Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

flüsse stehen, so werden doch die Varietäten und
oft auch die Arten durch die letztern bestimmt.
Die Wasserpflanzen haben gewisse specifique Cha-
raktere, die den Bewohnern des Landes fehlen; die
Alpengewächse zeichnen sich durch manche Eigen-
heiten vor den Pflanzen der Ebenen aus; und so-
wohl auf den Gebirgen, als in den Ebenen sind
die Vegetabilien verschieden, nach der Verschieden-
heit des Bodens.

Zwischen den Wasser- und Landpflan-
zen
findet ein merkwürdiger Unterschied in An-
sehung der Blätter statt. Jene haben feine, schma-
le, und blassgrüne, diese breite und dunklere Blät-
ter. Am auffallendsten ist diese Verschiedenheit
bey solchen Gewächsen, welche theils unter, theils
über dem Wasser wachsen, z. B. dem Sium lati-
folium. Bey dieser Pflanze sind diejenigen Blätter,
die sich in der Luft befinden, eyförmig und gefie-
dert, hingegen die Wurzelblätter, die unter dem
Wasser wachsen, äusserst zusammengesetzt, haar-
förmig, und weit länger, als die der Luft ausge-
setzten Stengelblätter. Säet man diese Pflanze in
einen feuchten, aber dem Ueberschwemmen nicht
ausgesetzten Boden, so zeigen sich die Wurzel-
blätter eben so, wie die Stengelblätter, nehmlich
blos gefiedert; eben dasselbe geschieht, wenn man
eine bereits gezogene Pflanze in die freye Luft setzt,
ehe ihre Blätter angefangen haben, sich zu entwik-

keln

flüsse stehen, so werden doch die Varietäten und
oft auch die Arten durch die letztern bestimmt.
Die Wasserpflanzen haben gewisse specifique Cha-
raktere, die den Bewohnern des Landes fehlen; die
Alpengewächse zeichnen sich durch manche Eigen-
heiten vor den Pflanzen der Ebenen aus; und so-
wohl auf den Gebirgen, als in den Ebenen sind
die Vegetabilien verschieden, nach der Verschieden-
heit des Bodens.

Zwischen den Wasser- und Landpflan-
zen
findet ein merkwürdiger Unterschied in An-
sehung der Blätter statt. Jene haben feine, schma-
le, und blaſsgrüne, diese breite und dunklere Blät-
ter. Am auffallendsten ist diese Verschiedenheit
bey solchen Gewächsen, welche theils unter, theils
über dem Wasser wachsen, z. B. dem Sium lati-
folium. Bey dieser Pflanze sind diejenigen Blätter,
die sich in der Luft befinden, eyförmig und gefie-
dert, hingegen die Wurzelblätter, die unter dem
Wasser wachsen, äusserst zusammengesetzt, haar-
förmig, und weit länger, als die der Luft ausge-
setzten Stengelblätter. Säet man diese Pflanze in
einen feuchten, aber dem Ueberschwemmen nicht
ausgesetzten Boden, so zeigen sich die Wurzel-
blätter eben so, wie die Stengelblätter, nehmlich
blos gefiedert; eben dasselbe geschieht, wenn man
eine bereits gezogene Pflanze in die freye Luft setzt,
ehe ihre Blätter angefangen haben, sich zu entwik-

keln
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0046" n="36"/>
flüsse stehen, so werden doch die Varietäten und<lb/>
oft auch die Arten durch die letztern bestimmt.<lb/>
Die Wasserpflanzen haben gewisse specifique Cha-<lb/>
raktere, die den Bewohnern des Landes fehlen; die<lb/>
Alpengewächse zeichnen sich durch manche Eigen-<lb/>
heiten vor den Pflanzen der Ebenen aus; und so-<lb/>
wohl auf den Gebirgen, als in den Ebenen sind<lb/>
die Vegetabilien verschieden, nach der Verschieden-<lb/>
heit des Bodens.</p><lb/>
                <p>Zwischen den <hi rendition="#g">Wasser-</hi> und <hi rendition="#g">Landpflan-<lb/>
zen</hi> findet ein merkwürdiger Unterschied in An-<lb/>
sehung der Blätter statt. Jene haben feine, schma-<lb/>
le, und bla&#x017F;sgrüne, diese breite und dunklere Blät-<lb/>
ter. Am auffallendsten ist diese Verschiedenheit<lb/>
bey solchen Gewächsen, welche theils unter, theils<lb/>
über dem Wasser wachsen, z. B. dem Sium lati-<lb/>
folium. Bey dieser Pflanze sind diejenigen Blätter,<lb/>
die sich in der Luft befinden, eyförmig und gefie-<lb/>
dert, hingegen die Wurzelblätter, die unter dem<lb/>
Wasser wachsen, äusserst zusammengesetzt, haar-<lb/>
förmig, und weit länger, als die der Luft ausge-<lb/>
setzten Stengelblätter. Säet man diese Pflanze in<lb/>
einen feuchten, aber dem Ueberschwemmen nicht<lb/>
ausgesetzten Boden, so zeigen sich die Wurzel-<lb/>
blätter eben so, wie die Stengelblätter, nehmlich<lb/>
blos gefiedert; eben dasselbe geschieht, wenn man<lb/>
eine bereits gezogene Pflanze in die freye Luft setzt,<lb/>
ehe ihre Blätter angefangen haben, sich zu entwik-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">keln</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0046] flüsse stehen, so werden doch die Varietäten und oft auch die Arten durch die letztern bestimmt. Die Wasserpflanzen haben gewisse specifique Cha- raktere, die den Bewohnern des Landes fehlen; die Alpengewächse zeichnen sich durch manche Eigen- heiten vor den Pflanzen der Ebenen aus; und so- wohl auf den Gebirgen, als in den Ebenen sind die Vegetabilien verschieden, nach der Verschieden- heit des Bodens. Zwischen den Wasser- und Landpflan- zen findet ein merkwürdiger Unterschied in An- sehung der Blätter statt. Jene haben feine, schma- le, und blaſsgrüne, diese breite und dunklere Blät- ter. Am auffallendsten ist diese Verschiedenheit bey solchen Gewächsen, welche theils unter, theils über dem Wasser wachsen, z. B. dem Sium lati- folium. Bey dieser Pflanze sind diejenigen Blätter, die sich in der Luft befinden, eyförmig und gefie- dert, hingegen die Wurzelblätter, die unter dem Wasser wachsen, äusserst zusammengesetzt, haar- förmig, und weit länger, als die der Luft ausge- setzten Stengelblätter. Säet man diese Pflanze in einen feuchten, aber dem Ueberschwemmen nicht ausgesetzten Boden, so zeigen sich die Wurzel- blätter eben so, wie die Stengelblätter, nehmlich blos gefiedert; eben dasselbe geschieht, wenn man eine bereits gezogene Pflanze in die freye Luft setzt, ehe ihre Blätter angefangen haben, sich zu entwik- keln

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/46
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/46>, abgerufen am 21.11.2024.