fast allenthalben die Kirchen ab, auch die sehr wohl gebauet waren, und bauete sie neu, noch immer wurden mehr Klöster angeleget, obgleich das zügellos unflätige Leben der abgesonderten Leute bekant war, die von den milden Gaben und Stiftungen praßeten: strengere Vorschriften zu äußerligen Ybungen, zur Enthaltung vom Fleische, vom Umgange und von mangen Bequemligkeiten solten eine Besrung stiften, zur mehrern Verdienstligkeit selbsterwelter Werke; einige Chorherren, die den Mönchen darinnen nichts nachgeben wolten, namen eine bestimtere Vorschrift an, so sie dem heiligen Augustino zuschrieben, und unterschieden sich dadurch von andern, die nun weltlige Chorherren hießen, weil ihnen die volkomne Mönchsheiligkeit mangelte; aus den Benedictinern entstunden verschiedene neue Orden, die Cluniacenser schon im vorigen Jahrhunderte 910, 927, die Camaldulenser 1012, die Valumbröser 1031, die Cistertienser 1098, welche alle Benedicts Vorschrift genauer und mit einigen Zusäzen zur Beobachtung bringen solten; dazu kamen 1084 die Kartheuser, welche steets verschloßene mit beständigem Stilschweigen und gänzliger Enthaltung vom Fleische, das äuserlig strenge fast aufs höchste zutreiben suchten: alle diese Verfaßungen wurden eine nach der andern vom Papste bestätigt, mit welchem die Mönche jezt und in den folgenden Jarhunder-
fast allenthalben die Kirchen ab, auch die sehr wohl gebauet waren, und bauete sie neu, noch immer wurden mehr Klöster angeleget, obgleich das zügellos unflätige Leben der abgesonderten Leute bekant war, die von den milden Gaben und Stiftungen praßeten: strengere Vorschriften zu äußerligen Ybungen, zur Enthaltung vom Fleische, vom Umgange und von mangen Bequemligkeiten solten eine Besrung stiften, zur mehrern Verdienstligkeit selbsterwelter Werke; einige Chorherren, die den Mönchen darinnen nichts nachgeben wolten, namen eine bestimtere Vorschrift an, so sie dem heiligen Augustino zuschrieben, und unterschieden sich dadurch von andern, die nun weltlige Chorherren hießen, weil ihnen die volkomne Mönchsheiligkeit mangelte; aus den Benedictinern entstunden verschiedene neue Orden, die Cluniacenser schon im vorigen Jahrhunderte 910, 927, die Camaldulenser 1012, die Valumbröser 1031, die Cistertienser 1098, welche alle Benedicts Vorschrift genauer und mit einigen Zusäzen zur Beobachtung bringen solten; dazu kamen 1084 die Kartheuser, welche steets verschloßene mit beständigem Stilschweigen und gänzliger Enthaltung vom Fleische, das äuserlig strenge fast aufs höchste zutreiben suchten: alle diese Verfaßungen wurden eine nach der andern vom Papste bestätigt, mit welchem die Mönche jezt und in den folgenden Jarhunder-
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fast allenthalben die Kirchen ab, auch die sehr wohl gebauet waren, und bauete sie neu, noch immer wurden mehr Klöster angeleget, obgleich das zügellos unflätige Leben der abgesonderten Leute bekant war, die von den milden Gaben und Stiftungen praßeten: strengere Vorschriften zu äußerligen Ybungen, zur Enthaltung vom Fleische, vom Umgange und von mangen Bequemligkeiten solten eine Besrung stiften, zur mehrern Verdienstligkeit selbsterwelter Werke; einige Chorherren, die den Mönchen darinnen nichts nachgeben wolten, namen eine bestimtere Vorschrift an, so sie dem heiligen Augustino zuschrieben, und unterschieden sich dadurch von andern, die nun weltlige Chorherren hießen, weil ihnen die volkomne Mönchsheiligkeit mangelte; aus den Benedictinern entstunden verschiedene neue Orden, die Cluniacenser schon im vorigen Jahrhunderte 910, 927, die Camaldulenser 1012, die Valumbröser 1031, die Cistertienser 1098, welche alle Benedicts Vorschrift genauer und mit einigen Zusäzen zur Beobachtung bringen solten; dazu kamen 1084 die Kartheuser, welche steets verschloßene mit beständigem Stilschweigen und gänzliger Enthaltung vom Fleische, das äuserlig strenge fast aufs höchste zutreiben suchten: alle diese Verfaßungen wurden eine nach der andern vom Papste bestätigt, mit welchem die Mönche jezt und in den folgenden Jarhunder-
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fast allenthalben die Kirchen ab, auch die sehr wohl gebauet waren, und bauete sie neu, noch immer wurden mehr Klöster angeleget, obgleich das zügellos unflätige Leben der abgesonderten Leute bekant war, die von den milden Gaben und Stiftungen praßeten: strengere Vorschriften zu äußerligen Ybungen, zur Enthaltung vom Fleische, vom Umgange und von mangen Bequemligkeiten solten eine Besrung stiften, zur mehrern Verdienstligkeit selbsterwelter Werke; einige Chorherren, die den Mönchen darinnen nichts nachgeben wolten, namen eine bestimtere Vorschrift an, so sie dem heiligen Augustino zuschrieben, und unterschieden sich dadurch von andern, die nun weltlige Chorherren hießen, weil ihnen die volkomne Mönchsheiligkeit mangelte; aus den Benedictinern entstunden verschiedene neue Orden, die Cluniacenser schon im vorigen Jahrhunderte 910, 927, die Camaldulenser 1012, die Valumbröser 1031, die Cistertienser 1098, welche alle Benedicts Vorschrift genauer und mit einigen Zusäzen zur Beobachtung bringen solten; dazu kamen 1084 die Kartheuser, welche steets verschloßene mit beständigem Stilschweigen und gänzliger Enthaltung vom Fleische, das äuserlig strenge fast aufs höchste zutreiben suchten: alle diese Verfaßungen wurden eine nach der andern vom Papste bestätigt, mit welchem die Mönche jezt und in den folgenden Jarhunder-
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