Eine andere Beobachtung, welche Needham für seine Meinung anführt, ist die, dass sich ein- zelne Atomen in den Aufgüssen von den übrigen Partikeln, welche unbeweglich blieben, absonder- ten, eine Strecke fortrückten, und dann wieder liegen blieben. Diese Bewegung kann man, nach Needham's Meinung, nicht willkührlich nennen, weil die Atomen den ihnen im Wege liegenden Hin- dernissen nicht ausweichen, und man keine andere Spuhren von Spontaneität daran wahrnimmt. Eben so wenig, glaubt er, kann man sie der Gährung, oder der Ausdünstung des Aufgusses zuschrei- ben, weil man zuweilen grössere Atomen sich be- wegen, und von kleinern, die unterdess ruhig bleiben, absondern sieht. Jene Bewegung muss also von einem innern Princip herrühren, und die- ses Princip vermag folglich den vegetirenden Saa- men in Thiere zu verwandeln. Aber diese Thiere verwandeln sich auch wieder in Pflanzen; aus den letztern entsteht von neuem eine schlechtere Gat- tung von Thieren; diese gehen wieder in Pflanzen über, u. s. w. -- Was den ersten Punkt betrifft, so fand zwar auch Spallanzani ausser den eigent- lichen Infusionsthieren zuweilen noch andere kleine sich bewegende Körper in den Aufgüssen. Bey nä- herer Untersuchung zeigte sich indess, dass in die- sen Partikeln einige der gewöhnlichen Infusions- thiere verborgen waren, welche durch ihre Bewe- gung das Fortrücken jener Partikeln verursach-
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Eine andere Beobachtung, welche Needham für seine Meinung anführt, ist die, daſs sich ein- zelne Atomen in den Aufgüssen von den übrigen Partikeln, welche unbeweglich blieben, absonder- ten, eine Strecke fortrückten, und dann wieder liegen blieben. Diese Bewegung kann man, nach Needham’s Meinung, nicht willkührlich nennen, weil die Atomen den ihnen im Wege liegenden Hin- dernissen nicht ausweichen, und man keine andere Spuhren von Spontaneität daran wahrnimmt. Eben so wenig, glaubt er, kann man sie der Gährung, oder der Ausdünstung des Aufgusses zuschrei- ben, weil man zuweilen gröſsere Atomen sich be- wegen, und von kleinern, die unterdeſs ruhig bleiben, absondern sieht. Jene Bewegung muſs also von einem innern Princip herrühren, und die- ses Princip vermag folglich den vegetirenden Saa- men in Thiere zu verwandeln. Aber diese Thiere verwandeln sich auch wieder in Pflanzen; aus den letztern entsteht von neuem eine schlechtere Gat- tung von Thieren; diese gehen wieder in Pflanzen über, u. s. w. — Was den ersten Punkt betrifft, so fand zwar auch Spallanzani ausser den eigent- lichen Infusionsthieren zuweilen noch andere kleine sich bewegende Körper in den Aufgüssen. Bey nä- herer Untersuchung zeigte sich indeſs, daſs in die- sen Partikeln einige der gewöhnlichen Infusions- thiere verborgen waren, welche durch ihre Bewe- gung das Fortrücken jener Partikeln verursach-
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Eine andere Beobachtung, welche Needham
für seine Meinung anführt, ist die, daſs sich ein-
zelne Atomen in den Aufgüssen von den übrigen
Partikeln, welche unbeweglich blieben, absonder-
ten, eine Strecke fortrückten, und dann wieder
liegen blieben. Diese Bewegung kann man, nach
Needham’s Meinung, nicht willkührlich nennen,
weil die Atomen den ihnen im Wege liegenden Hin-
dernissen nicht ausweichen, und man keine andere
Spuhren von Spontaneität daran wahrnimmt. Eben
so wenig, glaubt er, kann man sie der Gährung,
oder der Ausdünstung des Aufgusses zuschrei-
ben, weil man zuweilen gröſsere Atomen sich be-
wegen, und von kleinern, die unterdeſs ruhig
bleiben, absondern sieht. Jene Bewegung muſs
also von einem innern Princip herrühren, und die-
ses Princip vermag folglich den vegetirenden Saa-
men in Thiere zu verwandeln. Aber diese Thiere
verwandeln sich auch wieder in Pflanzen; aus den
letztern entsteht von neuem eine schlechtere Gat-
tung von Thieren; diese gehen wieder in Pflanzen
über, u. s. w. — Was den ersten Punkt betrifft,
so fand zwar auch Spallanzani ausser den eigent-
lichen Infusionsthieren zuweilen noch andere kleine
sich bewegende Körper in den Aufgüssen. Bey nä-
herer Untersuchung zeigte sich indeſs, daſs in die-
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thiere verborgen waren, welche durch ihre Bewe-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/295>, abgerufen am 24.11.2024.
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