, daß er den Völkern befal den Gottesdienst in fremder Sprache zuhalten, oder die lateinische zulernen, um ihn und die Lehre zu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/298
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/298>, abgerufen am 22.11.2024.