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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

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gnügen, den Grad ihrer Wichtigkeit für die le-
bende Natur zu schätzen, und ihre Wirkungsart
zu entdecken.

In Beziehung auf den erstern Punkt bemer-
ken wir, dass Wasser und athmosphäri-
sche Luft die wichtigsten und allge-
meinsten unter den materiellen Bedin-
gungen des Lebens sind, dass aber die
Nothwendigkeit des erstern desto mehr
abnimmt, und die der letztern desto
mehr steigt, je mehr Mannichfaltigkeit
in der Organisation eines lebenden Kör-
pers herrscht
.

Die Wichtigkeit des Wassers als materieller
Bedingung der lebenden Welt erhellet schon aus
mehrern, im Vorhergehenden angeführten That-
sachen. Im Allgemeinen besitzt von zwey gleich
warmen Ländern das wasserreichere auch die mei-
sten Individuen von lebenden Körpern. Welches
Land hat einen grössern Ueberfluss an Wasser, als
das mittlere Amerika, wo der Maragnon, der Oro-
noko, der Plata, der Mississippi und der Lorenz-
fluss in Canälen, die schon lange vorher, ehe sie
sich mit dem Meere vermischen, mehr Armen der
See, als Ströhmen süssen Wassers gleichen, dem
Ocean zueilen, ihr Bett, das noch von keinen
Dämmen beschränkt ist, unaufhörlich verändern,
und bey jedem Anwachse die umliegenden Ebenen

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gnügen, den Grad ihrer Wichtigkeit für die le-
bende Natur zu schätzen, und ihre Wirkungsart
zu entdecken.

In Beziehung auf den erstern Punkt bemer-
ken wir, daſs Wasser und athmosphäri-
sche Luft die wichtigsten und allge-
meinsten unter den materiellen Bedin-
gungen des Lebens sind, daſs aber die
Nothwendigkeit des erstern desto mehr
abnimmt, und die der letztern desto
mehr steigt, je mehr Mannichfaltigkeit
in der Organisation eines lebenden Kör-
pers herrscht
.

Die Wichtigkeit des Wassers als materieller
Bedingung der lebenden Welt erhellet schon aus
mehrern, im Vorhergehenden angeführten That-
sachen. Im Allgemeinen besitzt von zwey gleich
warmen Ländern das wasserreichere auch die mei-
sten Individuen von lebenden Körpern. Welches
Land hat einen gröſsern Ueberfluſs an Wasser, als
das mittlere Amerika, wo der Maragnon, der Oro-
noko, der Plata, der Mississippi und der Lorenz-
fluſs in Canälen, die schon lange vorher, ehe sie
sich mit dem Meere vermischen, mehr Armen der
See, als Ströhmen süſsen Wassers gleichen, dem
Ocean zueilen, ihr Bett, das noch von keinen
Dämmen beschränkt ist, unaufhörlich verändern,
und bey jedem Anwachse die umliegenden Ebenen

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[457/0467] gnügen, den Grad ihrer Wichtigkeit für die le- bende Natur zu schätzen, und ihre Wirkungsart zu entdecken. In Beziehung auf den erstern Punkt bemer- ken wir, daſs Wasser und athmosphäri- sche Luft die wichtigsten und allge- meinsten unter den materiellen Bedin- gungen des Lebens sind, daſs aber die Nothwendigkeit des erstern desto mehr abnimmt, und die der letztern desto mehr steigt, je mehr Mannichfaltigkeit in der Organisation eines lebenden Kör- pers herrscht. Die Wichtigkeit des Wassers als materieller Bedingung der lebenden Welt erhellet schon aus mehrern, im Vorhergehenden angeführten That- sachen. Im Allgemeinen besitzt von zwey gleich warmen Ländern das wasserreichere auch die mei- sten Individuen von lebenden Körpern. Welches Land hat einen gröſsern Ueberfluſs an Wasser, als das mittlere Amerika, wo der Maragnon, der Oro- noko, der Plata, der Mississippi und der Lorenz- fluſs in Canälen, die schon lange vorher, ehe sie sich mit dem Meere vermischen, mehr Armen der See, als Ströhmen süſsen Wassers gleichen, dem Ocean zueilen, ihr Bett, das noch von keinen Dämmen beschränkt ist, unaufhörlich verändern, und bey jedem Anwachse die umliegenden Ebenen über- Ff 5

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/467>, abgerufen am 21.11.2024.