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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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schrieben. Die Bulgaren, welche des lateinischen Gottesdienstes und ihrer von Rom gesandten Priester bald müde worden, hatten gleich beim Anfange der Versamlung die Anfrage gethan; ob sie unter des Papstes oder Patriarchen Aufsicht in gottesdienstligen Dingen stehen müsten? es wurde aber solche Frage bis zum Ende der Versamlung verschoben und alsdan, alles römischen Wiederspruches ohngeachtet, zum Vortheile des Patriarchen entschieden, der den Bulgaren einen Erzbischof gab, welchem der lateinische weichen muste. Die römischen Gesandten wurden zulezt kaltsinnig von Constantinopel entlaßen, da man sichs schon leid sein lies, daß man dem römischen Stule zuviel geschmeichelt hatte. Bei den Rußen in roth Rusland war das Christenthum von Mähren aus bekant worden, welches Reich sich damals bis dorthin erstrekte: durch eine Gesandfchaft an Basilium suchten und erhielten auch diese einen Erzbischof aus Constantinopel. Hingegen fanden sich Constantin und Methodius zu Rom ein, unterwarsen sich und ihre Mährischen Gemeinen dem römischen Stule, wie Nikolaus verlanget hatte: Hadrianus der selbigem gefolget war, weihete sie aufs neue und verband sie zur Einfürung der römischen Gebräuche, schikte Methodium zurük und behielt Constantinum zu Rom, da er den Namen Cyrillus fürete und eine slavische Schule

schrieben. Die Bulgaren, welche des lateinischen Gottesdienstes und ihrer von Rom gesandten Priester bald müde worden, hatten gleich beim Anfange der Versamlung die Anfrage gethan; ob sie unter des Papstes oder Patriarchen Aufsicht in gottesdienstligen Dingen stehen müsten? es wurde aber solche Frage bis zum Ende der Versamlung verschoben und alsdan, alles römischen Wiederspruches ohngeachtet, zum Vortheile des Patriarchen entschieden, der den Bulgaren einen Erzbischof gab, welchem der lateinische weichen muste. Die römischen Gesandten wurden zulezt kaltsinnig von Constantinopel entlaßen, da man sichs schon leid sein lies, daß man dem römischen Stule zuviel geschmeichelt hatte. Bei den Rußen in roth Rusland war das Christenthum von Mähren aus bekant worden, welches Reich sich damals bis dorthin erstrekte: durch eine Gesandfchaft an Basilium suchten und erhielten auch diese einen Erzbischof aus Constantinopel. Hingegen fanden sich Constantin und Methodius zu Rom ein, unterwarsen sich und ihre Mährischen Gemeinen dem römischen Stule, wie Nikolaus verlanget hatte: Hadrianus der selbigem gefolget war, weihete sie aufs neue und verband sie zur Einfürung der römischen Gebräuche, schikte Methodium zurük und behielt Constantinum zu Rom, da er den Namen Cyrillus fürete und eine slavische Schule

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[289/0301] schrieben. Die Bulgaren, welche des lateinischen Gottesdienstes und ihrer von Rom gesandten Priester bald müde worden, hatten gleich beim Anfange der Versamlung die Anfrage gethan; ob sie unter des Papstes oder Patriarchen Aufsicht in gottesdienstligen Dingen stehen müsten? es wurde aber solche Frage bis zum Ende der Versamlung verschoben und alsdan, alles römischen Wiederspruches ohngeachtet, zum Vortheile des Patriarchen entschieden, der den Bulgaren einen Erzbischof gab, welchem der lateinische weichen muste. Die römischen Gesandten wurden zulezt kaltsinnig von Constantinopel entlaßen, da man sichs schon leid sein lies, daß man dem römischen Stule zuviel geschmeichelt hatte. Bei den Rußen in roth Rusland war das Christenthum von Mähren aus bekant worden, welches Reich sich damals bis dorthin erstrekte: durch eine Gesandfchaft an Basilium suchten und erhielten auch diese einen Erzbischof aus Constantinopel. Hingegen fanden sich Constantin und Methodius zu Rom ein, unterwarsen sich und ihre Mährischen Gemeinen dem römischen Stule, wie Nikolaus verlanget hatte: Hadrianus der selbigem gefolget war, weihete sie aufs neue und verband sie zur Einfürung der römischen Gebräuche, schikte Methodium zurük und behielt Constantinum zu Rom, da er den Namen Cyrillus fürete und eine slavische Schule

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/301>, abgerufen am 22.11.2024.