schweigen, Moriz, der nun Kurfürst war, wolte für seine Schriftgelehrten und Landstände, deren Meinung er nicht wüste, nichts gewißes von diesen Gewißenssachen versprechen, die Städte wurden nicht gefraget: als nun der Kaiser der 15 Blühm. das Mittelbuch den Ständen vorlesen laßen, sagte der Kurfürst von Mainz als in aller Namen dem Kaiser Dank, ohne vorherige Umsrage, welches dieser gleichwol für eine algemeine Bewilligung annam, sich nachmals darauf berief und keine Einwendungen weiter hörete. Moriz übergab in einer Schrift seine Einwendungen, versprach doch alles was er mit gutem Gewissen thun könte und reisete bald hernach hinweg: Johan von Brandenburg, des Kurfürsten Bruder, bat seiner zuschonen, fürete an, daß er dem Kaiser im lezteren Kriege gedienet hätte, vornemlig im Vertrauen auf die Versicherung des Gottesdienstes; der Kaiser sagte, man dürfte von der einhelligen Bewilligung der Stände nicht abweichen; er wandte ein, es hätten doch nicht alle Stände darein gewilliger und könne er mit gutem Gewißen es nicht annemen, drung nochmals auf die geschehene Zusage; der Kaiser hies ihn heimziehen, aus Besorgnis, es mögten auch andere durch ihm standhaft werden; er zog heim und änderte nichts: sein Bruder hingegen gehorchte aus Gefälligkeit, der Pfalzgraf aus Furcht: Wolf-
schweigen, Moriz, der nun Kurfürst war, wolte für seine Schriftgelehrten und Landstände, deren Meinung er nicht wüste, nichts gewißes von diesen Gewißenssachen versprechen, die Städte wurden nicht gefraget: als nun der Kaiser der 15 Blühm. das Mittelbuch den Ständen vorlesen laßen, sagte der Kurfürst von Mainz als in aller Namen dem Kaiser Dank, ohne vorherige Umsrage, welches dieser gleichwol für eine algemeine Bewilligung annam, sich nachmals darauf berief und keine Einwendungen weiter hörete. Moriz übergab in einer Schrift seine Einwendungen, versprach doch alles was er mit gutem Gewissen thun könte und reisete bald hernach hinweg: Johan von Brandenburg, des Kurfürsten Bruder, bat seiner zuschonen, fürete an, daß er dem Kaiser im lezteren Kriege gedienet hätte, vornemlig im Vertrauen auf die Versicherung des Gottesdienstes; der Kaiser sagte, man dürfte von der einhelligen Bewilligung der Stände nicht abweichen; er wandte ein, es hätten doch nicht alle Stände darein gewilliger und könne er mit gutem Gewißen es nicht annemen, drung nochmals auf die geschehene Zusage; der Kaiser hies ihn heimziehen, aus Besorgnis, es mögten auch andere durch ihm standhaft werden; er zog heim und änderte nichts: sein Bruder hingegen gehorchte aus Gefälligkeit, der Pfalzgraf aus Furcht: Wolf-
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0762"n="750"/>
schweigen, Moriz, der nun Kurfürst war, wolte für seine Schriftgelehrten und Landstände, deren Meinung er nicht wüste, nichts gewißes von diesen Gewißenssachen versprechen, die Städte wurden nicht gefraget: als nun der Kaiser der 15 Blühm. das Mittelbuch den Ständen vorlesen laßen, sagte der Kurfürst von Mainz als in aller Namen dem Kaiser Dank, ohne vorherige Umsrage, welches dieser gleichwol für eine algemeine Bewilligung annam, sich nachmals darauf berief und keine Einwendungen weiter hörete. Moriz übergab in einer Schrift seine Einwendungen, versprach doch alles was er mit gutem Gewissen thun könte und reisete bald hernach hinweg: Johan von Brandenburg, des Kurfürsten Bruder, bat seiner zuschonen, fürete an, daß er dem Kaiser im lezteren Kriege gedienet hätte, vornemlig im Vertrauen auf die Versicherung des Gottesdienstes; der Kaiser sagte, man dürfte von der einhelligen Bewilligung der Stände nicht abweichen; er wandte ein, es hätten doch nicht alle Stände darein gewilliger und könne er mit gutem Gewißen es nicht annemen, drung nochmals auf die geschehene Zusage; der Kaiser hies ihn heimziehen, aus Besorgnis, es mögten auch andere durch ihm standhaft werden; er zog heim und änderte nichts: sein Bruder hingegen gehorchte aus Gefälligkeit, der Pfalzgraf aus Furcht: Wolf-
</p></div></body></text></TEI>
[750/0762]
schweigen, Moriz, der nun Kurfürst war, wolte für seine Schriftgelehrten und Landstände, deren Meinung er nicht wüste, nichts gewißes von diesen Gewißenssachen versprechen, die Städte wurden nicht gefraget: als nun der Kaiser der 15 Blühm. das Mittelbuch den Ständen vorlesen laßen, sagte der Kurfürst von Mainz als in aller Namen dem Kaiser Dank, ohne vorherige Umsrage, welches dieser gleichwol für eine algemeine Bewilligung annam, sich nachmals darauf berief und keine Einwendungen weiter hörete. Moriz übergab in einer Schrift seine Einwendungen, versprach doch alles was er mit gutem Gewissen thun könte und reisete bald hernach hinweg: Johan von Brandenburg, des Kurfürsten Bruder, bat seiner zuschonen, fürete an, daß er dem Kaiser im lezteren Kriege gedienet hätte, vornemlig im Vertrauen auf die Versicherung des Gottesdienstes; der Kaiser sagte, man dürfte von der einhelligen Bewilligung der Stände nicht abweichen; er wandte ein, es hätten doch nicht alle Stände darein gewilliger und könne er mit gutem Gewißen es nicht annemen, drung nochmals auf die geschehene Zusage; der Kaiser hies ihn heimziehen, aus Besorgnis, es mögten auch andere durch ihm standhaft werden; er zog heim und änderte nichts: sein Bruder hingegen gehorchte aus Gefälligkeit, der Pfalzgraf aus Furcht: Wolf-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/762>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.