Zuförderst fand Spallanzani, dass die Struk- tur der Infusionsthiere verschieden ist nach der Verschiedenheit der Infusionen (o).
Versuche mit den Saamen von Wassermelonen, Kürbissen, Hanf und Hirsen beweisen ferner, dass die Thiere sich nicht zu allen Zeiten zeigen, son- dern dass die Natur gewisse Gesetze beobachtet, nach welchen sie, wenn der Saame aufängt zu keimen, hervorkommen, so wie dieser wächst, sich vermehren, und, wenn er abnimmt oder ver- dirbt, sich gleichfalls vermindern und sterben (p). Das Regiment der kleinen Thiere wechselt ab; auf eine kleinere Gattung folgt eine grössere, auf diese wieder eine kleinere; die eine entsteht, wenn die andere untergeht; dieses währt eine gewisse Zeit fort, bis sie sich ganz verliehren, und dem Beob- achter das Vergnügen der Abwechselung rauben.
Um mit Gewissheit zu erfahren, ob zwischen der Vegetation des Saamens und der Erzeugung der Infusionsthiere eine Verbindung statt finde, machte Sp. Infusionen von zerriebenem und von unbeschä- digtem Saamen. In beyden Arten von Aufgüssen zeigten sich Infusionsthiere, jedoch mit folgendem Unterschiede. Die in den Aufgüssen von unbe- schädigtem Saamen waren grösser, als die in den
Infu-
(o) Ebendas. S. 128 ff.
(p) S. 151,
S 4
Zuförderst fand Spallanzani, daſs die Struk- tur der Infusionsthiere verschieden ist nach der Verschiedenheit der Infusionen (o).
Versuche mit den Saamen von Wassermelonen, Kürbissen, Hanf und Hirsen beweisen ferner, daſs die Thiere sich nicht zu allen Zeiten zeigen, son- dern daſs die Natur gewisse Gesetze beobachtet, nach welchen sie, wenn der Saame aufängt zu keimen, hervorkommen, so wie dieser wächst, sich vermehren, und, wenn er abnimmt oder ver- dirbt, sich gleichfalls vermindern und sterben (p). Das Regiment der kleinen Thiere wechselt ab; auf eine kleinere Gattung folgt eine gröſsere, auf diese wieder eine kleinere; die eine entsteht, wenn die andere untergeht; dieses währt eine gewisse Zeit fort, bis sie sich ganz verliehren, und dem Beob- achter das Vergnügen der Abwechselung rauben.
Um mit Gewiſsheit zu erfahren, ob zwischen der Vegetation des Saamens und der Erzeugung der Infusionsthiere eine Verbindung statt finde, machte Sp. Infusionen von zerriebenem und von unbeschä- digtem Saamen. In beyden Arten von Aufgüssen zeigten sich Infusionsthiere, jedoch mit folgendem Unterschiede. Die in den Aufgüssen von unbe- schädigtem Saamen waren gröſser, als die in den
Infu-
(o) Ebendas. S. 128 ff.
(p) S. 151,
S 4
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Zuförderst fand Spallanzani, daſs die Struk-
tur der Infusionsthiere verschieden ist nach der
Verschiedenheit der Infusionen (o).
Versuche mit den Saamen von Wassermelonen,
Kürbissen, Hanf und Hirsen beweisen ferner, daſs
die Thiere sich nicht zu allen Zeiten zeigen, son-
dern daſs die Natur gewisse Gesetze beobachtet,
nach welchen sie, wenn der Saame aufängt zu
keimen, hervorkommen, so wie dieser wächst,
sich vermehren, und, wenn er abnimmt oder ver-
dirbt, sich gleichfalls vermindern und sterben (p).
Das Regiment der kleinen Thiere wechselt ab; auf
eine kleinere Gattung folgt eine gröſsere, auf diese
wieder eine kleinere; die eine entsteht, wenn die
andere untergeht; dieses währt eine gewisse Zeit
fort, bis sie sich ganz verliehren, und dem Beob-
achter das Vergnügen der Abwechselung rauben.
Um mit Gewiſsheit zu erfahren, ob zwischen
der Vegetation des Saamens und der Erzeugung der
Infusionsthiere eine Verbindung statt finde, machte
Sp. Infusionen von zerriebenem und von unbeschä-
digtem Saamen. In beyden Arten von Aufgüssen
zeigten sich Infusionsthiere, jedoch mit folgendem
Unterschiede. Die in den Aufgüssen von unbe-
schädigtem Saamen waren gröſser, als die in den
Infu-
(o) Ebendas. S. 128 ff.
(p) S. 151,
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/289>, abgerufen am 24.11.2024.
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