Aus den bisherigen Voraussetzungen ist nun die ursprüngliche Verschiedenheit in den le- benden Produkten der Erde erklärt. Mit dem Ent- stehen dieser Produkte aber wurden neue Kräfte geweckt, welche auf die Bildung der folgenden Generationen Einfluss hatten. Zu diesen gehört vorzüglich die dynamische Einwirkung, welche jeder lebende Organismus auf die übrige Natur äussert.
Es würde inconsequent seyn, alle übrige Kör- per, welche die im vorigen § angezeigten Eigen- schaften haben, für vermögend, den lebenden Or- ganismus aber für unfähig zu einer solchen dyna- mischen Einwirkung zu halten. Wir haben um desto mehr Grund, bey ihm ebenfalls dieses Ver- mögen anzunehmen, da seine Organe nicht min- der tauglich zur Construktion Galvanischer Ket- ten und Voltaischer Säulen, als alle andere oxy- dable Körper sind. Auch treffen wir eine Menge Erscheinungen an, die nur in einer solchen Ein- wirkung lebender Körper auf andere einen be- friedigenden Grund finden. Wer erklärt ohne sie die Phänomene von Geselligkeit und Ungesel- ligkeit, Sympathie und Antipathie, deren es bey den Pflanzen wie bey den Thieren giebt? Wer sagt uns, ohne Hülfe jener Voraussetzung, war- um z. B. Erica vulgaris, Polygonum aviculare,
Poa
Ff 3
§. 4.
Aus den bisherigen Voraussetzungen ist nun die ursprüngliche Verschiedenheit in den le- benden Produkten der Erde erklärt. Mit dem Ent- stehen dieser Produkte aber wurden neue Kräfte geweckt, welche auf die Bildung der folgenden Generationen Einfluſs hatten. Zu diesen gehört vorzüglich die dynamische Einwirkung, welche jeder lebende Organismus auf die übrige Natur äussert.
Es würde inconsequent seyn, alle übrige Kör- per, welche die im vorigen § angezeigten Eigen- schaften haben, für vermögend, den lebenden Or- ganismus aber für unfähig zu einer solchen dyna- mischen Einwirkung zu halten. Wir haben um desto mehr Grund, bey ihm ebenfalls dieses Ver- mögen anzunehmen, da seine Organe nicht min- der tauglich zur Construktion Galvanischer Ket- ten und Voltaischer Säulen, als alle andere oxy- dable Körper sind. Auch treffen wir eine Menge Erscheinungen an, die nur in einer solchen Ein- wirkung lebender Körper auf andere einen be- friedigenden Grund finden. Wer erklärt ohne sie die Phänomene von Geselligkeit und Ungesel- ligkeit, Sympathie und Antipathie, deren es bey den Pflanzen wie bey den Thieren giebt? Wer sagt uns, ohne Hülfe jener Voraussetzung, war- um z. B. Erica vulgaris, Polygonum aviculare,
Poa
Ff 3
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§. 4.
Aus den bisherigen Voraussetzungen ist nun
die ursprüngliche Verschiedenheit in den le-
benden Produkten der Erde erklärt. Mit dem Ent-
stehen dieser Produkte aber wurden neue Kräfte
geweckt, welche auf die Bildung der folgenden
Generationen Einfluſs hatten. Zu diesen gehört
vorzüglich die dynamische Einwirkung,
welche jeder lebende Organismus auf
die übrige Natur äussert.
Es würde inconsequent seyn, alle übrige Kör-
per, welche die im vorigen § angezeigten Eigen-
schaften haben, für vermögend, den lebenden Or-
ganismus aber für unfähig zu einer solchen dyna-
mischen Einwirkung zu halten. Wir haben um
desto mehr Grund, bey ihm ebenfalls dieses Ver-
mögen anzunehmen, da seine Organe nicht min-
der tauglich zur Construktion Galvanischer Ket-
ten und Voltaischer Säulen, als alle andere oxy-
dable Körper sind. Auch treffen wir eine Menge
Erscheinungen an, die nur in einer solchen Ein-
wirkung lebender Körper auf andere einen be-
friedigenden Grund finden. Wer erklärt ohne
sie die Phänomene von Geselligkeit und Ungesel-
ligkeit, Sympathie und Antipathie, deren es bey
den Pflanzen wie bey den Thieren giebt? Wer
sagt uns, ohne Hülfe jener Voraussetzung, war-
um z. B. Erica vulgaris, Polygonum aviculare,
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/463>, abgerufen am 22.11.2024.
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