So weit die Priestleyschen und Ingenhouss- schen Beobachtungen über die grüne Materie. Die Beweiskraft derselben, und besonders der letztern, für die Meinung, dass es eine gewisse Kraft giebt, welche ohne präexistirenden Saamen, blos aus ver- weslichen Substanzen lebende Organismen hervor- zubringen vermag, ist so einleuchtend, dass sie kaum eines Commentars bedürfen. Denn wo ist bey jenen Thieren, denen die grüne Materie ihren Ursprung verdankt, auch nur ein Verdacht von Er- zeugung aus Eyern? Wie auffallend deutet dage- gen jene Absonderung häutiger Substanzen von den thierischen Stoffen der Aufgüsse, und jene rothe Farbe des Wassers, die auch dann, wenn keine rothe Theile in der Infusion vorher befindlich ge- wesen sind, dem Entstehen der grünen Thiere vor- her geht, auf eine Erzeugung der letztern durch gewisse chemische Processe hin? Und wie über- einstimmend ist diese Beobachtung mit denen von Needham, Wrisberg und Müller über die Auf- lösung der thierischen und vegetabilischen Stoffe in Molekülen, und den Uebergang dieser Partikeln in Infusionsthiere? Lässt sich endlich nach Ingen- houss's Erfahrungen über die Verwandlung der anfangs animalischen Natur der grünen Materie in eine vegetabilische an der Richtigkeit der Need- hamschen Beobachtungen von dem Uebergange thie- rischer Organismen in Pflanzen mit Grunde noch zweifeln?
§. 4.
U 3
So weit die Priestleyschen und Ingenhouss- schen Beobachtungen über die grüne Materie. Die Beweiskraft derselben, und besonders der letztern, für die Meinung, daſs es eine gewisse Kraft giebt, welche ohne präexistirenden Saamen, blos aus ver- weslichen Substanzen lebende Organismen hervor- zubringen vermag, ist so einleuchtend, daſs sie kaum eines Commentars bedürfen. Denn wo ist bey jenen Thieren, denen die grüne Materie ihren Ursprung verdankt, auch nur ein Verdacht von Er- zeugung aus Eyern? Wie auffallend deutet dage- gen jene Absonderung häutiger Substanzen von den thierischen Stoffen der Aufgüsse, und jene rothe Farbe des Wassers, die auch dann, wenn keine rothe Theile in der Infusion vorher befindlich ge- wesen sind, dem Entstehen der grünen Thiere vor- her geht, auf eine Erzeugung der letztern durch gewisse chemische Processe hin? Und wie über- einstimmend ist diese Beobachtung mit denen von Needham, Wrisberg und Müller über die Auf- lösung der thierischen und vegetabilischen Stoffe in Molekülen, und den Uebergang dieser Partikeln in Infusionsthiere? Läſst sich endlich nach Ingen- houss’s Erfahrungen über die Verwandlung der anfangs animalischen Natur der grünen Materie in eine vegetabilische an der Richtigkeit der Need- hamschen Beobachtungen von dem Uebergange thie- rischer Organismen in Pflanzen mit Grunde noch zweifeln?
§. 4.
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So weit die Priestleyschen und Ingenhouss-
schen Beobachtungen über die grüne Materie. Die
Beweiskraft derselben, und besonders der letztern,
für die Meinung, daſs es eine gewisse Kraft giebt,
welche ohne präexistirenden Saamen, blos aus ver-
weslichen Substanzen lebende Organismen hervor-
zubringen vermag, ist so einleuchtend, daſs sie
kaum eines Commentars bedürfen. Denn wo ist
bey jenen Thieren, denen die grüne Materie ihren
Ursprung verdankt, auch nur ein Verdacht von Er-
zeugung aus Eyern? Wie auffallend deutet dage-
gen jene Absonderung häutiger Substanzen von den
thierischen Stoffen der Aufgüsse, und jene rothe
Farbe des Wassers, die auch dann, wenn keine
rothe Theile in der Infusion vorher befindlich ge-
wesen sind, dem Entstehen der grünen Thiere vor-
her geht, auf eine Erzeugung der letztern durch
gewisse chemische Processe hin? Und wie über-
einstimmend ist diese Beobachtung mit denen von
Needham, Wrisberg und Müller über die Auf-
lösung der thierischen und vegetabilischen Stoffe in
Molekülen, und den Uebergang dieser Partikeln
in Infusionsthiere? Läſst sich endlich nach Ingen-
houss’s Erfahrungen über die Verwandlung der
anfangs animalischen Natur der grünen Materie in
eine vegetabilische an der Richtigkeit der Need-
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rischer Organismen in Pflanzen mit Grunde noch
zweifeln?
§. 4.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/319>, abgerufen am 26.11.2024.
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