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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

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überschwemmen? Aber wo ist auch die Vegeta-
tion üppiger, wo wimmelt der Boden von einer
solchen Menge Würmer, Insekten, Schlangen,
Frösche und Eidechsen, als an den Ufern dieser
Flüsse? Hingegen welche Gegenden sind ärmer
an Wasser, als die Lybische Wüste? Und wo
fehlt es der Natur so sehr an Kraft, um die Indi-
viduen ihrer lebenden Produkte zu vervielfältigen,
als in dieser Einöde?

Wir müssen indess bey dieser Vergleichung die
Menge der Individuen von der der Arten und Ge-
schlechter wohl unterscheiden. Nur die erstere
hängt von den materiellen, die letztere aber auch
von den formellen Bedingungen des Lebens ab.
Jene kann sehr beträchtlich seyn, indem diese nur
gering ist, und umgekehrt. So enthält die südli-
che Spitze von Afrika nicht viele Individuen von
Pflanzen. Wie gross aber die Zahl der Gattungen
und Geschlechter hier ist, weiss man aus dem vo-
rigen Abschnitte.

Aber nicht alle Classen und Familien der leben-
den Körper bedürfen des Wassers in gleichem
Grade. Die feuchten Gegenden des heissen Ame-
rika, die so voll von Thieren der niedern Classen
sind, enthalten weit weniger einzelne Säugthiere,
als diejenigen Theile von Afrika und Asien, die
mit ihnen unter gleichen Graden der Breite liegen.
Hingegen giebt es nirgends so viele Individuen

von

überschwemmen? Aber wo ist auch die Vegeta-
tion üppiger, wo wimmelt der Boden von einer
solchen Menge Würmer, Insekten, Schlangen,
Frösche und Eidechsen, als an den Ufern dieser
Flüsse? Hingegen welche Gegenden sind ärmer
an Wasser, als die Lybische Wüste? Und wo
fehlt es der Natur so sehr an Kraft, um die Indi-
viduen ihrer lebenden Produkte zu vervielfältigen,
als in dieser Einöde?

Wir müssen indeſs bey dieser Vergleichung die
Menge der Individuen von der der Arten und Ge-
schlechter wohl unterscheiden. Nur die erstere
hängt von den materiellen, die letztere aber auch
von den formellen Bedingungen des Lebens ab.
Jene kann sehr beträchtlich seyn, indem diese nur
gering ist, und umgekehrt. So enthält die südli-
che Spitze von Afrika nicht viele Individuen von
Pflanzen. Wie groſs aber die Zahl der Gattungen
und Geschlechter hier ist, weiſs man aus dem vo-
rigen Abschnitte.

Aber nicht alle Classen und Familien der leben-
den Körper bedürfen des Wassers in gleichem
Grade. Die feuchten Gegenden des heissen Ame-
rika, die so voll von Thieren der niedern Classen
sind, enthalten weit weniger einzelne Säugthiere,
als diejenigen Theile von Afrika und Asien, die
mit ihnen unter gleichen Graden der Breite liegen.
Hingegen giebt es nirgends so viele Individuen

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[458/0468] überschwemmen? Aber wo ist auch die Vegeta- tion üppiger, wo wimmelt der Boden von einer solchen Menge Würmer, Insekten, Schlangen, Frösche und Eidechsen, als an den Ufern dieser Flüsse? Hingegen welche Gegenden sind ärmer an Wasser, als die Lybische Wüste? Und wo fehlt es der Natur so sehr an Kraft, um die Indi- viduen ihrer lebenden Produkte zu vervielfältigen, als in dieser Einöde? Wir müssen indeſs bey dieser Vergleichung die Menge der Individuen von der der Arten und Ge- schlechter wohl unterscheiden. Nur die erstere hängt von den materiellen, die letztere aber auch von den formellen Bedingungen des Lebens ab. Jene kann sehr beträchtlich seyn, indem diese nur gering ist, und umgekehrt. So enthält die südli- che Spitze von Afrika nicht viele Individuen von Pflanzen. Wie groſs aber die Zahl der Gattungen und Geschlechter hier ist, weiſs man aus dem vo- rigen Abschnitte. Aber nicht alle Classen und Familien der leben- den Körper bedürfen des Wassers in gleichem Grade. Die feuchten Gegenden des heissen Ame- rika, die so voll von Thieren der niedern Classen sind, enthalten weit weniger einzelne Säugthiere, als diejenigen Theile von Afrika und Asien, die mit ihnen unter gleichen Graden der Breite liegen. Hingegen giebt es nirgends so viele Individuen von

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/468>, abgerufen am 21.11.2024.