Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

sammenziehungen der erwähnten Augendecke, ohne
Augenmuskeln, bewegt werden. Die Frösche ha-
ben drey Augenmuskeln, wovon einer den Augapfel
in den Grund der Augenhöhle hinabzieht, und die
beyden übrigen jenem entgegenwirken. Ausser die-
sen beyden entgegengesetzten Bewegungen findet
keine weiter statt, und diese gehen, wie beym Cha-
mäleon, in dem einen Auge vor sich, indem das
andere in Ruhe bleibt (g). Der Augapfel ist bey
allen Amphibien verhältnissmässig gross, und fast
ganz kugelförmig. Die Pupille ist gewöhnlich nicht
so rund, wie bey den meisten Säugthieren und Vö-
geln, bey einigen, z. B. dem Gecko, blos eine ver-
tikale Spalte.

In dem Gehörorgane der Amphibien trifft man
eine merkwürdige Gradation von dem zusammen-
gesetztern Baue der Vögel zu dem einfachern der
folgenden Thierclasse an. Einige (die Schildkröten,
Eidechsen, Schlangen, Frösche und Kröten) haben
über dem Gelenke der untern Kinnlade eine trich-
terförmige Vertiefung, in deren Boden ein knorpel-
artiges Trommelfell sitzt. Die hinter diesem be-
findliche Trommelhöhle ist sehr geräumig, und öff-
net sich in eine Eustachische Röhre. Von dem
Mittelpunkte des Trommelfells geht ein cylindri-
sches Gehörknöchelchen zu der ovalen Oeffnung
des Vorhofs. In dem Labyrinth befinden sich drey

halb-
(g) Petit, Mem. de l'Acad. des sc. a Paris, 1737.

sammenziehungen der erwähnten Augendecke, ohne
Augenmuskeln, bewegt werden. Die Frösche ha-
ben drey Augenmuskeln, wovon einer den Augapfel
in den Grund der Augenhöhle hinabzieht, und die
beyden übrigen jenem entgegenwirken. Ausser die-
sen beyden entgegengesetzten Bewegungen findet
keine weiter statt, und diese gehen, wie beym Cha-
mäleon, in dem einen Auge vor sich, indem das
andere in Ruhe bleibt (g). Der Augapfel ist bey
allen Amphibien verhältniſsmäſsig groſs, und fast
ganz kugelförmig. Die Pupille ist gewöhnlich nicht
so rund, wie bey den meisten Säugthieren und Vö-
geln, bey einigen, z. B. dem Gecko, blos eine ver-
tikale Spalte.

In dem Gehörorgane der Amphibien trifft man
eine merkwürdige Gradation von dem zusammen-
gesetztern Baue der Vögel zu dem einfachern der
folgenden Thierclasse an. Einige (die Schildkröten,
Eidechsen, Schlangen, Frösche und Kröten) haben
über dem Gelenke der untern Kinnlade eine trich-
terförmige Vertiefung, in deren Boden ein knorpel-
artiges Trommelfell sitzt. Die hinter diesem be-
findliche Trommelhöhle ist sehr geräumig, und öff-
net sich in eine Eustachische Röhre. Von dem
Mittelpunkte des Trommelfells geht ein cylindri-
sches Gehörknöchelchen zu der ovalen Oeffnung
des Vorhofs. In dem Labyrinth befinden sich drey

halb-
(g) Petit, Mém. de l’Acad. des sc. à Paris, 1737.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0271" n="251"/>
sammenziehungen der erwähnten Augendecke, ohne<lb/>
Augenmuskeln, bewegt werden. Die Frösche ha-<lb/>
ben drey Augenmuskeln, wovon einer den Augapfel<lb/>
in den Grund der Augenhöhle hinabzieht, und die<lb/>
beyden übrigen jenem entgegenwirken. Ausser die-<lb/>
sen beyden entgegengesetzten Bewegungen findet<lb/>
keine weiter statt, und diese gehen, wie beym Cha-<lb/>
mäleon, in dem einen Auge vor sich, indem das<lb/>
andere in Ruhe bleibt <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#k">Petit</hi>, Mém. de l&#x2019;Acad. des sc. à Paris, 1737.</note>. Der Augapfel ist bey<lb/>
allen Amphibien verhältni&#x017F;smä&#x017F;sig gro&#x017F;s, und fast<lb/>
ganz kugelförmig. Die Pupille ist gewöhnlich nicht<lb/>
so rund, wie bey den meisten Säugthieren und Vö-<lb/>
geln, bey einigen, z. B. dem Gecko, blos eine ver-<lb/>
tikale Spalte.</p><lb/>
              <p>In dem Gehörorgane der Amphibien trifft man<lb/>
eine merkwürdige Gradation von dem zusammen-<lb/>
gesetztern Baue der Vögel zu dem einfachern der<lb/>
folgenden Thierclasse an. Einige (die Schildkröten,<lb/>
Eidechsen, Schlangen, Frösche und Kröten) haben<lb/>
über dem Gelenke der untern Kinnlade eine trich-<lb/>
terförmige Vertiefung, in deren Boden ein knorpel-<lb/>
artiges Trommelfell sitzt. Die hinter diesem be-<lb/>
findliche Trommelhöhle ist sehr geräumig, und öff-<lb/>
net sich in eine Eustachische Röhre. Von dem<lb/>
Mittelpunkte des Trommelfells geht ein cylindri-<lb/>
sches Gehörknöchelchen zu der ovalen Oeffnung<lb/>
des Vorhofs. In dem Labyrinth befinden sich drey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">halb-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0271] sammenziehungen der erwähnten Augendecke, ohne Augenmuskeln, bewegt werden. Die Frösche ha- ben drey Augenmuskeln, wovon einer den Augapfel in den Grund der Augenhöhle hinabzieht, und die beyden übrigen jenem entgegenwirken. Ausser die- sen beyden entgegengesetzten Bewegungen findet keine weiter statt, und diese gehen, wie beym Cha- mäleon, in dem einen Auge vor sich, indem das andere in Ruhe bleibt (g). Der Augapfel ist bey allen Amphibien verhältniſsmäſsig groſs, und fast ganz kugelförmig. Die Pupille ist gewöhnlich nicht so rund, wie bey den meisten Säugthieren und Vö- geln, bey einigen, z. B. dem Gecko, blos eine ver- tikale Spalte. In dem Gehörorgane der Amphibien trifft man eine merkwürdige Gradation von dem zusammen- gesetztern Baue der Vögel zu dem einfachern der folgenden Thierclasse an. Einige (die Schildkröten, Eidechsen, Schlangen, Frösche und Kröten) haben über dem Gelenke der untern Kinnlade eine trich- terförmige Vertiefung, in deren Boden ein knorpel- artiges Trommelfell sitzt. Die hinter diesem be- findliche Trommelhöhle ist sehr geräumig, und öff- net sich in eine Eustachische Röhre. Von dem Mittelpunkte des Trommelfells geht ein cylindri- sches Gehörknöchelchen zu der ovalen Oeffnung des Vorhofs. In dem Labyrinth befinden sich drey halb- (g) Petit, Mém. de l’Acad. des sc. à Paris, 1737.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/271
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/271>, abgerufen am 20.05.2024.