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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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und des Alters zurücklegt, und sobald er sein Ge-
schlecht fortpflanzt.

In Ansehung der Mischung unterscheiden sich
alle lebende Körper dadurch von den Produkten
der leblosen Natur, dass sie insgesammt Eyweissstoff,
Gallerte und Faserstoff zu nähern Bestandtheilen
haben. Ihre Struktur aber zeichnet sich vorzüglich
durch Regularität verbunden mit Ungleichartigkeit
ihrer Theile aus, da hingegen den Körpern der
leblosen Natur blos das erstere Merkmal, nicht das
letztere eigen ist.

Diese von der Mischung und Struktur herge-
nommenen Kennzeichen können aber für sich nur
beweisen, dass der Körper, wobey wir dieselben
antreffen, einst Leben besass, nicht dass er es jetzt
noch besitzt. Mit mehrerm Grunde können wir
schon auf das Letztere schliessen, wenn wir zu-
gleich jenen Körper sich von niedern Stufen zu
höhern erheben und von diesen wieder zu jenen
zurückkehren sehen, oder mit andern Worten,
wenn die jenem Körper eigenthümlichen Erschei-
nungen bis zu einer gewissen Periode zunehmen,
nach derselben aber sich wieder mindern. Auch
dieses Merkmal giebt indess noch keine völlige Ge-
wissheit. Der Körper, dem dasselbe angehört,
kann bey allem dem blos ein lebloses Produkt
eines lebenden Organismus seyn. So sehen wir
z. B. die Pilze, gleich allen lebenden Körpern, von

ihrem

und des Alters zurücklegt, und sobald er sein Ge-
schlecht fortpflanzt.

In Ansehung der Mischung unterscheiden sich
alle lebende Körper dadurch von den Produkten
der leblosen Natur, daſs sie insgesammt Eyweiſsstoff,
Gallerte und Faserstoff zu nähern Bestandtheilen
haben. Ihre Struktur aber zeichnet sich vorzüglich
durch Regularität verbunden mit Ungleichartigkeit
ihrer Theile aus, da hingegen den Körpern der
leblosen Natur blos das erstere Merkmal, nicht das
letztere eigen ist.

Diese von der Mischung und Struktur herge-
nommenen Kennzeichen können aber für sich nur
beweisen, daſs der Körper, wobey wir dieselben
antreffen, einst Leben besaſs, nicht daſs er es jetzt
noch besitzt. Mit mehrerm Grunde können wir
schon auf das Letztere schliessen, wenn wir zu-
gleich jenen Körper sich von niedern Stufen zu
höhern erheben und von diesen wieder zu jenen
zurückkehren sehen, oder mit andern Worten,
wenn die jenem Körper eigenthümlichen Erschei-
nungen bis zu einer gewissen Periode zunehmen,
nach derselben aber sich wieder mindern. Auch
dieses Merkmal giebt indeſs noch keine völlige Ge-
wiſsheit. Der Körper, dem dasselbe angehört,
kann bey allem dem blos ein lebloses Produkt
eines lebenden Organismus seyn. So sehen wir
z. B. die Pilze, gleich allen lebenden Körpern, von

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[158/0178] und des Alters zurücklegt, und sobald er sein Ge- schlecht fortpflanzt. In Ansehung der Mischung unterscheiden sich alle lebende Körper dadurch von den Produkten der leblosen Natur, daſs sie insgesammt Eyweiſsstoff, Gallerte und Faserstoff zu nähern Bestandtheilen haben. Ihre Struktur aber zeichnet sich vorzüglich durch Regularität verbunden mit Ungleichartigkeit ihrer Theile aus, da hingegen den Körpern der leblosen Natur blos das erstere Merkmal, nicht das letztere eigen ist. Diese von der Mischung und Struktur herge- nommenen Kennzeichen können aber für sich nur beweisen, daſs der Körper, wobey wir dieselben antreffen, einst Leben besaſs, nicht daſs er es jetzt noch besitzt. Mit mehrerm Grunde können wir schon auf das Letztere schliessen, wenn wir zu- gleich jenen Körper sich von niedern Stufen zu höhern erheben und von diesen wieder zu jenen zurückkehren sehen, oder mit andern Worten, wenn die jenem Körper eigenthümlichen Erschei- nungen bis zu einer gewissen Periode zunehmen, nach derselben aber sich wieder mindern. Auch dieses Merkmal giebt indeſs noch keine völlige Ge- wiſsheit. Der Körper, dem dasselbe angehört, kann bey allem dem blos ein lebloses Produkt eines lebenden Organismus seyn. So sehen wir z. B. die Pilze, gleich allen lebenden Körpern, von ihrem

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/178>, abgerufen am 04.12.2024.