seiner Erweiterungen und Verengerungen; in der Textur seiner verschiedenen Theile; und in der Struktur der blinden Anhänge, die sich in ihn öff- nen. In Ansehung der Länge, der Beugungen und Weite desselben ist es bey den Insekten ein allgemei- nes Gesetz: dass jede der beyden erstern im umgekehrten, die letztere aber im ge- raden Verhältnisse mit der Anzahl der Artikulationen des Thiers steht. Am auf- fallendsten bestätigt sich dieses Gesetz bey der Ver- gleichung des Nahrungscanals der Larven mit dem der vollkommenen Insekten. Da, wo jene eine grössere Menge von Artikulationen, als diese, be- sitzen, ist der Nahrungscanal dort kurz, gerade und sehr weit, hier aber lang, gebogen und enge; das Gegentheil zeigt sich, wenn die Larve weniger Artikulationen, als das vollkommene Insekt, hat. Die erstere Bedingung findet z. B. bey den Schmetterlingen statt. Bey der Raupe ist da- her der Schlund und Darmcanal sehr kurz, hin- gegen der Magen ausserordentlich weit und sehr lang. Aber schon bey der Puppe ist der Magen merklich kürzer, hingegen der Schlund und Darm- canal ungleich länger geworden. Und bey dem vollkommenen Schmetterlinge hat der Darmcanal eine solche Länge erhalten, dass er jetzt mit meh- rern Windungen zum After fortgeht. Das nehmli- che gilt von der Biene und dem Scarabaeus nasicor- nis. Hingegen bey der Musca Chamaeleon, wo die
Larve
seiner Erweiterungen und Verengerungen; in der Textur seiner verschiedenen Theile; und in der Struktur der blinden Anhänge, die sich in ihn öff- nen. In Ansehung der Länge, der Beugungen und Weite desselben ist es bey den Insekten ein allgemei- nes Gesetz: daſs jede der beyden erstern im umgekehrten, die letztere aber im ge- raden Verhältnisse mit der Anzahl der Artikulationen des Thiers steht. Am auf- fallendsten bestätigt sich dieses Gesetz bey der Ver- gleichung des Nahrungscanals der Larven mit dem der vollkommenen Insekten. Da, wo jene eine gröſsere Menge von Artikulationen, als diese, be- sitzen, ist der Nahrungscanal dort kurz, gerade und sehr weit, hier aber lang, gebogen und enge; das Gegentheil zeigt sich, wenn die Larve weniger Artikulationen, als das vollkommene Insekt, hat. Die erstere Bedingung findet z. B. bey den Schmetterlingen statt. Bey der Raupe ist da- her der Schlund und Darmcanal sehr kurz, hin- gegen der Magen ausserordentlich weit und sehr lang. Aber schon bey der Puppe ist der Magen merklich kürzer, hingegen der Schlund und Darm- canal ungleich länger geworden. Und bey dem vollkommenen Schmetterlinge hat der Darmcanal eine solche Länge erhalten, daſs er jetzt mit meh- rern Windungen zum After fortgeht. Das nehmli- che gilt von der Biene und dem Scarabaeus nasicor- nis. Hingegen bey der Musca Chamaeleon, wo die
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seiner Erweiterungen und Verengerungen; in der
Textur seiner verschiedenen Theile; und in der
Struktur der blinden Anhänge, die sich in ihn öff-
nen. In Ansehung der Länge, der Beugungen und
Weite desselben ist es bey den Insekten ein allgemei-
nes Gesetz: daſs jede der beyden erstern
im umgekehrten, die letztere aber im ge-
raden Verhältnisse mit der Anzahl der
Artikulationen des Thiers steht. Am auf-
fallendsten bestätigt sich dieses Gesetz bey der Ver-
gleichung des Nahrungscanals der Larven mit dem
der vollkommenen Insekten. Da, wo jene eine
gröſsere Menge von Artikulationen, als diese, be-
sitzen, ist der Nahrungscanal dort kurz, gerade
und sehr weit, hier aber lang, gebogen und enge;
das Gegentheil zeigt sich, wenn die Larve weniger
Artikulationen, als das vollkommene Insekt, hat.
Die erstere Bedingung findet z. B. bey den
Schmetterlingen statt. Bey der Raupe ist da-
her der Schlund und Darmcanal sehr kurz, hin-
gegen der Magen ausserordentlich weit und sehr
lang. Aber schon bey der Puppe ist der Magen
merklich kürzer, hingegen der Schlund und Darm-
canal ungleich länger geworden. Und bey dem
vollkommenen Schmetterlinge hat der Darmcanal
eine solche Länge erhalten, daſs er jetzt mit meh-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/383>, abgerufen am 21.11.2024.
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