Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

"Wenn sich die südlichen Europäer so eifrig mit
"der Algologie abgegeben hätten, als die nördli-
"chen, so würde wahrscheinlich die Disproportion
"in der Zahl zum Nachtheile der Nordländer aus-
"fallen."

Von diesen Einwürfen trifft nun zwar der,
welcher von der grossen Menge von Individuen
hergenommen ist, die in den Gewässern der wär-
mern Zonen gefunden werden, nicht meine Mei-
nung. Die zahlreichen Arten, die von Thun-
berg
in den Indischen Meeren gesammelt wurden,
stehen ihr aber freylich entgegen. Es würde sich
auch noch dies einwenden lassen, dass es bekannt-
lich Meeresströhme gebe, z. B. den Golfstrohm von
Mexico, deren Wirkungen sich von den Wende-
zirkeln bis zu den Polarmeeren erstrecken, und
dass es daher zweifelhaft bleibe, ob ein grosser
Theil der Tangarten, die man in den nördlichen
Meeren gefunden hat, angeschwemmte, oder ur-
sprüngliche sind, wenn nicht die geringe Anzahl
von Arten, welche Swartz in den Westindischen
Meeren antraf, mit diesem Einwurfe unvereinbar
wäre. Vielleicht aber könnte man dieses Argument
umkehren, und viele der von Thunberg in dem
Indischen Ocean entdeckten Arten für solche anse-
hen, die aus dem südlichen Polarmeere, oder aus
den nördlichen Gegenden des stillen Meers dorthin
geführt wären.

Mit
K 4

„Wenn sich die südlichen Europäer so eifrig mit
„der Algologie abgegeben hätten, als die nördli-
„chen, so würde wahrscheinlich die Disproportion
„in der Zahl zum Nachtheile der Nordländer aus-
„fallen.”

Von diesen Einwürfen trifft nun zwar der,
welcher von der groſsen Menge von Individuen
hergenommen ist, die in den Gewässern der wär-
mern Zonen gefunden werden, nicht meine Mei-
nung. Die zahlreichen Arten, die von Thun-
berg
in den Indischen Meeren gesammelt wurden,
stehen ihr aber freylich entgegen. Es würde sich
auch noch dies einwenden lassen, daſs es bekannt-
lich Meeresströhme gebe, z. B. den Golfstrohm von
Mexico, deren Wirkungen sich von den Wende-
zirkeln bis zu den Polarmeeren erstrecken, und
daſs es daher zweifelhaft bleibe, ob ein groſser
Theil der Tangarten, die man in den nördlichen
Meeren gefunden hat, angeschwemmte, oder ur-
sprüngliche sind, wenn nicht die geringe Anzahl
von Arten, welche Swartz in den Westindischen
Meeren antraf, mit diesem Einwurfe unvereinbar
wäre. Vielleicht aber könnte man dieses Argument
umkehren, und viele der von Thunberg in dem
Indischen Ocean entdeckten Arten für solche anse-
hen, die aus dem südlichen Polarmeere, oder aus
den nördlichen Gegenden des stillen Meers dorthin
geführt wären.

Mit
K 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0161" n="151"/>
&#x201E;Wenn sich die südlichen Europäer so eifrig mit<lb/>
&#x201E;der Algologie abgegeben hätten, als die nördli-<lb/>
&#x201E;chen, so würde wahrscheinlich die Disproportion<lb/>
&#x201E;in der Zahl zum Nachtheile der Nordländer aus-<lb/>
&#x201E;fallen.&#x201D;</p><lb/>
              <p>Von diesen Einwürfen trifft nun zwar der,<lb/>
welcher von der gro&#x017F;sen Menge von <hi rendition="#g">Individuen</hi><lb/>
hergenommen ist, die in den Gewässern der wär-<lb/>
mern Zonen gefunden werden, nicht meine Mei-<lb/>
nung. Die zahlreichen Arten, die von <hi rendition="#k">Thun-<lb/>
berg</hi> in den Indischen Meeren gesammelt wurden,<lb/>
stehen ihr aber freylich entgegen. Es würde sich<lb/>
auch noch dies einwenden lassen, da&#x017F;s es bekannt-<lb/>
lich Meeresströhme gebe, z. B. den Golfstrohm von<lb/>
Mexico, deren Wirkungen sich von den Wende-<lb/>
zirkeln bis zu den Polarmeeren erstrecken, und<lb/>
da&#x017F;s es daher zweifelhaft bleibe, ob ein gro&#x017F;ser<lb/>
Theil der Tangarten, die man in den nördlichen<lb/>
Meeren gefunden hat, angeschwemmte, oder ur-<lb/>
sprüngliche sind, wenn nicht die geringe Anzahl<lb/>
von Arten, welche <hi rendition="#k">Swartz</hi> in den Westindischen<lb/>
Meeren antraf, mit diesem Einwurfe unvereinbar<lb/>
wäre. Vielleicht aber könnte man dieses Argument<lb/>
umkehren, und viele der von <hi rendition="#k">Thunberg</hi> in dem<lb/>
Indischen Ocean entdeckten Arten für solche anse-<lb/>
hen, die aus dem südlichen Polarmeere, oder aus<lb/>
den nördlichen Gegenden des stillen Meers dorthin<lb/>
geführt wären.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">K 4</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Mit</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0161] „Wenn sich die südlichen Europäer so eifrig mit „der Algologie abgegeben hätten, als die nördli- „chen, so würde wahrscheinlich die Disproportion „in der Zahl zum Nachtheile der Nordländer aus- „fallen.” Von diesen Einwürfen trifft nun zwar der, welcher von der groſsen Menge von Individuen hergenommen ist, die in den Gewässern der wär- mern Zonen gefunden werden, nicht meine Mei- nung. Die zahlreichen Arten, die von Thun- berg in den Indischen Meeren gesammelt wurden, stehen ihr aber freylich entgegen. Es würde sich auch noch dies einwenden lassen, daſs es bekannt- lich Meeresströhme gebe, z. B. den Golfstrohm von Mexico, deren Wirkungen sich von den Wende- zirkeln bis zu den Polarmeeren erstrecken, und daſs es daher zweifelhaft bleibe, ob ein groſser Theil der Tangarten, die man in den nördlichen Meeren gefunden hat, angeschwemmte, oder ur- sprüngliche sind, wenn nicht die geringe Anzahl von Arten, welche Swartz in den Westindischen Meeren antraf, mit diesem Einwurfe unvereinbar wäre. Vielleicht aber könnte man dieses Argument umkehren, und viele der von Thunberg in dem Indischen Ocean entdeckten Arten für solche anse- hen, die aus dem südlichen Polarmeere, oder aus den nördlichen Gegenden des stillen Meers dorthin geführt wären. Mit K 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/161
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/161>, abgerufen am 23.11.2024.