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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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Gesandschaft nach Spanien an den Kaiser, hielten auch für nöthig ihr vorhin geschlosnes Bündnis zuerweitern: nur entstund hiebei die Frage ob die, so in der Lehre nicht einstimmig, könren in ein Bündnis zur Verteidigung des Glaubens aufgenommen werden? welche Luther auf Befragen verneinete und hier, wie mit seiner gesamten gar heftigen Bestreitung der helverischen Lehrer an den Tag legte, daß er ein Mensch war, den die Nachwelt nicht über Gebür erheben solte: Der Kurfürst pflichtete Luthern bei, lies demnach auf der Zusammenkunft in Rotach bei Coburg es zu keinem völligen Schluße kommen, sondern solchen auf eine andere Zusammenkunft verschieben, um die Städte Strasburg und Ulm auszuschließen, wo man vom Abendmahle nicht ganz einstimmig mit Luthern lehrete: Der Landgraf hielt solche Verschiedenheit für so wichtig nicht, hätte gern das Bündnis verstärket so viel nur möglig, und auch die helvetischen Bekenner in selbiges aufgenommen; sonderlig da er ersur, daß der Kaiser mit Frankreich Frieden geschloßen hatte, die Truppen aber nicht abgedankt wurden, daher zu besorgen war, er mögte zuerst einige Städte und schwächere Fürsten aus den Bekennern und hernach auch die andern angreifen: Der Kurfürst aber antwortete auf des Landgrafen bindige Vorstellungen mit schwachen Ausflüchten unbestimt. Die gemeinschaftligen

Gesandschaft nach Spanien an den Kaiser, hielten auch für nöthig ihr vorhin geschlosnes Bündnis zuerweitern: nur entstund hiebei die Frage ob die, so in der Lehre nicht einstimmig, könren in ein Bündnis zur Verteidigung des Glaubens aufgenommen werden? welche Luther auf Befragen verneinete und hier, wie mit seiner gesamten gar heftigen Bestreitung der helverischen Lehrer an den Tag legte, daß er ein Mensch war, den die Nachwelt nicht über Gebür erheben solte: Der Kurfürst pflichtete Luthern bei, lies demnach auf der Zusammenkunft in Rotach bei Coburg es zu keinem völligen Schluße kommen, sondern solchen auf eine andere Zusammenkunft verschieben, um die Städte Strasburg und Ulm auszuschließen, wo man vom Abendmahle nicht ganz einstimmig mit Luthern lehrete: Der Landgraf hielt solche Verschiedenheit für so wichtig nicht, hätte gern das Bündnis verstärket so viel nur möglig, und auch die helvetischen Bekenner in selbiges aufgenommen; sonderlig da er ersur, daß der Kaiser mit Frankreich Frieden geschloßen hatte, die Truppen aber nicht abgedankt wurden, daher zu besorgen war, er mögte zuerst einige Städte und schwächere Fürsten aus den Bekennern und hernach auch die andern angreifen: Der Kurfürst aber antwortete auf des Landgrafen bindige Vorstellungen mit schwachen Ausflüchten unbestimt. Die gemeinschaftligen

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Gesandschaft nach Spanien an den Kaiser, hielten auch für nöthig                      ihr vorhin geschlosnes Bündnis zuerweitern: nur entstund hiebei die Frage ob                      die, so in der Lehre nicht einstimmig, könren in ein Bündnis zur Verteidigung                      des Glaubens aufgenommen werden? welche Luther auf Befragen verneinete und hier,                      wie mit seiner gesamten gar heftigen Bestreitung der helverischen Lehrer an den                      Tag legte, daß er ein Mensch war, den die Nachwelt nicht über Gebür erheben                      solte: Der Kurfürst pflichtete Luthern bei, lies demnach auf der Zusammenkunft                      in Rotach bei Coburg es zu keinem völligen Schluße kommen, sondern solchen auf                      eine andere Zusammenkunft verschieben, um die Städte Strasburg und Ulm                      auszuschließen, wo man vom Abendmahle nicht ganz einstimmig mit Luthern lehrete:                      Der Landgraf hielt solche Verschiedenheit für so wichtig nicht, hätte gern das                      Bündnis verstärket so viel nur möglig, und auch die helvetischen Bekenner in                      selbiges aufgenommen; sonderlig da er ersur, daß der Kaiser mit Frankreich                      Frieden geschloßen hatte, die Truppen aber nicht abgedankt wurden, daher zu                      besorgen war, er mögte zuerst einige Städte und schwächere Fürsten aus den                      Bekennern und hernach auch die andern angreifen: Der Kurfürst aber antwortete                      auf des Landgrafen bindige Vorstellungen mit schwachen Ausflüchten unbestimt.                      Die gemeinschaftligen
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[703/0715] Gesandschaft nach Spanien an den Kaiser, hielten auch für nöthig ihr vorhin geschlosnes Bündnis zuerweitern: nur entstund hiebei die Frage ob die, so in der Lehre nicht einstimmig, könren in ein Bündnis zur Verteidigung des Glaubens aufgenommen werden? welche Luther auf Befragen verneinete und hier, wie mit seiner gesamten gar heftigen Bestreitung der helverischen Lehrer an den Tag legte, daß er ein Mensch war, den die Nachwelt nicht über Gebür erheben solte: Der Kurfürst pflichtete Luthern bei, lies demnach auf der Zusammenkunft in Rotach bei Coburg es zu keinem völligen Schluße kommen, sondern solchen auf eine andere Zusammenkunft verschieben, um die Städte Strasburg und Ulm auszuschließen, wo man vom Abendmahle nicht ganz einstimmig mit Luthern lehrete: Der Landgraf hielt solche Verschiedenheit für so wichtig nicht, hätte gern das Bündnis verstärket so viel nur möglig, und auch die helvetischen Bekenner in selbiges aufgenommen; sonderlig da er ersur, daß der Kaiser mit Frankreich Frieden geschloßen hatte, die Truppen aber nicht abgedankt wurden, daher zu besorgen war, er mögte zuerst einige Städte und schwächere Fürsten aus den Bekennern und hernach auch die andern angreifen: Der Kurfürst aber antwortete auf des Landgrafen bindige Vorstellungen mit schwachen Ausflüchten unbestimt. Die gemeinschaftligen

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/715>, abgerufen am 22.11.2024.