Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

hende Gewächse (g), und der Graf de Mailli an
dem Crater des Vesuvs zwischen glühender Lava
eine Salamanderart (h).

Ueberhaupt arbeitet die Natur, wie an den
Schlünden der Vulcane, so auch allenthalben, wo
Menschenhände, oder physische Kräfte eine leblose
Wüste hervorgebracht haben, gleich wieder an der
Hervorbringung lebender Körper, sobald jene nur
aufhören, sich ihrem Wirken zu widersetzen.
Nackte Felsen, auf welchen kein Staubkörnchen
haftet, überziehen sich mit Flechten; unter den
Blättern der letztern sammelt sich Erde, woraus
Moose hervorsprossen; Vögel nisten auf diesen,
und düngen und vermehren mit ihrem Auswurfe
die angehäufte Erde; so wird aus dem nackten
Steine ein reitzender, mit Kräutern, Stauden und
Bäumen bedeckter Hügel.

Auf ähnliche Art wurde Aegypten aus einem
öden Meeresboden zu einem der fruchtbarsten Län-
der, indem ein kleines, zwey bis drey Fuss langes
Rohr mit seinen vielen Schösslingen, seinen schar-
fen Blättern, und seinen weit umher kriechenden,
unter einander verschlungenen Wurzeln der
Schlamm der See aufhielt (i).

Nach
(g) Forster's Reise um die Welt. Th. 2. S. 235. 259.
(h) La trois doigts. La Cepede Hist. nat. des quadr.
ovip. T. 1. p. 496.
(i) Hasselquist's Reise nach Palästina. S. 1. p. 117.

hende Gewächse (g), und der Graf de Mailli an
dem Crater des Vesuvs zwischen glühender Lava
eine Salamanderart (h).

Ueberhaupt arbeitet die Natur, wie an den
Schlünden der Vulcane, so auch allenthalben, wo
Menschenhände, oder physische Kräfte eine leblose
Wüste hervorgebracht haben, gleich wieder an der
Hervorbringung lebender Körper, sobald jene nur
aufhören, sich ihrem Wirken zu widersetzen.
Nackte Felsen, auf welchen kein Staubkörnchen
haftet, überziehen sich mit Flechten; unter den
Blättern der letztern sammelt sich Erde, woraus
Moose hervorsprossen; Vögel nisten auf diesen,
und düngen und vermehren mit ihrem Auswurfe
die angehäufte Erde; so wird aus dem nackten
Steine ein reitzender, mit Kräutern, Stauden und
Bäumen bedeckter Hügel.

Auf ähnliche Art wurde Aegypten aus einem
öden Meeresboden zu einem der fruchtbarsten Län-
der, indem ein kleines, zwey bis drey Fuſs langes
Rohr mit seinen vielen Schöſslingen, seinen schar-
fen Blättern, und seinen weit umher kriechenden,
unter einander verschlungenen Wurzeln der
Schlamm der See aufhielt (i).

Nach
(g) Forster’s Reise um die Welt. Th. 2. S. 235. 259.
(h) La trois doigts. La Cepede Hist. nat. des quadr.
ovip. T. 1. p. 496.
(i) Hasselquist’s Reise nach Palästina. S. 1. p. 117.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0028" n="18"/>
hende Gewächse <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#k">Forster</hi>&#x2019;s Reise um die Welt. Th. 2. S. 235. 259.</note>, und der Graf <hi rendition="#k">de Mailli</hi> an<lb/>
dem Crater des Vesuvs zwischen glühender Lava<lb/>
eine Salamanderart <note place="foot" n="(h)">La trois doigts. <hi rendition="#k">La Cepede</hi> Hist. nat. des quadr.<lb/>
ovip. T. 1. p. 496.</note>.</p><lb/>
            <p>Ueberhaupt arbeitet die Natur, wie an den<lb/>
Schlünden der Vulcane, so auch allenthalben, wo<lb/>
Menschenhände, oder physische Kräfte eine leblose<lb/>
Wüste hervorgebracht haben, gleich wieder an der<lb/>
Hervorbringung lebender Körper, sobald jene nur<lb/>
aufhören, sich ihrem Wirken zu widersetzen.<lb/>
Nackte Felsen, auf welchen kein Staubkörnchen<lb/>
haftet, überziehen sich mit Flechten; unter den<lb/>
Blättern der letztern sammelt sich Erde, woraus<lb/>
Moose hervorsprossen; Vögel nisten auf diesen,<lb/>
und düngen und vermehren mit ihrem Auswurfe<lb/>
die angehäufte Erde; so wird aus dem nackten<lb/>
Steine ein reitzender, mit Kräutern, Stauden und<lb/>
Bäumen bedeckter Hügel.</p><lb/>
            <p>Auf ähnliche Art wurde Aegypten aus einem<lb/>
öden Meeresboden zu einem der fruchtbarsten Län-<lb/>
der, indem ein kleines, zwey bis drey Fu&#x017F;s langes<lb/>
Rohr mit seinen vielen Schö&#x017F;slingen, seinen schar-<lb/>
fen Blättern, und seinen weit umher kriechenden,<lb/>
unter einander verschlungenen Wurzeln der<lb/>
Schlamm der See aufhielt <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#k">Hasselquist</hi>&#x2019;s Reise nach Palästina. S. 1. p. 117.</note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Nach</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0028] hende Gewächse (g), und der Graf de Mailli an dem Crater des Vesuvs zwischen glühender Lava eine Salamanderart (h). Ueberhaupt arbeitet die Natur, wie an den Schlünden der Vulcane, so auch allenthalben, wo Menschenhände, oder physische Kräfte eine leblose Wüste hervorgebracht haben, gleich wieder an der Hervorbringung lebender Körper, sobald jene nur aufhören, sich ihrem Wirken zu widersetzen. Nackte Felsen, auf welchen kein Staubkörnchen haftet, überziehen sich mit Flechten; unter den Blättern der letztern sammelt sich Erde, woraus Moose hervorsprossen; Vögel nisten auf diesen, und düngen und vermehren mit ihrem Auswurfe die angehäufte Erde; so wird aus dem nackten Steine ein reitzender, mit Kräutern, Stauden und Bäumen bedeckter Hügel. Auf ähnliche Art wurde Aegypten aus einem öden Meeresboden zu einem der fruchtbarsten Län- der, indem ein kleines, zwey bis drey Fuſs langes Rohr mit seinen vielen Schöſslingen, seinen schar- fen Blättern, und seinen weit umher kriechenden, unter einander verschlungenen Wurzeln der Schlamm der See aufhielt (i). Nach (g) Forster’s Reise um die Welt. Th. 2. S. 235. 259. (h) La trois doigts. La Cepede Hist. nat. des quadr. ovip. T. 1. p. 496. (i) Hasselquist’s Reise nach Palästina. S. 1. p. 117.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/28
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/28>, abgerufen am 21.11.2024.