Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

hen Grad der Kälte hat, kühlen die Stürme, die
vorzüglich von Nordwesten her die furchtbarsten
Wellen erregen, die Luft, zumal an der Südseite
des Sees, nachdem sie über seine ungeheure Was-
serfläche hingestrichen sind, in dem Grade, dass
daselbst gewisse Pflanzenarten nicht fortkommen,
und besonders der sogenannte wilde Reis (Zizania
aquatica) keinen Saamen trägt, da doch eben diese
Pflanze oberhalb des Winnipeg, beynahe 5 Grad
weiter gegen Norden, häufig wächst und reifen
Saamen bringt (c). An der Küste des Norton-Sund
im nordwestlichen Amerika zwischen 63° 33' und
64° 21' Br. sind die Bäume, als Birken, Erlen,
Weiden und Fichten, sehr klein, und von den letz-
tern hat keine über sechs bis acht Zoll im Durch-
messer. Aber so wohl die Höhe, als die Dicke
derselben nimmt zu, je weiter man vom Meere ins
Innere des Landes geht (d).

Endlich zeigen sich scheinbare Ausnahmen von
dem obigen Gesetze, wo es an den materiellen Be-
dingungen des Lebens und besonders an Wasser
fehlt. Dieser Mangel aber findet sehr häufig in den
heissen Erdstrichen, und sehr selten in den käl-
tern Zonen statt. Kein Wunder also, wenn die
wasser- und grasreichen Ebenen des Nordens grö-

ssere
(c) G. Forster's kleine Schriften. Th. 3. S. 64. 86.
(d) Pennant's Thiergesch. der nördl. Polarl. Th. 1.
S. 195.

hen Grad der Kälte hat, kühlen die Stürme, die
vorzüglich von Nordwesten her die furchtbarsten
Wellen erregen, die Luft, zumal an der Südseite
des Sees, nachdem sie über seine ungeheure Was-
serfläche hingestrichen sind, in dem Grade, daſs
daselbst gewisse Pflanzenarten nicht fortkommen,
und besonders der sogenannte wilde Reis (Zizania
aquatica) keinen Saamen trägt, da doch eben diese
Pflanze oberhalb des Winnipeg, beynahe 5 Grad
weiter gegen Norden, häufig wächst und reifen
Saamen bringt (c). An der Küste des Norton-Sund
im nordwestlichen Amerika zwischen 63° 33′ und
64° 21′ Br. sind die Bäume, als Birken, Erlen,
Weiden und Fichten, sehr klein, und von den letz-
tern hat keine über sechs bis acht Zoll im Durch-
messer. Aber so wohl die Höhe, als die Dicke
derselben nimmt zu, je weiter man vom Meere ins
Innere des Landes geht (d).

Endlich zeigen sich scheinbare Ausnahmen von
dem obigen Gesetze, wo es an den materiellen Be-
dingungen des Lebens und besonders an Wasser
fehlt. Dieser Mangel aber findet sehr häufig in den
heissen Erdstrichen, und sehr selten in den käl-
tern Zonen statt. Kein Wunder also, wenn die
wasser- und grasreichen Ebenen des Nordens grö-

ſsere
(c) G. Forster’s kleine Schriften. Th. 3. S. 64. 86.
(d) Pennant’s Thiergesch. der nördl. Polarl. Th. 1.
S. 195.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0437" n="427"/>
hen Grad der Kälte hat, kühlen die Stürme, die<lb/>
vorzüglich von Nordwesten her die furchtbarsten<lb/>
Wellen erregen, die Luft, zumal an der Südseite<lb/>
des Sees, nachdem sie über seine ungeheure Was-<lb/>
serfläche hingestrichen sind, in dem Grade, da&#x017F;s<lb/>
daselbst gewisse Pflanzenarten nicht fortkommen,<lb/>
und besonders der sogenannte wilde Reis (Zizania<lb/>
aquatica) keinen Saamen trägt, da doch eben diese<lb/>
Pflanze oberhalb des Winnipeg, beynahe 5 Grad<lb/>
weiter gegen Norden, häufig wächst und reifen<lb/>
Saamen bringt <note place="foot" n="(c)">G. <hi rendition="#k">Forster</hi>&#x2019;s kleine Schriften. Th. 3. S. 64. 86.</note>. An der Küste des Norton-Sund<lb/>
im nordwestlichen Amerika zwischen 63° 33&#x2032; und<lb/>
64° 21&#x2032; Br. sind die Bäume, als Birken, Erlen,<lb/>
Weiden und Fichten, sehr klein, und von den letz-<lb/>
tern hat keine über sechs bis acht Zoll im Durch-<lb/>
messer. Aber so wohl die Höhe, als die Dicke<lb/>
derselben nimmt zu, je weiter man vom Meere ins<lb/>
Innere des Landes geht <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#k">Pennant</hi>&#x2019;s Thiergesch. der nördl. Polarl. Th. 1.<lb/>
S. 195.</note>.</p><lb/>
                <p>Endlich zeigen sich scheinbare Ausnahmen von<lb/>
dem obigen Gesetze, wo es an den materiellen Be-<lb/>
dingungen des Lebens und besonders an Wasser<lb/>
fehlt. Dieser Mangel aber findet sehr häufig in den<lb/>
heissen Erdstrichen, und sehr selten in den käl-<lb/>
tern Zonen statt. Kein Wunder also, wenn die<lb/>
wasser- und grasreichen Ebenen des Nordens grö-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;sere</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[427/0437] hen Grad der Kälte hat, kühlen die Stürme, die vorzüglich von Nordwesten her die furchtbarsten Wellen erregen, die Luft, zumal an der Südseite des Sees, nachdem sie über seine ungeheure Was- serfläche hingestrichen sind, in dem Grade, daſs daselbst gewisse Pflanzenarten nicht fortkommen, und besonders der sogenannte wilde Reis (Zizania aquatica) keinen Saamen trägt, da doch eben diese Pflanze oberhalb des Winnipeg, beynahe 5 Grad weiter gegen Norden, häufig wächst und reifen Saamen bringt (c). An der Küste des Norton-Sund im nordwestlichen Amerika zwischen 63° 33′ und 64° 21′ Br. sind die Bäume, als Birken, Erlen, Weiden und Fichten, sehr klein, und von den letz- tern hat keine über sechs bis acht Zoll im Durch- messer. Aber so wohl die Höhe, als die Dicke derselben nimmt zu, je weiter man vom Meere ins Innere des Landes geht (d). Endlich zeigen sich scheinbare Ausnahmen von dem obigen Gesetze, wo es an den materiellen Be- dingungen des Lebens und besonders an Wasser fehlt. Dieser Mangel aber findet sehr häufig in den heissen Erdstrichen, und sehr selten in den käl- tern Zonen statt. Kein Wunder also, wenn die wasser- und grasreichen Ebenen des Nordens grö- ſsere (c) G. Forster’s kleine Schriften. Th. 3. S. 64. 86. (d) Pennant’s Thiergesch. der nördl. Polarl. Th. 1. S. 195.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/437
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/437>, abgerufen am 22.11.2024.