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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

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Kochen, an der Nichterzeugung der Infusionsthie-
re Schuld war. Ein anderer, noch wichtigerer und
von Spallanzani übersehener Umstand ist die Zer-
setzung der Luft in den hermetisch versiegelten
Flaschen, welche das Kochen nothwendig nach sich
ziehen musste. Die Analogie der übrigen lebenden
Organismen macht es wahrscheinlich, dass auch
zur Erzeugung der Infusionsthiere nicht nur Luft
überhaupt, sondern auch eine Luft von bestimm-
ter Qualität gehört. Verlohr nun die Luft in den
Flaschen nicht vielleicht diese Qualität durch das
Kochen? Ich glaube, dass sich die Frage ohne Be-
denken mit ja! beantworten lässt. Denn dass jene
zur Erzeugung der Infusionsthiere erforderliche
Luft respirable ist, beweisen die obigen Versuche
von Spallanzani, und dass die in den Flaschen
verschlossene athmosphärische Luft durch das Ko-
chen mit den Aufgüssen eine andere Mischung be-
kommen musste, lehren die Phänomene bey der
Destillation thierischer und vegetabilischer Substan-
zen. So bleibt folglich Needham's System auch
von dieser Seite unerschüttert; ja, es bekömmt
noch eine neue Stütze durch die Spallanzanische
Beobachtung, dass sich in ungekochten Aufgüssen
Thiere von anderer Art, als in gekochten erzeugen.
Man suche die Eyer der Infusionsthiere in den in-
fundirten Substanzen, im Wasser, oder in der Luft,
so bleibt diese Beobachtung gleich unerklärbar.
Aber sie wird erklärbar, sobald man mit Needham

die
T 2

Kochen, an der Nichterzeugung der Infusionsthie-
re Schuld war. Ein anderer, noch wichtigerer und
von Spallanzani übersehener Umstand ist die Zer-
setzung der Luft in den hermetisch versiegelten
Flaschen, welche das Kochen nothwendig nach sich
ziehen muſste. Die Analogie der übrigen lebenden
Organismen macht es wahrscheinlich, daſs auch
zur Erzeugung der Infusionsthiere nicht nur Luft
überhaupt, sondern auch eine Luft von bestimm-
ter Qualität gehört. Verlohr nun die Luft in den
Flaschen nicht vielleicht diese Qualität durch das
Kochen? Ich glaube, daſs sich die Frage ohne Be-
denken mit ja! beantworten läſst. Denn daſs jene
zur Erzeugung der Infusionsthiere erforderliche
Luft respirable ist, beweisen die obigen Versuche
von Spallanzani, und daſs die in den Flaschen
verschlossene athmosphärische Luft durch das Ko-
chen mit den Aufgüssen eine andere Mischung be-
kommen muſste, lehren die Phänomene bey der
Destillation thierischer und vegetabilischer Substan-
zen. So bleibt folglich Needham’s System auch
von dieser Seite unerschüttert; ja, es bekömmt
noch eine neue Stütze durch die Spallanzanische
Beobachtung, daſs sich in ungekochten Aufgüssen
Thiere von anderer Art, als in gekochten erzeugen.
Man suche die Eyer der Infusionsthiere in den in-
fundirten Substanzen, im Wasser, oder in der Luft,
so bleibt diese Beobachtung gleich unerklärbar.
Aber sie wird erklärbar, sobald man mit Needham

die
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[291/0301] Kochen, an der Nichterzeugung der Infusionsthie- re Schuld war. Ein anderer, noch wichtigerer und von Spallanzani übersehener Umstand ist die Zer- setzung der Luft in den hermetisch versiegelten Flaschen, welche das Kochen nothwendig nach sich ziehen muſste. Die Analogie der übrigen lebenden Organismen macht es wahrscheinlich, daſs auch zur Erzeugung der Infusionsthiere nicht nur Luft überhaupt, sondern auch eine Luft von bestimm- ter Qualität gehört. Verlohr nun die Luft in den Flaschen nicht vielleicht diese Qualität durch das Kochen? Ich glaube, daſs sich die Frage ohne Be- denken mit ja! beantworten läſst. Denn daſs jene zur Erzeugung der Infusionsthiere erforderliche Luft respirable ist, beweisen die obigen Versuche von Spallanzani, und daſs die in den Flaschen verschlossene athmosphärische Luft durch das Ko- chen mit den Aufgüssen eine andere Mischung be- kommen muſste, lehren die Phänomene bey der Destillation thierischer und vegetabilischer Substan- zen. So bleibt folglich Needham’s System auch von dieser Seite unerschüttert; ja, es bekömmt noch eine neue Stütze durch die Spallanzanische Beobachtung, daſs sich in ungekochten Aufgüssen Thiere von anderer Art, als in gekochten erzeugen. Man suche die Eyer der Infusionsthiere in den in- fundirten Substanzen, im Wasser, oder in der Luft, so bleibt diese Beobachtung gleich unerklärbar. Aber sie wird erklärbar, sobald man mit Needham die T 2

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/301>, abgerufen am 24.11.2024.