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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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Juvenis! tua doctrina non promittit opes.
Plebs amat remedia. So rief einst ein Anhänger des
Sylvius einem Schüler Stahls zu, und dies
wird auch der Zuruf seyn, den meine Lehre von
Manchen zu erwarten hat. Aber mag es seyn!
Nur euch, in deren Herzen der Hunger nach Gold
das Gefühl für das Wohl der Menschheit noch nicht
erstickt hat, nur euch wünsche ich zu Lesern,
und euch fordere ich auf, zu beherzigen, ob nicht
schon deshalb meine Lehre Beyfall verdient, weil
sie Moralität unter den Aerzten selbst verbreitet,
und unmoralische Handlungen in der Praxis der-
selben verhütet! Sahe man, die Priester ausge-
nommen, je eine Classe von Gelehrten, die sich
pöbelhafter gegen einander betrug, unter welcher
Missgunst, Neid und Cabalen aller Art gemeiner
waren, als unter den Aerzten? Sahe man je Ma-
thematiker sich so verläumden und verfolgen, wie
es die grössten unter den Aerzten thaten, je ihre
Werke mit solchen nichtswürdigen Zänkereyen an-
füllen, wie Albins Annotat. academ. gegen Haller
enthalten? Und müssen diese Kriege nicht fortdau-
ern, so lange der Glaube an den positiven Nutzen
der Heilkunde noch in dem Maasse, wie es bisher
der Fall war, herrschend bleibt? Ferner, was si-
chert uns bey dem jetzigen Zustande dieser Kunst
gegen die Immoralität eines Arztes? Nichts, durch-
aus nichts! Beschuldigt ihr den Arzt von Kopf ei-
nes Fehlers gegen die Erfahrung, so setzt er euch

sei-

Juvenis! tua doctrina non promittit opes.
Plebs amat remedia. So rief einst ein Anhänger des
Sylvius einem Schüler Stahls zu, und dies
wird auch der Zuruf seyn, den meine Lehre von
Manchen zu erwarten hat. Aber mag es seyn!
Nur euch, in deren Herzen der Hunger nach Gold
das Gefühl für das Wohl der Menschheit noch nicht
erstickt hat, nur euch wünsche ich zu Lesern,
und euch fordere ich auf, zu beherzigen, ob nicht
schon deshalb meine Lehre Beyfall verdient, weil
sie Moralität unter den Aerzten selbst verbreitet,
und unmoralische Handlungen in der Praxis der-
selben verhütet! Sahe man, die Priester ausge-
nommen, je eine Classe von Gelehrten, die sich
pöbelhafter gegen einander betrug, unter welcher
Miſsgunst, Neid und Cabalen aller Art gemeiner
waren, als unter den Aerzten? Sahe man je Ma-
thematiker sich so verläumden und verfolgen, wie
es die gröſsten unter den Aerzten thaten, je ihre
Werke mit solchen nichtswürdigen Zänkereyen an-
füllen, wie Albins Annotat. academ. gegen Haller
enthalten? Und müssen diese Kriege nicht fortdau-
ern, so lange der Glaube an den positiven Nutzen
der Heilkunde noch in dem Maaſse, wie es bisher
der Fall war, herrschend bleibt? Ferner, was si-
chert uns bey dem jetzigen Zustande dieser Kunst
gegen die Immoralität eines Arztes? Nichts, durch-
aus nichts! Beschuldigt ihr den Arzt von Kopf ei-
nes Fehlers gegen die Erfahrung, so setzt er euch

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[144/0164] Juvenis! tua doctrina non promittit opes. Plebs amat remedia. So rief einst ein Anhänger des Sylvius einem Schüler Stahls zu, und dies wird auch der Zuruf seyn, den meine Lehre von Manchen zu erwarten hat. Aber mag es seyn! Nur euch, in deren Herzen der Hunger nach Gold das Gefühl für das Wohl der Menschheit noch nicht erstickt hat, nur euch wünsche ich zu Lesern, und euch fordere ich auf, zu beherzigen, ob nicht schon deshalb meine Lehre Beyfall verdient, weil sie Moralität unter den Aerzten selbst verbreitet, und unmoralische Handlungen in der Praxis der- selben verhütet! Sahe man, die Priester ausge- nommen, je eine Classe von Gelehrten, die sich pöbelhafter gegen einander betrug, unter welcher Miſsgunst, Neid und Cabalen aller Art gemeiner waren, als unter den Aerzten? Sahe man je Ma- thematiker sich so verläumden und verfolgen, wie es die gröſsten unter den Aerzten thaten, je ihre Werke mit solchen nichtswürdigen Zänkereyen an- füllen, wie Albins Annotat. academ. gegen Haller enthalten? Und müssen diese Kriege nicht fortdau- ern, so lange der Glaube an den positiven Nutzen der Heilkunde noch in dem Maaſse, wie es bisher der Fall war, herrschend bleibt? Ferner, was si- chert uns bey dem jetzigen Zustande dieser Kunst gegen die Immoralität eines Arztes? Nichts, durch- aus nichts! Beschuldigt ihr den Arzt von Kopf ei- nes Fehlers gegen die Erfahrung, so setzt er euch sei-

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/164>, abgerufen am 04.12.2024.