Treitschke, Heinrich von: Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert. Bd. 2: Bis zu den Karlsbader Beschlüssen. Leipzig, 1882.II. 5. Die Wiederherstellung des preußischen Staates. fremd war."*) Wenn einem Geschlechte von solcher Bildung das Reprä-sentativsystem gegeben wurde, so stand freilich zu hoffen, daß die Pflicht- treue des gewissenhaften, verständigen Volkes sich mit der Zeit einleben würde in die neue Staatsform. Doch eine Verfassung, jetzt verliehen, wäre nicht das Werk der Nation gewesen, sondern, wie einst die Städte- ordnung, ein freies Geschenk des dem Volke voranschreitenden königlichen Willens. Der König aber begann eben jetzt, beunruhigt durch die Nachrichten *) Kesselstadts Votum in Altensteins Reise-Akten.
II. 5. Die Wiederherſtellung des preußiſchen Staates. fremd war.“*) Wenn einem Geſchlechte von ſolcher Bildung das Reprä-ſentativſyſtem gegeben wurde, ſo ſtand freilich zu hoffen, daß die Pflicht- treue des gewiſſenhaften, verſtändigen Volkes ſich mit der Zeit einleben würde in die neue Staatsform. Doch eine Verfaſſung, jetzt verliehen, wäre nicht das Werk der Nation geweſen, ſondern, wie einſt die Städte- ordnung, ein freies Geſchenk des dem Volke voranſchreitenden königlichen Willens. Der König aber begann eben jetzt, beunruhigt durch die Nachrichten *) Keſſelſtadts Votum in Altenſteins Reiſe-Akten.
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II. 5. Die Wiederherſtellung des preußiſchen Staates.
fremd war.“ *) Wenn einem Geſchlechte von ſolcher Bildung das Reprä-
ſentativſyſtem gegeben wurde, ſo ſtand freilich zu hoffen, daß die Pflicht-
treue des gewiſſenhaften, verſtändigen Volkes ſich mit der Zeit einleben
würde in die neue Staatsform. Doch eine Verfaſſung, jetzt verliehen,
wäre nicht das Werk der Nation geweſen, ſondern, wie einſt die Städte-
ordnung, ein freies Geſchenk des dem Volke voranſchreitenden königlichen
Willens.
Der König aber begann eben jetzt, beunruhigt durch die Nachrichten
aus dem Süden, ſich den conſtitutionellen Plänen ſeines Staatskanzlers
zu entfremden.
*) Keſſelſtadts Votum in Altenſteins Reiſe-Akten.
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