Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

keln (r). Aehnliche Erscheinungen bemerkt man
auch bey der Hottonia palustris, dem Sisymbrium
amphibium, Ranunculus aquatilis und mehrern an-
dern Pflanzen.

Die Alpenpflanzen unterscheiden sich von
den Bewohnern der Thäle und Ebenen vorzüglich
in folgenden Punkten: Fast alle sind klein, und
entweder holzig und strauchartig, mit harten, an
der Erde fortkriechenden Zweigen, oder sehr saft-
reich. Gross ist dagegen die Blume, oft grösser,
als die ganze Pflanze. Alle blühen ausserhalb den
Alpen im Frühlinge, und ziehen sich hier nach
sumpfigten Oertern hin, wie sich bey der Zwerg-
birke (Betula nana) zeigt, die in Lappland auf den
Alpen, in Schweden und der Schweitz in Sümpfen
wächst (s). Alle werden sowohl von übermässiger
Hitze, als zu strenger Kälte getödtet (t). Blos sol-
che Pflanzen, die binnen sehr kurzer Zeit wachsen,
blühen und Früchte tragen, können auf Alpen aus-
dauern. Die Gipfel hoher Berge sind nehmlich bis
zum Sommer-Solstitium mit Schnee bedeckt. Um
diese Zeit wird die Luft sehr schnell erwärmt, so
dass binnen acht Tagen alle Felder entblösst sind.

Eben
(r) Dorthes in Voigt's Mag. f. d. Neueste aus der Phy-
sik etc. B. VI. St. 1. S. 72.
(s) Linnei amoen. acad. Vol. 1. p. 11.
(t) Ibid. Vol. IV. p. 423.
C 3

keln (r). Aehnliche Erscheinungen bemerkt man
auch bey der Hottonia palustris, dem Sisymbrium
amphibium, Ranunculus aquatilis und mehrern an-
dern Pflanzen.

Die Alpenpflanzen unterscheiden sich von
den Bewohnern der Thäle und Ebenen vorzüglich
in folgenden Punkten: Fast alle sind klein, und
entweder holzig und strauchartig, mit harten, an
der Erde fortkriechenden Zweigen, oder sehr saft-
reich. Groſs ist dagegen die Blume, oft gröſser,
als die ganze Pflanze. Alle blühen ausserhalb den
Alpen im Frühlinge, und ziehen sich hier nach
sumpfigten Oertern hin, wie sich bey der Zwerg-
birke (Betula nana) zeigt, die in Lappland auf den
Alpen, in Schweden und der Schweitz in Sümpfen
wächst (s). Alle werden sowohl von übermäſsiger
Hitze, als zu strenger Kälte getödtet (t). Blos sol-
che Pflanzen, die binnen sehr kurzer Zeit wachsen,
blühen und Früchte tragen, können auf Alpen aus-
dauern. Die Gipfel hoher Berge sind nehmlich bis
zum Sommer-Solstitium mit Schnee bedeckt. Um
diese Zeit wird die Luft sehr schnell erwärmt, so
daſs binnen acht Tagen alle Felder entblöſst sind.

Eben
(r) Dorthes in Voigt’s Mag. f. d. Neueste aus der Phy-
sik etc. B. VI. St. 1. S. 72.
(s) Linnei amoen. acad. Vol. 1. p. 11.
(t) Ibid. Vol. IV. p. 423.
C 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0047" n="37"/>
keln <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#k">Dorthes</hi> in <hi rendition="#k">Voigt</hi>&#x2019;s Mag. f. d. Neueste aus der Phy-<lb/>
sik etc. B. VI. St. 1. S. 72.</note>. Aehnliche Erscheinungen bemerkt man<lb/>
auch bey der Hottonia palustris, dem Sisymbrium<lb/>
amphibium, Ranunculus aquatilis und mehrern an-<lb/>
dern Pflanzen.</p><lb/>
                <p>Die <hi rendition="#g">Alpenpflanzen</hi> unterscheiden sich von<lb/>
den Bewohnern der Thäle und Ebenen vorzüglich<lb/>
in folgenden Punkten: Fast alle sind klein, und<lb/>
entweder holzig und strauchartig, mit harten, an<lb/>
der Erde fortkriechenden Zweigen, oder sehr saft-<lb/>
reich. Gro&#x017F;s ist dagegen die Blume, oft grö&#x017F;ser,<lb/>
als die ganze Pflanze. Alle blühen ausserhalb den<lb/>
Alpen im Frühlinge, und ziehen sich hier nach<lb/>
sumpfigten Oertern hin, wie sich bey der Zwerg-<lb/>
birke (Betula nana) zeigt, die in Lappland auf den<lb/>
Alpen, in Schweden und der Schweitz in Sümpfen<lb/>
wächst <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#k">Linnei</hi> amoen. acad. Vol. 1. p. 11.</note>. Alle werden sowohl von übermä&#x017F;siger<lb/>
Hitze, als zu strenger Kälte getödtet <note place="foot" n="(t)">Ibid. Vol. IV. p. 423.</note>. Blos sol-<lb/>
che Pflanzen, die binnen sehr kurzer Zeit wachsen,<lb/>
blühen und Früchte tragen, können auf Alpen aus-<lb/>
dauern. Die Gipfel hoher Berge sind nehmlich bis<lb/>
zum Sommer-Solstitium mit Schnee bedeckt. Um<lb/>
diese Zeit wird die Luft sehr schnell erwärmt, so<lb/>
da&#x017F;s binnen acht Tagen alle Felder entblö&#x017F;st sind.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Eben</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 3</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0047] keln (r). Aehnliche Erscheinungen bemerkt man auch bey der Hottonia palustris, dem Sisymbrium amphibium, Ranunculus aquatilis und mehrern an- dern Pflanzen. Die Alpenpflanzen unterscheiden sich von den Bewohnern der Thäle und Ebenen vorzüglich in folgenden Punkten: Fast alle sind klein, und entweder holzig und strauchartig, mit harten, an der Erde fortkriechenden Zweigen, oder sehr saft- reich. Groſs ist dagegen die Blume, oft gröſser, als die ganze Pflanze. Alle blühen ausserhalb den Alpen im Frühlinge, und ziehen sich hier nach sumpfigten Oertern hin, wie sich bey der Zwerg- birke (Betula nana) zeigt, die in Lappland auf den Alpen, in Schweden und der Schweitz in Sümpfen wächst (s). Alle werden sowohl von übermäſsiger Hitze, als zu strenger Kälte getödtet (t). Blos sol- che Pflanzen, die binnen sehr kurzer Zeit wachsen, blühen und Früchte tragen, können auf Alpen aus- dauern. Die Gipfel hoher Berge sind nehmlich bis zum Sommer-Solstitium mit Schnee bedeckt. Um diese Zeit wird die Luft sehr schnell erwärmt, so daſs binnen acht Tagen alle Felder entblöſst sind. Eben (r) Dorthes in Voigt’s Mag. f. d. Neueste aus der Phy- sik etc. B. VI. St. 1. S. 72. (s) Linnei amoen. acad. Vol. 1. p. 11. (t) Ibid. Vol. IV. p. 423. C 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/47
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/47>, abgerufen am 03.12.2024.