Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

hatte, welches auch noch selbiges Tages Constantinum ausrief als Feldherrn mit höchster Gewalt. Dieser lies alsbald eine Verordnung ergehen, wodurch ausdrüklig der Christen Freiheit hergestellet und ihre Verfolgung in seinen Ländern untersaget ward. Als nun nach wenig Tagen sein gekröntes Bild zum Galerio gebracht wurde; berathschlagte selbiger lange, ob ers annehmen solte? lieber hätte er es mit samt dem Yberbringer ins Feuer werfen wollen; wen ihn seine Räthe nicht von solcher Wuth abgelenket hätten, durch Vorstellung der Gefahr, weil die Soldaten leicht alle zum Constantin übergehen mögten, wen es zum Kriege käme, da sie vorhin übel zufrieden gewesen, daß man unbekante Leute zu Reichsgehülsen gemacht. Seine Anschläge waren vereitelt, er konte jezt keinem Licinio die höchste Würde ertheilen. So unangenehm es ihm war, nam er doch das Bildnis an und übersandte den Purpur, als ob er von selbst ihn erkant hätte: doch erhob er Severum, welcher älter an Jahren war, zur höchsten Würde; Constantinum wolte er nur als jüngsten Reichsgehülfen angesehen wißen, sezte ihn also aus der zweiten Stelle in die vierte.

Severus war ihm gänzlig ergeben: deßen Länder, Italien und Afrika, wolte er nunmehr mit gleicher Schazung belegen, als die Seinigen; zugleich hob er zu Rom die Garde und ihr Lager auf. Maxentius, wel-

hatte, welches auch noch selbiges Tages Constantinum ausrief als Feldherrn mit höchster Gewalt. Dieser lies alsbald eine Verordnung ergehen, wodurch ausdrüklig der Christen Freiheit hergestellet und ihre Verfolgung in seinen Ländern untersaget ward. Als nun nach wenig Tagen sein gekröntes Bild zum Galerio gebracht wurde; berathschlagte selbiger lange, ob ers annehmen solte? lieber hätte er es mit samt dem Yberbringer ins Feuer werfen wollen; wen ihn seine Räthe nicht von solcher Wuth abgelenket hätten, durch Vorstellung der Gefahr, weil die Soldaten leicht alle zum Constantin übergehen mögten, wen es zum Kriege käme, da sie vorhin übel zufrieden gewesen, daß man unbekante Leute zu Reichsgehülsen gemacht. Seine Anschläge waren vereitelt, er konte jezt keinem Licinio die höchste Würde ertheilen. So unangenehm es ihm war, nam er doch das Bildnis an und übersandte den Purpur, als ob er von selbst ihn erkant hätte: doch erhob er Severum, welcher älter an Jahren war, zur höchsten Würde; Constantinum wolte er nur als jüngsten Reichsgehülfen angesehen wißen, sezte ihn also aus der zweiten Stelle in die vierte.

Severus war ihm gänzlig ergeben: deßen Länder, Italien und Afrika, wolte er nunmehr mit gleicher Schazung belegen, als die Seinigen; zugleich hob er zu Rom die Garde und ihr Lager auf. Maxentius, wel-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0048" n="36"/>
hatte, welches auch noch                      selbiges Tages Constantinum ausrief als Feldherrn mit höchster Gewalt. Dieser                      lies alsbald eine Verordnung ergehen, wodurch ausdrüklig der Christen Freiheit                      hergestellet und ihre Verfolgung in seinen Ländern untersaget ward. Als nun nach                      wenig Tagen sein gekröntes Bild zum Galerio gebracht wurde; berathschlagte                      selbiger lange, ob ers annehmen solte? lieber hätte er es mit samt dem                      Yberbringer ins Feuer werfen wollen; wen ihn seine Räthe nicht von solcher                      Wuth abgelenket hätten, durch Vorstellung der Gefahr, weil die Soldaten leicht                      alle zum Constantin übergehen mögten, wen es zum Kriege käme, da sie vorhin übel                      zufrieden gewesen, daß man unbekante Leute zu Reichsgehülsen gemacht. Seine                      Anschläge waren vereitelt, er konte jezt keinem Licinio die höchste Würde                      ertheilen. So unangenehm es ihm war, nam er doch das Bildnis an und übersandte                      den Purpur, als ob er von selbst ihn erkant hätte: doch erhob er Severum,                      welcher älter an Jahren war, zur höchsten Würde; Constantinum wolte er nur als                      jüngsten Reichsgehülfen angesehen wißen, sezte ihn also aus der zweiten Stelle                      in die vierte.</p>
        <p>Severus war ihm gänzlig ergeben: deßen Länder, Italien und Afrika, wolte er                      nunmehr mit gleicher Schazung belegen, als die Seinigen; zugleich hob er zu Rom                      die Garde und ihr Lager auf. Maxentius, wel-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0048] hatte, welches auch noch selbiges Tages Constantinum ausrief als Feldherrn mit höchster Gewalt. Dieser lies alsbald eine Verordnung ergehen, wodurch ausdrüklig der Christen Freiheit hergestellet und ihre Verfolgung in seinen Ländern untersaget ward. Als nun nach wenig Tagen sein gekröntes Bild zum Galerio gebracht wurde; berathschlagte selbiger lange, ob ers annehmen solte? lieber hätte er es mit samt dem Yberbringer ins Feuer werfen wollen; wen ihn seine Räthe nicht von solcher Wuth abgelenket hätten, durch Vorstellung der Gefahr, weil die Soldaten leicht alle zum Constantin übergehen mögten, wen es zum Kriege käme, da sie vorhin übel zufrieden gewesen, daß man unbekante Leute zu Reichsgehülsen gemacht. Seine Anschläge waren vereitelt, er konte jezt keinem Licinio die höchste Würde ertheilen. So unangenehm es ihm war, nam er doch das Bildnis an und übersandte den Purpur, als ob er von selbst ihn erkant hätte: doch erhob er Severum, welcher älter an Jahren war, zur höchsten Würde; Constantinum wolte er nur als jüngsten Reichsgehülfen angesehen wißen, sezte ihn also aus der zweiten Stelle in die vierte. Severus war ihm gänzlig ergeben: deßen Länder, Italien und Afrika, wolte er nunmehr mit gleicher Schazung belegen, als die Seinigen; zugleich hob er zu Rom die Garde und ihr Lager auf. Maxentius, wel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/48
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/48>, abgerufen am 21.11.2024.