Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

anlegen solte. Nach zehn Jahren muste Methodius wieder zu Rom erscheinen; weil man es tadelte, daß der Gottesdienst bei den Mären in ihrer Landessprache gehalten wurde; wozu er doch endlig Freiheit erhielt: in diesem Stükke hatten also diese Gemeinen einen wichtigen Vorzug vor den übrigen abendländischen; vom Bilderdienste blieben sie nicht frei, den Cyril und Methodius waren selbst demselben ergeben. In Frankreich wiedersezte sich Hinkmar von Laon auf alle Weise sowol seinem Oheime Hinkmare von Rheims, als dem Könige Karl dem kalen: da er 868 bei diesem häufigen Ungerechtigkeiten halber angeklaget worden, aber vor keinem weltligen Gerichte stehen wolte; zog der König seine Güter ein, stellete sie zwar sogleich wieder her, auf Hinkmar von Rheims Vermittelung, lies aber die Klage durch ein gemischtes Gericht unter des lezten Vorsize entscheiden, welches ihm den Besiz aller seiner Landgüter absprach: er berief sich auf den Papst, bei welchem er den König und seinem Oheim verklagte. Der König Lotharius ward 869 zu Rom durch Vermittelung seines Bruders, des Kaisers Ludwig, ausgesöhnet; starb aber auf der Rükreise: Karl der kale bemächtigte sich Lotharinges, welches Ludwige dem Kaiser gehöret hätte, für welchen der Papst mit Drohen und Befelen wieder Karln den Ausspruch that: vom Rechte

anlegen solte. Nach zehn Jahren muste Methodius wieder zu Rom erscheinen; weil man es tadelte, daß der Gottesdienst bei den Mären in ihrer Landessprache gehalten wurde; wozu er doch endlig Freiheit erhielt: in diesem Stükke hatten also diese Gemeinen einen wichtigen Vorzug vor den übrigen abendländischen; vom Bilderdienste blieben sie nicht frei, den Cyril und Methodius waren selbst demselben ergeben. In Frankreich wiedersezte sich Hinkmar von Laon auf alle Weise sowol seinem Oheime Hinkmare von Rheims, als dem Könige Karl dem kalen: da er 868 bei diesem häufigen Ungerechtigkeiten halber angeklaget worden, aber vor keinem weltligen Gerichte stehen wolte; zog der König seine Güter ein, stellete sie zwar sogleich wieder her, auf Hinkmar von Rheims Vermittelung, lies aber die Klage durch ein gemischtes Gericht unter des lezten Vorsize entscheiden, welches ihm den Besiz aller seiner Landgüter absprach: er berief sich auf den Papst, bei welchem er den König und seinem Oheim verklagte. Der König Lotharius ward 869 zu Rom durch Vermittelung seines Bruders, des Kaisers Ludwig, ausgesöhnet; starb aber auf der Rükreise: Karl der kale bemächtigte sich Lotharinges, welches Ludwige dem Kaiser gehöret hätte, für welchen der Papst mit Drohen und Befelen wieder Karln den Ausspruch that: vom Rechte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0302" n="290"/>
anlegen solte. Nach zehn Jahren muste Methodius wieder zu Rom erscheinen; weil                      man es tadelte, daß der Gottesdienst bei den Mären in ihrer Landessprache                      gehalten wurde; wozu er doch endlig Freiheit erhielt: in diesem Stükke hatten                      also diese Gemeinen einen wichtigen Vorzug vor den übrigen abendländischen;                      vom Bilderdienste blieben sie nicht frei, den Cyril und Methodius waren selbst                      demselben ergeben. In Frankreich wiedersezte sich Hinkmar von Laon auf alle                      Weise sowol seinem Oheime Hinkmare von Rheims, als dem Könige Karl dem kalen: da                      er 868 bei diesem häufigen Ungerechtigkeiten halber angeklaget worden, aber vor                      keinem weltligen Gerichte stehen wolte; zog der König seine Güter ein, stellete                      sie zwar sogleich wieder her, auf Hinkmar von Rheims Vermittelung, lies aber die                      Klage durch ein gemischtes Gericht unter des lezten Vorsize entscheiden, welches                      ihm den Besiz aller seiner Landgüter absprach: er berief sich auf den Papst, bei                      welchem er den König und seinem Oheim verklagte. Der König Lotharius ward 869 zu                      Rom durch Vermittelung seines Bruders, des Kaisers Ludwig, ausgesöhnet; starb                      aber auf der Rükreise: Karl der kale bemächtigte sich Lotharinges, welches                      Ludwige dem Kaiser gehöret hätte, für welchen der Papst mit Drohen und Befelen                      wieder Karln den Ausspruch that: vom Rechte
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0302] anlegen solte. Nach zehn Jahren muste Methodius wieder zu Rom erscheinen; weil man es tadelte, daß der Gottesdienst bei den Mären in ihrer Landessprache gehalten wurde; wozu er doch endlig Freiheit erhielt: in diesem Stükke hatten also diese Gemeinen einen wichtigen Vorzug vor den übrigen abendländischen; vom Bilderdienste blieben sie nicht frei, den Cyril und Methodius waren selbst demselben ergeben. In Frankreich wiedersezte sich Hinkmar von Laon auf alle Weise sowol seinem Oheime Hinkmare von Rheims, als dem Könige Karl dem kalen: da er 868 bei diesem häufigen Ungerechtigkeiten halber angeklaget worden, aber vor keinem weltligen Gerichte stehen wolte; zog der König seine Güter ein, stellete sie zwar sogleich wieder her, auf Hinkmar von Rheims Vermittelung, lies aber die Klage durch ein gemischtes Gericht unter des lezten Vorsize entscheiden, welches ihm den Besiz aller seiner Landgüter absprach: er berief sich auf den Papst, bei welchem er den König und seinem Oheim verklagte. Der König Lotharius ward 869 zu Rom durch Vermittelung seines Bruders, des Kaisers Ludwig, ausgesöhnet; starb aber auf der Rükreise: Karl der kale bemächtigte sich Lotharinges, welches Ludwige dem Kaiser gehöret hätte, für welchen der Papst mit Drohen und Befelen wieder Karln den Ausspruch that: vom Rechte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/302
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/302>, abgerufen am 17.06.2024.