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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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da der Kaiser nun durch seine Räthe bei ihm öfters anhielt, daß er seine Glaubensvorschrift annemen solte, blieb er beständig bei seinem vorigen Sinne, erinnerte, daß der Kaiser vorher die Bedingung von der Glaubensänderung nachgelaßen, und er deswegen in alles Ybel gewilliger hätte, daß er aus den heiligen Schriften von der Warheit seines Bekentnißes überzeuget sei, daher er durch Verleuchnung deßelben ein schweres Verdamnis auf sich ziehen würde, hingegen anders nichts durch sein Beharren suche oder suchen könne, als daß er im rechten Gottesdienste zur Seligkeit gelangen möge, da ihm sonst bei seinem schweren Leibe nichts lieber sein könte, als die Erlangung der Freiheit; Der gefangene Paulus redete noch etwas herzhafter, als der gefangene Kurfürst: unterm Namen des Landgrafen gingen erdichtete Briefe umher an den Kaiser gerichtet, zuversprechen, daß er seine Unterhanen zur Annemung des Mittelbuches anhalten wolte, anbei um Befreiung zubitten. (Sleidanus gibt guugsam zuverstehen, sie wären am kaiserligen Hofe geschmiedet worden, wie solches auch der Inhalt warscheinlig macht, weil kaum zugedenken, daß der Landgraf so ganz römisch und abgöttisch um der Mutter Gottes und aller Heiligen willen mögte gebeten haben; Thua-

da der Kaiser nun durch seine Räthe bei ihm öfters anhielt, daß er seine Glaubensvorschrift annemen solte, blieb er beständig bei seinem vorigen Sinne, erinnerte, daß der Kaiser vorher die Bedingung von der Glaubensänderung nachgelaßen, und er deswegen in alles Ybel gewilliger hätte, daß er aus den heiligen Schriften von der Warheit seines Bekentnißes überzeuget sei, daher er durch Verleuchnung deßelben ein schweres Verdamnis auf sich ziehen würde, hingegen anders nichts durch sein Beharren suche oder suchen könne, als daß er im rechten Gottesdienste zur Seligkeit gelangen möge, da ihm sonst bei seinem schweren Leibe nichts lieber sein könte, als die Erlangung der Freiheit; Der gefangene Paulus redete noch etwas herzhafter, als der gefangene Kurfürst: unterm Namen des Landgrafen gingen erdichtete Briefe umher an den Kaiser gerichtet, zuversprechen, daß er seine Unterhanen zur Annemung des Mittelbuches anhalten wolte, anbei um Befreiung zubitten. (Sleidanus gibt guugsam zuverstehen, sie wären am kaiserligen Hofe geschmiedet worden, wie solches auch der Inhalt warscheinlig macht, weil kaum zugedenken, daß der Landgraf so ganz römisch und abgöttisch um der Mutter Gottes und aller Heiligen willen mögte gebeten haben; Thua-

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[752/0764] da der Kaiser nun durch seine Räthe bei ihm öfters anhielt, daß er seine Glaubensvorschrift annemen solte, blieb er beständig bei seinem vorigen Sinne, erinnerte, daß der Kaiser vorher die Bedingung von der Glaubensänderung nachgelaßen, und er deswegen in alles Ybel gewilliger hätte, daß er aus den heiligen Schriften von der Warheit seines Bekentnißes überzeuget sei, daher er durch Verleuchnung deßelben ein schweres Verdamnis auf sich ziehen würde, hingegen anders nichts durch sein Beharren suche oder suchen könne, als daß er im rechten Gottesdienste zur Seligkeit gelangen möge, da ihm sonst bei seinem schweren Leibe nichts lieber sein könte, als die Erlangung der Freiheit; Der gefangene Paulus redete noch etwas herzhafter, als der gefangene Kurfürst: unterm Namen des Landgrafen gingen erdichtete Briefe umher an den Kaiser gerichtet, zuversprechen, daß er seine Unterhanen zur Annemung des Mittelbuches anhalten wolte, anbei um Befreiung zubitten. (Sleidanus gibt guugsam zuverstehen, sie wären am kaiserligen Hofe geschmiedet worden, wie solches auch der Inhalt warscheinlig macht, weil kaum zugedenken, daß der Landgraf so ganz römisch und abgöttisch um der Mutter Gottes und aller Heiligen willen mögte gebeten haben; Thua-

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/764>, abgerufen am 22.11.2024.