Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

solte, mit gänzliger Ausschließung des Kaisers oder Königs; der abgesezte Honorius verstarb gleich darauf. Dem Könige ward nunmer die Bertha, eines italiänischen Markgrafen Tochter, zugefüret und angetrauet: er konte sie aber nicht leiden, suchte bald von ihr geschieden zusein, versprach dem Erzbischofe zu Meinz die Thüringes zu Erlegung des Zehenten, den er forderte, zuzwingen, wen er die Scheidung beförderte, zwang auch diese würklig mit gewasneter Hand: gleichwol schrieb der Erzbischof 1069 an1069 den Papst, er hätte die Scheidung sehr wiederrathen. Petrus Damiani war einer der Einfältigen, die sich von den Päpsten gebrauchen ließen und ihnen sehr nöthig waren: Alexander hatte ihn bald wieder aus der Einsamkeit gezogen und häufig verschikket: jezt muste er nach Teutschland gehen und auf der Versamlung zu Mainz in des Papstes Namen die Scheidung untersagen (wobei er dem Könige vorstellete, er könne Berthen an der königligen Würde theil nemen laßen, übrigens aber sie haben, als ob er sie nicht hätte: welches allerdings zweideutig lautet: doch, nach Peters Einfalt wol anfüglichsten durch das vermeinte Beispiel Heinrichs 2 zuerklären ist.) Heinrich 4 war gezwungen, seine Gemalin zubehalten, bekam auch Söhne, so sich nachmals wieder ihn empöreten Damals kam Otto, Herzog von Baiern und Graf zu Nordhetm, samt andern sächsischen

solte, mit gänzliger Ausschließung des Kaisers oder Königs; der abgesezte Honorius verstarb gleich darauf. Dem Könige ward nunmer die Bertha, eines italiänischen Markgrafen Tochter, zugefüret und angetrauet: er konte sie aber nicht leiden, suchte bald von ihr geschieden zusein, versprach dem Erzbischofe zu Meinz die Thüringes zu Erlegung des Zehenten, den er forderte, zuzwingen, wen er die Scheidung beförderte, zwang auch diese würklig mit gewasneter Hand: gleichwol schrieb der Erzbischof 1069 an1069 den Papst, er hätte die Scheidung sehr wiederrathen. Petrus Damiani war einer der Einfältigen, die sich von den Päpsten gebrauchen ließen und ihnen sehr nöthig waren: Alexander hatte ihn bald wieder aus der Einsamkeit gezogen und häufig verschikket: jezt muste er nach Teutschland gehen und auf der Versamlung zu Mainz in des Papstes Namen die Scheidung untersagen (wobei er dem Könige vorstellete, er könne Berthen an der königligen Würde theil nemen laßen, übrigens aber sie haben, als ob er sie nicht hätte: welches allerdings zweideutig lautet: doch, nach Peters Einfalt wol anfüglichsten durch das vermeinte Beispiel Heinrichs 2 zuerklären ist.) Heinrich 4 war gezwungen, seine Gemalin zubehalten, bekam auch Söhne, so sich nachmals wieder ihn empöreten Damals kam Otto, Herzog von Baiern und Graf zu Nordhetm, samt andern sächsischen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0365" n="353"/>
solte, mit gänzliger Ausschließung des Kaisers oder Königs; der abgesezte                      Honorius verstarb gleich darauf. Dem Könige ward nunmer die Bertha, eines                      italiänischen Markgrafen Tochter, zugefüret und angetrauet: er konte sie aber                      nicht leiden, suchte bald von ihr geschieden zusein, versprach dem Erzbischofe                      zu Meinz die Thüringes zu Erlegung des Zehenten, den er forderte, zuzwingen, wen                      er die Scheidung beförderte, zwang auch diese würklig mit gewasneter Hand:                      gleichwol schrieb der Erzbischof 1069 an<note place="right">1069</note>                      den Papst, er hätte die Scheidung sehr wiederrathen. Petrus Damiani war einer                      der Einfältigen, die sich von den Päpsten gebrauchen ließen und ihnen sehr                      nöthig waren: Alexander hatte ihn bald wieder aus der Einsamkeit gezogen und                      häufig verschikket: jezt muste er nach Teutschland gehen und auf der Versamlung                      zu Mainz in des Papstes Namen die Scheidung untersagen (wobei er dem Könige                      vorstellete, er könne Berthen an der königligen Würde theil nemen laßen,                      übrigens aber sie haben, als ob er sie nicht hätte: welches allerdings                      zweideutig lautet: doch, nach Peters Einfalt wol anfüglichsten durch das                      vermeinte Beispiel Heinrichs 2 zuerklären ist.) Heinrich 4 war gezwungen, seine                      Gemalin zubehalten, bekam auch Söhne, so sich nachmals wieder ihn empöreten                      Damals kam Otto, Herzog von Baiern und Graf zu Nordhetm, samt andern                      sächsischen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[353/0365] solte, mit gänzliger Ausschließung des Kaisers oder Königs; der abgesezte Honorius verstarb gleich darauf. Dem Könige ward nunmer die Bertha, eines italiänischen Markgrafen Tochter, zugefüret und angetrauet: er konte sie aber nicht leiden, suchte bald von ihr geschieden zusein, versprach dem Erzbischofe zu Meinz die Thüringes zu Erlegung des Zehenten, den er forderte, zuzwingen, wen er die Scheidung beförderte, zwang auch diese würklig mit gewasneter Hand: gleichwol schrieb der Erzbischof 1069 an den Papst, er hätte die Scheidung sehr wiederrathen. Petrus Damiani war einer der Einfältigen, die sich von den Päpsten gebrauchen ließen und ihnen sehr nöthig waren: Alexander hatte ihn bald wieder aus der Einsamkeit gezogen und häufig verschikket: jezt muste er nach Teutschland gehen und auf der Versamlung zu Mainz in des Papstes Namen die Scheidung untersagen (wobei er dem Könige vorstellete, er könne Berthen an der königligen Würde theil nemen laßen, übrigens aber sie haben, als ob er sie nicht hätte: welches allerdings zweideutig lautet: doch, nach Peters Einfalt wol anfüglichsten durch das vermeinte Beispiel Heinrichs 2 zuerklären ist.) Heinrich 4 war gezwungen, seine Gemalin zubehalten, bekam auch Söhne, so sich nachmals wieder ihn empöreten Damals kam Otto, Herzog von Baiern und Graf zu Nordhetm, samt andern sächsischen 1069

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/365
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/365>, abgerufen am 22.11.2024.