Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

seiner Erweiterungen und Verengerungen; in der
Textur seiner verschiedenen Theile; und in der
Struktur der blinden Anhänge, die sich in ihn öff-
nen. In Ansehung der Länge, der Beugungen und
Weite desselben ist es bey den Insekten ein allgemei-
nes Gesetz: dass jede der beyden erstern
im umgekehrten, die letztere aber im ge-
raden Verhältnisse mit der Anzahl der
Artikulationen des Thiers steht
. Am auf-
fallendsten bestätigt sich dieses Gesetz bey der Ver-
gleichung des Nahrungscanals der Larven mit dem
der vollkommenen Insekten. Da, wo jene eine
grössere Menge von Artikulationen, als diese, be-
sitzen, ist der Nahrungscanal dort kurz, gerade
und sehr weit, hier aber lang, gebogen und enge;
das Gegentheil zeigt sich, wenn die Larve weniger
Artikulationen, als das vollkommene Insekt, hat.
Die erstere Bedingung findet z. B. bey den
Schmetterlingen statt. Bey der Raupe ist da-
her der Schlund und Darmcanal sehr kurz, hin-
gegen der Magen ausserordentlich weit und sehr
lang. Aber schon bey der Puppe ist der Magen
merklich kürzer, hingegen der Schlund und Darm-
canal ungleich länger geworden. Und bey dem
vollkommenen Schmetterlinge hat der Darmcanal
eine solche Länge erhalten, dass er jetzt mit meh-
rern Windungen zum After fortgeht. Das nehmli-
che gilt von der Biene und dem Scarabaeus nasicor-
nis. Hingegen bey der Musca Chamaeleon, wo die

Larve

seiner Erweiterungen und Verengerungen; in der
Textur seiner verschiedenen Theile; und in der
Struktur der blinden Anhänge, die sich in ihn öff-
nen. In Ansehung der Länge, der Beugungen und
Weite desselben ist es bey den Insekten ein allgemei-
nes Gesetz: daſs jede der beyden erstern
im umgekehrten, die letztere aber im ge-
raden Verhältnisse mit der Anzahl der
Artikulationen des Thiers steht
. Am auf-
fallendsten bestätigt sich dieses Gesetz bey der Ver-
gleichung des Nahrungscanals der Larven mit dem
der vollkommenen Insekten. Da, wo jene eine
gröſsere Menge von Artikulationen, als diese, be-
sitzen, ist der Nahrungscanal dort kurz, gerade
und sehr weit, hier aber lang, gebogen und enge;
das Gegentheil zeigt sich, wenn die Larve weniger
Artikulationen, als das vollkommene Insekt, hat.
Die erstere Bedingung findet z. B. bey den
Schmetterlingen statt. Bey der Raupe ist da-
her der Schlund und Darmcanal sehr kurz, hin-
gegen der Magen ausserordentlich weit und sehr
lang. Aber schon bey der Puppe ist der Magen
merklich kürzer, hingegen der Schlund und Darm-
canal ungleich länger geworden. Und bey dem
vollkommenen Schmetterlinge hat der Darmcanal
eine solche Länge erhalten, daſs er jetzt mit meh-
rern Windungen zum After fortgeht. Das nehmli-
che gilt von der Biene und dem Scarabaeus nasicor-
nis. Hingegen bey der Musca Chamaeleon, wo die

Larve
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0383" n="363"/>
seiner Erweiterungen und Verengerungen; in der<lb/>
Textur seiner verschiedenen Theile; und in der<lb/>
Struktur der blinden Anhänge, die sich in ihn öff-<lb/>
nen. In Ansehung der Länge, der Beugungen und<lb/>
Weite desselben ist es bey den Insekten ein allgemei-<lb/>
nes Gesetz: <hi rendition="#g">da&#x017F;s jede der beyden erstern<lb/>
im umgekehrten, die letztere aber im ge-<lb/>
raden Verhältnisse mit der Anzahl der<lb/>
Artikulationen des Thiers steht</hi>. Am auf-<lb/>
fallendsten bestätigt sich dieses Gesetz bey der Ver-<lb/>
gleichung des Nahrungscanals der Larven mit dem<lb/>
der vollkommenen Insekten. Da, wo jene eine<lb/>
grö&#x017F;sere Menge von Artikulationen, als diese, be-<lb/>
sitzen, ist der Nahrungscanal dort kurz, gerade<lb/>
und sehr weit, hier aber lang, gebogen und enge;<lb/>
das Gegentheil zeigt sich, wenn die Larve weniger<lb/>
Artikulationen, als das vollkommene Insekt, hat.<lb/>
Die erstere Bedingung findet z. B. bey den<lb/>
Schmetterlingen statt. Bey der Raupe ist da-<lb/>
her der Schlund und Darmcanal sehr kurz, hin-<lb/>
gegen der Magen ausserordentlich weit und sehr<lb/>
lang. Aber schon bey der Puppe ist der Magen<lb/>
merklich kürzer, hingegen der Schlund und Darm-<lb/>
canal ungleich länger geworden. Und bey dem<lb/>
vollkommenen Schmetterlinge hat der Darmcanal<lb/>
eine solche Länge erhalten, da&#x017F;s er jetzt mit meh-<lb/>
rern Windungen zum After fortgeht. Das nehmli-<lb/>
che gilt von der Biene und dem Scarabaeus nasicor-<lb/>
nis. Hingegen bey der Musca Chamaeleon, wo die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Larve</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0383] seiner Erweiterungen und Verengerungen; in der Textur seiner verschiedenen Theile; und in der Struktur der blinden Anhänge, die sich in ihn öff- nen. In Ansehung der Länge, der Beugungen und Weite desselben ist es bey den Insekten ein allgemei- nes Gesetz: daſs jede der beyden erstern im umgekehrten, die letztere aber im ge- raden Verhältnisse mit der Anzahl der Artikulationen des Thiers steht. Am auf- fallendsten bestätigt sich dieses Gesetz bey der Ver- gleichung des Nahrungscanals der Larven mit dem der vollkommenen Insekten. Da, wo jene eine gröſsere Menge von Artikulationen, als diese, be- sitzen, ist der Nahrungscanal dort kurz, gerade und sehr weit, hier aber lang, gebogen und enge; das Gegentheil zeigt sich, wenn die Larve weniger Artikulationen, als das vollkommene Insekt, hat. Die erstere Bedingung findet z. B. bey den Schmetterlingen statt. Bey der Raupe ist da- her der Schlund und Darmcanal sehr kurz, hin- gegen der Magen ausserordentlich weit und sehr lang. Aber schon bey der Puppe ist der Magen merklich kürzer, hingegen der Schlund und Darm- canal ungleich länger geworden. Und bey dem vollkommenen Schmetterlinge hat der Darmcanal eine solche Länge erhalten, daſs er jetzt mit meh- rern Windungen zum After fortgeht. Das nehmli- che gilt von der Biene und dem Scarabaeus nasicor- nis. Hingegen bey der Musca Chamaeleon, wo die Larve

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/383
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/383>, abgerufen am 20.05.2024.