kührlicher, mit fragmentarischen Beobachtungen vermischter Systeme zu bewirken glaubtet?
Aber man betrachte auch den Einfluss, den die Ausführung unsers Vorhabens auf mehrere der wichtigsten Wissenschaften haben muss, und man wird diesem seinen Beyfall nicht versagen können. Was waren Zoologie und Botanik bisher, als trock- ne Namenregister, vermischt mit unzusammen- hängenden Erfahrungen, und geordnet nach Syste- men, die nicht, wie es seyn sollte, zum Mittel, sondern zum Zweck gemacht wurden? Welcher Mensch, der den Sinn für das Höhere noch nicht verlohren hatte, konnte an diesem Gedächtnisswer- ke Geschmack finden? Betrachtet man dagegen jene Wissenschaften als Theile der Biologie, so erscheinen beyde in einem ganz andern Lichte. Wir erkennen dann die Nothwendigkeit der Syste- me in ihnen an; aber wir behandeln diese nur als höhern Zwecken untergeordnet, legen ihnen nicht mehr Wichtigkeit bey, als sie wirklich verdienen, und vermehren ihren Werth, indem wir sie nicht blos in der Absicht entwerfen, um die Benennung der Thiere und Pflanzen, und die Auffindung der schon ertheilten Namen zu erleichtern, sondern auch um als Leitfaden bey unsern biologischen Untersuchungen zu dienen. Die Beobachtungen über die Lebensweise der Thiere und Pflanzen, die bisher in der Naturgeschichte ohne Zusammenhang
umher
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kührlicher, mit fragmentarischen Beobachtungen vermischter Systeme zu bewirken glaubtet?
Aber man betrachte auch den Einfluſs, den die Ausführung unsers Vorhabens auf mehrere der wichtigsten Wissenschaften haben muſs, und man wird diesem seinen Beyfall nicht versagen können. Was waren Zoologie und Botanik bisher, als trock- ne Namenregister, vermischt mit unzusammen- hängenden Erfahrungen, und geordnet nach Syste- men, die nicht, wie es seyn sollte, zum Mittel, sondern zum Zweck gemacht wurden? Welcher Mensch, der den Sinn für das Höhere noch nicht verlohren hatte, konnte an diesem Gedächtniſswer- ke Geschmack finden? Betrachtet man dagegen jene Wissenschaften als Theile der Biologie, so erscheinen beyde in einem ganz andern Lichte. Wir erkennen dann die Nothwendigkeit der Syste- me in ihnen an; aber wir behandeln diese nur als höhern Zwecken untergeordnet, legen ihnen nicht mehr Wichtigkeit bey, als sie wirklich verdienen, und vermehren ihren Werth, indem wir sie nicht blos in der Absicht entwerfen, um die Benennung der Thiere und Pflanzen, und die Auffindung der schon ertheilten Namen zu erleichtern, sondern auch um als Leitfaden bey unsern biologischen Untersuchungen zu dienen. Die Beobachtungen über die Lebensweise der Thiere und Pflanzen, die bisher in der Naturgeschichte ohne Zusammenhang
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kührlicher, mit fragmentarischen Beobachtungen
vermischter Systeme zu bewirken glaubtet?
Aber man betrachte auch den Einfluſs, den die
Ausführung unsers Vorhabens auf mehrere der
wichtigsten Wissenschaften haben muſs, und man
wird diesem seinen Beyfall nicht versagen können.
Was waren Zoologie und Botanik bisher, als trock-
ne Namenregister, vermischt mit unzusammen-
hängenden Erfahrungen, und geordnet nach Syste-
men, die nicht, wie es seyn sollte, zum Mittel,
sondern zum Zweck gemacht wurden? Welcher
Mensch, der den Sinn für das Höhere noch nicht
verlohren hatte, konnte an diesem Gedächtniſswer-
ke Geschmack finden? Betrachtet man dagegen
jene Wissenschaften als Theile der Biologie, so
erscheinen beyde in einem ganz andern Lichte.
Wir erkennen dann die Nothwendigkeit der Syste-
me in ihnen an; aber wir behandeln diese nur als
höhern Zwecken untergeordnet, legen ihnen nicht
mehr Wichtigkeit bey, als sie wirklich verdienen,
und vermehren ihren Werth, indem wir sie nicht
blos in der Absicht entwerfen, um die Benennung
der Thiere und Pflanzen, und die Auffindung der
schon ertheilten Namen zu erleichtern, sondern
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Untersuchungen zu dienen. Die Beobachtungen
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/27>, abgerufen am 21.11.2024.
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