rung desselben nach sich zieht, und dass die auf die Uebertretung der erwähnten Gränzen folgende Zerstöhrung eines In- dividuums immer durch diese entgegen- gesetzte Veränderung geschieht. Ein Ue- bermaass von Thätigkeit muss durch ein Minus, ein Minus durch ein Plus, und eine anomalische Abweichung derselben durch eine andere nach ent- gegengesetzter Richtung gehende anomalische Ab- weichung wieder gut gemacht werden.
Aus der ersten dieser drey Voraussetzungen folgt, dass das ganze Reich der lebenden Organismen ein Glied des allgemeinen Organismus ausmacht, und dass jedes lebende Individuum zur Erhaltung die- ses Gliedes das Seinige beytragen muss.
Aus der zweyten Voraussetzung ergiebt sich, dass, je weitere Gränzen die Zufällig- keit der äussern Einwirkungen auf ei- nen lebenden Organismus hat, desto hö- her der Grad des Lebens dieses Körpers ist. Fortdauer desselben bey absoluter Zufällig- keit der erstern würde der höchste Grad des Le- bens (vita maxima) seyn. Ein solches Leben aber existirt nicht, und kann nicht existiren, weil die Schrankenlosigkeit desselben unaufhörliche Revo- lutionen im Universum hervorbringen würde. Je- des Leben ist nur Näherung zu jener Gränze. So
viele
rung desselben nach sich zieht, und daſs die auf die Uebertretung der erwähnten Gränzen folgende Zerstöhrung eines In- dividuums immer durch diese entgegen- gesetzte Veränderung geschieht. Ein Ue- bermaaſs von Thätigkeit muſs durch ein Minus, ein Minus durch ein Plus, und eine anomalische Abweichung derselben durch eine andere nach ent- gegengesetzter Richtung gehende anomalische Ab- weichung wieder gut gemacht werden.
Aus der ersten dieser drey Voraussetzungen folgt, daſs das ganze Reich der lebenden Organismen ein Glied des allgemeinen Organismus ausmacht, und daſs jedes lebende Individuum zur Erhaltung die- ses Gliedes das Seinige beytragen muſs.
Aus der zweyten Voraussetzung ergiebt sich, daſs, je weitere Gränzen die Zufällig- keit der äussern Einwirkungen auf ei- nen lebenden Organismus hat, desto hö- her der Grad des Lebens dieses Körpers ist. Fortdauer desselben bey absoluter Zufällig- keit der erstern würde der höchste Grad des Le- bens (vita maxima) seyn. Ein solches Leben aber existirt nicht, und kann nicht existiren, weil die Schrankenlosigkeit desselben unaufhörliche Revo- lutionen im Universum hervorbringen würde. Je- des Leben ist nur Näherung zu jener Gränze. So
viele
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0088"n="68"/><hirendition="#g">rung desselben nach sich zieht, und daſs<lb/>
die auf die Uebertretung der erwähnten<lb/>
Gränzen folgende Zerstöhrung eines In-<lb/>
dividuums immer durch diese entgegen-<lb/>
gesetzte Veränderung geschieht</hi>. Ein Ue-<lb/>
bermaaſs von Thätigkeit muſs durch ein Minus,<lb/>
ein Minus durch ein Plus, und eine anomalische<lb/>
Abweichung derselben durch eine andere nach ent-<lb/>
gegengesetzter Richtung gehende anomalische Ab-<lb/>
weichung wieder gut gemacht werden.</p><lb/><p>Aus der ersten dieser drey Voraussetzungen<lb/>
folgt, <hirendition="#g">daſs das ganze Reich der lebenden<lb/>
Organismen ein Glied des allgemeinen<lb/>
Organismus ausmacht, und daſs jedes<lb/>
lebende Individuum zur Erhaltung die-<lb/>
ses Gliedes das Seinige beytragen muſs</hi>.</p><lb/><p>Aus der zweyten Voraussetzung ergiebt sich,<lb/><hirendition="#g">daſs, je weitere Gränzen die Zufällig-<lb/>
keit der äussern Einwirkungen auf ei-<lb/>
nen lebenden Organismus hat, desto hö-<lb/>
her der Grad des Lebens dieses Körpers<lb/>
ist</hi>. Fortdauer desselben bey absoluter Zufällig-<lb/>
keit der erstern würde der höchste Grad des Le-<lb/>
bens (vita maxima) seyn. Ein solches Leben aber<lb/>
existirt nicht, und kann nicht existiren, weil die<lb/>
Schrankenlosigkeit desselben unaufhörliche Revo-<lb/>
lutionen im Universum hervorbringen würde. Je-<lb/>
des Leben ist nur Näherung zu jener Gränze. So<lb/><fwplace="bottom"type="catch">viele</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[68/0088]
rung desselben nach sich zieht, und daſs
die auf die Uebertretung der erwähnten
Gränzen folgende Zerstöhrung eines In-
dividuums immer durch diese entgegen-
gesetzte Veränderung geschieht. Ein Ue-
bermaaſs von Thätigkeit muſs durch ein Minus,
ein Minus durch ein Plus, und eine anomalische
Abweichung derselben durch eine andere nach ent-
gegengesetzter Richtung gehende anomalische Ab-
weichung wieder gut gemacht werden.
Aus der ersten dieser drey Voraussetzungen
folgt, daſs das ganze Reich der lebenden
Organismen ein Glied des allgemeinen
Organismus ausmacht, und daſs jedes
lebende Individuum zur Erhaltung die-
ses Gliedes das Seinige beytragen muſs.
Aus der zweyten Voraussetzung ergiebt sich,
daſs, je weitere Gränzen die Zufällig-
keit der äussern Einwirkungen auf ei-
nen lebenden Organismus hat, desto hö-
her der Grad des Lebens dieses Körpers
ist. Fortdauer desselben bey absoluter Zufällig-
keit der erstern würde der höchste Grad des Le-
bens (vita maxima) seyn. Ein solches Leben aber
existirt nicht, und kann nicht existiren, weil die
Schrankenlosigkeit desselben unaufhörliche Revo-
lutionen im Universum hervorbringen würde. Je-
des Leben ist nur Näherung zu jener Gränze. So
viele
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/88>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.