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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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Schon aus dieser Zunahme in der Einfachheit
des Skeletts bey den niedern Classen der rothblüti-
gen Thiere lässt sich schliessen, dass eine ähnliche
Gradation in ihren Muskeln statt finden muss. Die-
ser Schluss bestätigt sich auch schon bey einer Ver-
gleichung der Muskeln des Menschen mit denen der
Vögel. Jener hat ungefähr 230, der Schwan hinge-
gen nur etwa 130 ungleichartige Muskeln. Bey den
Schildkröten sind blos Muskeln des Kopfs und der
äussern Gliedmaassen, ohne Brust-, Bauch- und
Rückenmuskeln vorhanden; bey den Schlangen fin-
det das Gegentheil statt. Die Fische haben höch-
stens nur 20 verschiedenartige Schwimm-Muskeln,
nehmlich ein Paar, das beyde Seitenflächen des Kör-
pers einnimmt, und aus mehrern kleinern, gleich-
artigen Muskeln zusammengesetzt ist; sechs Paare
an der Schwanzflosse; vier Paare an den Brustflos-
sen; drey Paare an den Bauchflossen; höchstens
drey Paare Rückenmuskeln; Ein Paar Schwanz-
muskeln; endlich bey denen Fischen, welche Rü-
ckenflossen haben, an jedem Strahle dieser Flosse
zwey Paare (a).

Ferner bestätigt sich diese Gradation bey dem
Gehirne. Schon bey den Säugthieren vermisst
man viele Eigenthümlichkeiten des menschlichen
Gehirns. Bey den meisten von jenen sind sich die

Win-
(a) Gouan hist. pisc. p. 69. §. V.
Ff 3

Schon aus dieser Zunahme in der Einfachheit
des Skeletts bey den niedern Classen der rothblüti-
gen Thiere läſst sich schliessen, daſs eine ähnliche
Gradation in ihren Muskeln statt finden muſs. Die-
ser Schluſs bestätigt sich auch schon bey einer Ver-
gleichung der Muskeln des Menschen mit denen der
Vögel. Jener hat ungefähr 230, der Schwan hinge-
gen nur etwa 130 ungleichartige Muskeln. Bey den
Schildkröten sind blos Muskeln des Kopfs und der
äussern Gliedmaaſsen, ohne Brust-, Bauch- und
Rückenmuskeln vorhanden; bey den Schlangen fin-
det das Gegentheil statt. Die Fische haben höch-
stens nur 20 verschiedenartige Schwimm-Muskeln,
nehmlich ein Paar, das beyde Seitenflächen des Kör-
pers einnimmt, und aus mehrern kleinern, gleich-
artigen Muskeln zusammengesetzt ist; sechs Paare
an der Schwanzflosse; vier Paare an den Brustflos-
sen; drey Paare an den Bauchflossen; höchstens
drey Paare Rückenmuskeln; Ein Paar Schwanz-
muskeln; endlich bey denen Fischen, welche Rü-
ckenflossen haben, an jedem Strahle dieser Flosse
zwey Paare (a).

Ferner bestätigt sich diese Gradation bey dem
Gehirne. Schon bey den Säugthieren vermiſst
man viele Eigenthümlichkeiten des menschlichen
Gehirns. Bey den meisten von jenen sind sich die

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(a) Gouan hist. pisc. p. 69. §. V.
Ff 3
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[453/0473] Schon aus dieser Zunahme in der Einfachheit des Skeletts bey den niedern Classen der rothblüti- gen Thiere läſst sich schliessen, daſs eine ähnliche Gradation in ihren Muskeln statt finden muſs. Die- ser Schluſs bestätigt sich auch schon bey einer Ver- gleichung der Muskeln des Menschen mit denen der Vögel. Jener hat ungefähr 230, der Schwan hinge- gen nur etwa 130 ungleichartige Muskeln. Bey den Schildkröten sind blos Muskeln des Kopfs und der äussern Gliedmaaſsen, ohne Brust-, Bauch- und Rückenmuskeln vorhanden; bey den Schlangen fin- det das Gegentheil statt. Die Fische haben höch- stens nur 20 verschiedenartige Schwimm-Muskeln, nehmlich ein Paar, das beyde Seitenflächen des Kör- pers einnimmt, und aus mehrern kleinern, gleich- artigen Muskeln zusammengesetzt ist; sechs Paare an der Schwanzflosse; vier Paare an den Brustflos- sen; drey Paare an den Bauchflossen; höchstens drey Paare Rückenmuskeln; Ein Paar Schwanz- muskeln; endlich bey denen Fischen, welche Rü- ckenflossen haben, an jedem Strahle dieser Flosse zwey Paare (a). Ferner bestätigt sich diese Gradation bey dem Gehirne. Schon bey den Säugthieren vermiſst man viele Eigenthümlichkeiten des menschlichen Gehirns. Bey den meisten von jenen sind sich die Win- (a) Gouan hist. pisc. p. 69. §. V. Ff 3

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/473>, abgerufen am 21.11.2024.