Mit der Vereinigung dieser Fäden zu einem, unter der Gestalt einer Tremelle sich zeigenden Ganzen werden diese Bewegungen immer schwächer, und endlich hören sie ganz auf. Ferner pflanzen sich die Phytozoen aus der Familie der Wasserfäden, gleich den Thierpflanzen und Vegetabilien, sowohl durch Knospen, als durch Fruchtkeime fort. Ihre Fruchtkeime aber haben das Eigene, dass sie bis zu ihrer Entwickelung wahre Infusionsthiere sind, als solche locomotive Bewegungen äussern, und sich als solche durch Theilung vermehren.
Alle übrige Pflanzenthiere, und besonders die Pilze, sind auf der einen Seite mit den Conferven und Tremellen, auf der andern mit den Thierpflan- zen so nahe verwandt, dass sich jedem die Frage aufdrängen muss, ob unsere Meinung von der Ent- stehung und Verwandlung der Wasserfäden sich nicht auch auf die erstern sollte ausdehnen lassen? Bey manchen jener Organismen fehlt es uns noch an Beobachtungen, um hierüber entscheiden zu können. Bey einigen aber finden sich Erscheinun- gen, welche diese Vermuthung allerdings sehr wahrscheinlich machen. Wir erinnern hier an die Erfahrungen von Münchhausen(r) und G. Wil-
ke
(r) Der Hausvater. Th. 1. St. 2. §. 12. Th. 2. St. 2. §. 757 ff. Th. 3. Anh. No. 1. J. A. H. Reimarus in H. S. Reimarus angefangenen Betrachtungen über die be- sondern Arten der th. Kunsttriebe. S. 179 ff.
Mit der Vereinigung dieser Fäden zu einem, unter der Gestalt einer Tremelle sich zeigenden Ganzen werden diese Bewegungen immer schwächer, und endlich hören sie ganz auf. Ferner pflanzen sich die Phytozoen aus der Familie der Wasserfäden, gleich den Thierpflanzen und Vegetabilien, sowohl durch Knospen, als durch Fruchtkeime fort. Ihre Fruchtkeime aber haben das Eigene, daſs sie bis zu ihrer Entwickelung wahre Infusionsthiere sind, als solche locomotive Bewegungen äussern, und sich als solche durch Theilung vermehren.
Alle übrige Pflanzenthiere, und besonders die Pilze, sind auf der einen Seite mit den Conferven und Tremellen, auf der andern mit den Thierpflan- zen so nahe verwandt, daſs sich jedem die Frage aufdrängen muſs, ob unsere Meinung von der Ent- stehung und Verwandlung der Wasserfäden sich nicht auch auf die erstern sollte ausdehnen lassen? Bey manchen jener Organismen fehlt es uns noch an Beobachtungen, um hierüber entscheiden zu können. Bey einigen aber finden sich Erscheinun- gen, welche diese Vermuthung allerdings sehr wahrscheinlich machen. Wir erinnern hier an die Erfahrungen von Münchhausen(r) und G. Wil-
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(r) Der Hausvater. Th. 1. St. 2. §. 12. Th. 2. St. 2. §. 757 ff. Th. 3. Anh. No. 1. J. A. H. Reimarus in H. S. Reimarus angefangenen Betrachtungen über die be- sondern Arten der th. Kunsttriebe. S. 179 ff.
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Mit der Vereinigung dieser Fäden zu einem, unter
der Gestalt einer Tremelle sich zeigenden Ganzen
werden diese Bewegungen immer schwächer, und
endlich hören sie ganz auf. Ferner pflanzen sich
die Phytozoen aus der Familie der Wasserfäden,
gleich den Thierpflanzen und Vegetabilien, sowohl
durch Knospen, als durch Fruchtkeime fort. Ihre
Fruchtkeime aber haben das Eigene, daſs sie bis
zu ihrer Entwickelung wahre Infusionsthiere sind,
als solche locomotive Bewegungen äussern, und
sich als solche durch Theilung vermehren.
Alle übrige Pflanzenthiere, und besonders die
Pilze, sind auf der einen Seite mit den Conferven
und Tremellen, auf der andern mit den Thierpflan-
zen so nahe verwandt, daſs sich jedem die Frage
aufdrängen muſs, ob unsere Meinung von der Ent-
stehung und Verwandlung der Wasserfäden sich
nicht auch auf die erstern sollte ausdehnen lassen?
Bey manchen jener Organismen fehlt es uns noch
an Beobachtungen, um hierüber entscheiden zu
können. Bey einigen aber finden sich Erscheinun-
gen, welche diese Vermuthung allerdings sehr
wahrscheinlich machen. Wir erinnern hier an die
Erfahrungen von Münchhausen (r) und G. Wil-
ke
(r) Der Hausvater. Th. 1. St. 2. §. 12. Th. 2. St. 2. §.
757 ff. Th. 3. Anh. No. 1. J. A. H. Reimarus in H. S.
Reimarus angefangenen Betrachtungen über die be-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/404>, abgerufen am 22.11.2024.
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