wurde bekant und aufgeschrieben, was nicht vorhanden war. Alter und Schwachheit entschuldigte nicht, man schäzte jeden nach seinen Jahren, deren man Kindern einige zusezte und alten Leuten abzog: alsdan muste dafür Steuer erleget werden, daß man Kopf und Leben behielt. Es wurde ärger, als in feindligen eroberten Ländern gehauset: gleichwol stellete man diesen Zälern keinen Glauben zu, sondern schikte andere immer aufs neue, als ob die mehr finden würden; wie dan auch die Zahlen immer erhöhet wurden, nicht weil die folgenden mehr fanden, sondern weil sie wilkürlig zusezten, um nicht umsonst gekommen zusein. Das Vieh nam ab, die Menschen sturben; nichts destoweniger muste dafür gesteuret werden. Nur von den Betlern wuste man damals nichts zunämen: aber der fromme Fürst erbarmete sich ihrer; damit sie keinen Mangel mehr litten, lies er sie alle zu Schiffe bringen und ins Meer werfen: so mitleidig war der gnädige Herr! er sorgte dafür, daß unter seiner Herschaft keiner dürftig sein mögte.
Constantinum, der beim Diocletian als Geißel gewesen behielt er ohne Befugnis bei sich, da ihn der Vater öfters zurükforderte, und stellete ihm hinterlistig nach dem Leben: öffentlig unterstund er sich nicht etwas wieder ihn vorzunehmen, aus Furcht vor einem bürgerligen Kriege und nochmehr vor dem Haße der Soldaten, vor welchem er die meiste Besorgnis hegte; aber unter dem Scheine
wurde bekant und aufgeschrieben, was nicht vorhanden war. Alter und Schwachheit entschuldigte nicht, man schäzte jeden nach seinen Jahren, deren man Kindern einige zusezte und alten Leuten abzog: alsdan muste dafür Steuer erleget werden, daß man Kopf und Leben behielt. Es wurde ärger, als in feindligen eroberten Ländern gehauset: gleichwol stellete man diesen Zälern keinen Glauben zu, sondern schikte andere immer aufs neue, als ob die mehr finden würden; wie dan auch die Zahlen immer erhöhet wurden, nicht weil die folgenden mehr fanden, sondern weil sie wilkürlig zusezten, um nicht umsonst gekommen zusein. Das Vieh nam ab, die Menschen sturben; nichts destoweniger muste dafür gesteuret werden. Nur von den Betlern wuste man damals nichts zunämen: aber der fromme Fürst erbarmete sich ihrer; damit sie keinen Mangel mehr litten, lies er sie alle zu Schiffe bringen und ins Meer werfen: so mitleidig war der gnädige Herr! er sorgte dafür, daß unter seiner Herschaft keiner dürftig sein mögte.
Constantinum, der beim Diocletian als Geißel gewesen behielt er ohne Befugnis bei sich, da ihn der Vater öfters zurükforderte, und stellete ihm hinterlistig nach dem Leben: öffentlig unterstund er sich nicht etwas wieder ihn vorzunehmen, aus Furcht vor einem bürgerligen Kriege und nochmehr vor dem Haße der Soldaten, vor welchem er die meiste Besorgnis hegte; aber unter dem Scheine
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wurde bekant und aufgeschrieben, was nicht vorhanden war. Alter und Schwachheit entschuldigte nicht, man schäzte jeden nach seinen Jahren, deren man Kindern einige zusezte und alten Leuten abzog: alsdan muste dafür Steuer erleget werden, daß man Kopf und Leben behielt. Es wurde ärger, als in feindligen eroberten Ländern gehauset: gleichwol stellete man diesen Zälern keinen Glauben zu, sondern schikte andere immer aufs neue, als ob die mehr finden würden; wie dan auch die Zahlen immer erhöhet wurden, nicht weil die folgenden mehr fanden, sondern weil sie wilkürlig zusezten, um nicht umsonst gekommen zusein. Das Vieh nam ab, die Menschen sturben; nichts destoweniger muste dafür gesteuret werden. Nur von den Betlern wuste man damals nichts zunämen: aber der fromme Fürst erbarmete sich ihrer; damit sie keinen Mangel mehr litten, lies er sie alle zu Schiffe bringen und ins Meer werfen: so mitleidig war der gnädige Herr! er sorgte dafür, daß unter seiner Herschaft keiner dürftig sein mögte.</p><p>Constantinum, der beim Diocletian als Geißel gewesen behielt er ohne Befugnis bei sich, da ihn der Vater öfters zurükforderte, und stellete ihm hinterlistig nach dem Leben: öffentlig unterstund er sich nicht etwas wieder ihn vorzunehmen, aus Furcht vor einem bürgerligen Kriege und nochmehr vor dem Haße der Soldaten, vor welchem er die meiste Besorgnis hegte; aber unter dem Scheine
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wurde bekant und aufgeschrieben, was nicht vorhanden war. Alter und Schwachheit entschuldigte nicht, man schäzte jeden nach seinen Jahren, deren man Kindern einige zusezte und alten Leuten abzog: alsdan muste dafür Steuer erleget werden, daß man Kopf und Leben behielt. Es wurde ärger, als in feindligen eroberten Ländern gehauset: gleichwol stellete man diesen Zälern keinen Glauben zu, sondern schikte andere immer aufs neue, als ob die mehr finden würden; wie dan auch die Zahlen immer erhöhet wurden, nicht weil die folgenden mehr fanden, sondern weil sie wilkürlig zusezten, um nicht umsonst gekommen zusein. Das Vieh nam ab, die Menschen sturben; nichts destoweniger muste dafür gesteuret werden. Nur von den Betlern wuste man damals nichts zunämen: aber der fromme Fürst erbarmete sich ihrer; damit sie keinen Mangel mehr litten, lies er sie alle zu Schiffe bringen und ins Meer werfen: so mitleidig war der gnädige Herr! er sorgte dafür, daß unter seiner Herschaft keiner dürftig sein mögte.
Constantinum, der beim Diocletian als Geißel gewesen behielt er ohne Befugnis bei sich, da ihn der Vater öfters zurükforderte, und stellete ihm hinterlistig nach dem Leben: öffentlig unterstund er sich nicht etwas wieder ihn vorzunehmen, aus Furcht vor einem bürgerligen Kriege und nochmehr vor dem Haße der Soldaten, vor welchem er die meiste Besorgnis hegte; aber unter dem Scheine
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/46>, abgerufen am 03.02.2025.
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