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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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Schrift genommen, die man an dem Orte, da dieses geschrieben worden, wol kennet. Was sollen aber die bedrükten Unterthanen künftig beginnen? sollen sie sich wiedersetzen und Aufstand erregen, wie aus der Anwendung obiger Betrachtungen zufolgen scheinet? keinesweges! aber befürchten solten doch die Großen, daß dergleichen endlig erfolgen mögte; sondexlig wen erst nach ihrem Unterrichte und Beispiele die Verleugnung der Unsterbligkeit, des Gewissens, des Glaubens und Gottesdienstes algemeiner geworden: befürchten solten sie ferner, daß diese Kriegesmacht, womit sie alles bändigen wollen, ihnen selbst fürchterlig werden mögte: befürchten solten sie endlig, daß ihr Land könne durch Flüchten und Auswandern zur Wüste werden: sehen solten über dieses die Fürsten und ihre Großen, daß wie sie keine Billigkeit und Gerechtigkeit kennen, sondern allein an die Schmeichler alle Gunst verschwenden, also von diesen, die keine Redligkeit kennen, ihnen blos mit falscher Schmeichelei vergolten wird; und wie? wen endlig die belonten Schmeichler mit ihrem scheinbaren Dienste vor Augen und unnützer Geschäftigkeit allein übrig bleiben, alle treuen Leute aber und redligen Arbeiter fich verlieren? ---- Was? redlige Leute? man unterstehe sichs von uns Großen oder von unsern Anbetern zusagen daß wir oder sie nicht redlig sind! O ja! ihr seid erhabene vortreflige Götter; eure Anbeter sind lauter Tugendmuster, das erkennet man au ihren reichen Kleidern, welche freilig tugendhaft machen und hievon den Beweis abgeben; sie haben allerdings große Verdienste, den sie vergöttern euch, sie setzen ihr ganzes Vertrauen und alle ihre Hofnung allein auf eure Gnade; viele 100male haben sie dieses Gebet mit wenig veränderten Worten auch erweitert und verbessert zu euch abgeschikket; ingleichem dieses; dir, Erhabenster, gleichet Niemand an Einsichten, an Thaten, an Rume; welches auch zu einem längern Gebete ein schöner Eingang ist: ich selbst habe mich entschlossen mich um euch also verdient zumachen; ich fange an Gebetsformeln zusamlen, deren man sich an euch bedienen kan; Zuschriften, Reden u. d. g. geben mir dieselben reichlig an

Schrift genommen, die man an dem Orte, da dieses geschrieben worden, wol kennet. Was sollen aber die bedrükten Unterthanen künftig beginnen? sollen sie sich wiedersetzen und Aufstand erregen, wie aus der Anwendung obiger Betrachtungen zufolgen scheinet? keinesweges! aber befürchten solten doch die Großen, daß dergleichen endlig erfolgen mögte; sondexlig wen erst nach ihrem Unterrichte und Beispiele die Verleugnung der Unsterbligkeit, des Gewissens, des Glaubens und Gottesdienstes algemeiner geworden: befürchten solten sie ferner, daß diese Kriegesmacht, womit sie alles bändigen wollen, ihnen selbst fürchterlig werden mögte: befürchten solten sie endlig, daß ihr Land könne durch Flüchten und Auswandern zur Wüste werden: sehen solten über dieses die Fürsten und ihre Großen, daß wie sie keine Billigkeit und Gerechtigkeit kennen, sondern allein an die Schmeichler alle Gunst verschwenden, also von diesen, die keine Redligkeit kennen, ihnen blos mit falscher Schmeichelei vergolten wird; und wie? wen endlig die belonten Schmeichler mit ihrem scheinbaren Dienste vor Augen und unnützer Geschäftigkeit allein übrig bleiben, alle treuen Leute aber und redligen Arbeiter fich verlieren? ---- Was? redlige Leute? man unterstehe sichs von uns Großen oder von unsern Anbetern zusagen daß wir oder sie nicht redlig sind! O ja! ihr seid erhabene vortreflige Götter; eure Anbeter sind lauter Tugendmuster, das erkennet man au ihren reichen Kleidern, welche freilig tugendhaft machen und hievon den Beweis abgeben; sie haben allerdings große Verdienste, den sie vergöttern euch, sie setzen ihr ganzes Vertrauen und alle ihre Hofnung allein auf eure Gnade; viele 100male haben sie dieses Gebet mit wenig veränderten Worten auch erweitert und verbessert zu euch abgeschikket; ingleichem dieses; dir, Erhabenster, gleichet Niemand an Einsichten, an Thaten, an Rume; welches auch zu einem längern Gebete ein schöner Eingang ist: ich selbst habe mich entschlossen mich um euch also verdient zumachen; ich fange an Gebetsformeln zusamlen, deren man sich an euch bedienen kan; Zuschriften, Reden u. d. g. geben mir dieselben reichlig an

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[917/0929] Schrift genommen, die man an dem Orte, da dieses geschrieben worden, wol kennet. Was sollen aber die bedrükten Unterthanen künftig beginnen? sollen sie sich wiedersetzen und Aufstand erregen, wie aus der Anwendung obiger Betrachtungen zufolgen scheinet? keinesweges! aber befürchten solten doch die Großen, daß dergleichen endlig erfolgen mögte; sondexlig wen erst nach ihrem Unterrichte und Beispiele die Verleugnung der Unsterbligkeit, des Gewissens, des Glaubens und Gottesdienstes algemeiner geworden: befürchten solten sie ferner, daß diese Kriegesmacht, womit sie alles bändigen wollen, ihnen selbst fürchterlig werden mögte: befürchten solten sie endlig, daß ihr Land könne durch Flüchten und Auswandern zur Wüste werden: sehen solten über dieses die Fürsten und ihre Großen, daß wie sie keine Billigkeit und Gerechtigkeit kennen, sondern allein an die Schmeichler alle Gunst verschwenden, also von diesen, die keine Redligkeit kennen, ihnen blos mit falscher Schmeichelei vergolten wird; und wie? wen endlig die belonten Schmeichler mit ihrem scheinbaren Dienste vor Augen und unnützer Geschäftigkeit allein übrig bleiben, alle treuen Leute aber und redligen Arbeiter fich verlieren? ---- Was? redlige Leute? man unterstehe sichs von uns Großen oder von unsern Anbetern zusagen daß wir oder sie nicht redlig sind! O ja! ihr seid erhabene vortreflige Götter; eure Anbeter sind lauter Tugendmuster, das erkennet man au ihren reichen Kleidern, welche freilig tugendhaft machen und hievon den Beweis abgeben; sie haben allerdings große Verdienste, den sie vergöttern euch, sie setzen ihr ganzes Vertrauen und alle ihre Hofnung allein auf eure Gnade; viele 100male haben sie dieses Gebet mit wenig veränderten Worten auch erweitert und verbessert zu euch abgeschikket; ingleichem dieses; dir, Erhabenster, gleichet Niemand an Einsichten, an Thaten, an Rume; welches auch zu einem längern Gebete ein schöner Eingang ist: ich selbst habe mich entschlossen mich um euch also verdient zumachen; ich fange an Gebetsformeln zusamlen, deren man sich an euch bedienen kan; Zuschriften, Reden u. d. g. geben mir dieselben reichlig an

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 917. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/929>, abgerufen am 22.11.2024.