vorgebrachte Ruinen, auf welchen nicht genug Er- de zur Befestigung der Gewächse vorhanden ist.
Inzwischen, obgleich sich von keinem Pflan- zengeschlechte behaupten lässt, dass die charakte- ristischen Merkmale desselben mit irgend einer Art des Standorts in unzertrennlicher Verbindung stehen, so ist es doch auch gewiss, dass einige Ge- schlechter sich mehr zu dieser, andere mehr zu je- ner physischen Verbreitung neigen. So neigen sich die Monocotyledonen weit mehr zu wasserreichen Standörtern, als die Dicotyledonen. Die ganze Familie der Hydrochariden enthält blos Wasser- pflanzen, und von den übrigen Pflanzen mit einem einfachen Saamenblatte wächst der grösste Theil an sumpfigen Oertern. So bestehn viele Polygoneen und die meisten Ballblüthen und Ficoideen aus Salzpflanzen. Die Siberischen Salzsteppen sind grösstentheils, ja oft blos mit Gewächsen aus diesen Familien, vorzüglich mit Arten der Geschlechter Polycnemum, Camphorasma, Anabasis, Salsola, Atriplex, Salicornia und Nitraria bedeckt. So fin- den sich in der Familie der Salatpflanzen, Lysi- machien, Euphrasien, Gentianen, Alpenrosen, Heiden, Ranunkeln und steinbrechartigen Pflanzen die meisten Alpengewächse.
Obgleich ferner die Charaktere der Familien und Geschlechter in keiner unzertrennlichen Ver- bindung mit der Beschaffenheit der äussern Ein-
flüsse
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vorgebrachte Ruinen, auf welchen nicht genug Er- de zur Befestigung der Gewächse vorhanden ist.
Inzwischen, obgleich sich von keinem Pflan- zengeschlechte behaupten läſst, daſs die charakte- ristischen Merkmale desselben mit irgend einer Art des Standorts in unzertrennlicher Verbindung stehen, so ist es doch auch gewiſs, daſs einige Ge- schlechter sich mehr zu dieser, andere mehr zu je- ner physischen Verbreitung neigen. So neigen sich die Monocotyledonen weit mehr zu wasserreichen Standörtern, als die Dicotyledonen. Die ganze Familie der Hydrochariden enthält blos Wasser- pflanzen, und von den übrigen Pflanzen mit einem einfachen Saamenblatte wächst der gröſste Theil an sumpfigen Oertern. So bestehn viele Polygoneen und die meisten Ballblüthen und Ficoideen aus Salzpflanzen. Die Siberischen Salzsteppen sind gröſstentheils, ja oft blos mit Gewächsen aus diesen Familien, vorzüglich mit Arten der Geschlechter Polycnemum, Camphorasma, Anabasis, Salsola, Atriplex, Salicornia und Nitraria bedeckt. So fin- den sich in der Familie der Salatpflanzen, Lysi- machien, Euphrasien, Gentianen, Alpenrosen, Heiden, Ranunkeln und steinbrechartigen Pflanzen die meisten Alpengewächse.
Obgleich ferner die Charaktere der Familien und Geschlechter in keiner unzertrennlichen Ver- bindung mit der Beschaffenheit der äussern Ein-
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vorgebrachte Ruinen, auf welchen nicht genug Er-
de zur Befestigung der Gewächse vorhanden ist.
Inzwischen, obgleich sich von keinem Pflan-
zengeschlechte behaupten läſst, daſs die charakte-
ristischen Merkmale desselben mit irgend einer
Art des Standorts in unzertrennlicher Verbindung
stehen, so ist es doch auch gewiſs, daſs einige Ge-
schlechter sich mehr zu dieser, andere mehr zu je-
ner physischen Verbreitung neigen. So neigen sich
die Monocotyledonen weit mehr zu wasserreichen
Standörtern, als die Dicotyledonen. Die ganze
Familie der Hydrochariden enthält blos Wasser-
pflanzen, und von den übrigen Pflanzen mit einem
einfachen Saamenblatte wächst der gröſste Theil an
sumpfigen Oertern. So bestehn viele Polygoneen
und die meisten Ballblüthen und Ficoideen aus
Salzpflanzen. Die Siberischen Salzsteppen sind
gröſstentheils, ja oft blos mit Gewächsen aus diesen
Familien, vorzüglich mit Arten der Geschlechter
Polycnemum, Camphorasma, Anabasis, Salsola,
Atriplex, Salicornia und Nitraria bedeckt. So fin-
den sich in der Familie der Salatpflanzen, Lysi-
machien, Euphrasien, Gentianen, Alpenrosen,
Heiden, Ranunkeln und steinbrechartigen Pflanzen
die meisten Alpengewächse.
Obgleich ferner die Charaktere der Familien
und Geschlechter in keiner unzertrennlichen Ver-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/45>, abgerufen am 21.11.2024.
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