genden (l). Ein dritter Beweis jenes Satzes ist die von Dorthes bemerkte Thatsache, dass die Rau- pen, die sich in der Erde und im Holze aufhal- ten, so wie diejenigen Vögel und Schmetterlinge, die nur zur Nachtzeit ausfliegen, lange nicht die lebhaften Farben haben, womit die Tagvögel ge- ziert sind. Endlich spricht auch dies für den Ein- fluss des Lichts auf das Colorit der lebenden Orga- nismen, dass gewöhnlich bey den Thieren und Pflanzen die dem Lichte mehr ausgesetzten Theile ihrer Oberfläche auch die dunkler gefärbten, die- jenigen aber, worauf die Lichtstrahlen weniger Ein- fluss haben, von blasserer Farbe sind, wie man vor- züglich bey den Schollen (Pleuronectes) sieht, bey welchen die zur obern Fläche gewordene Seiten- fläche auch ein weit dunkleres Colorit zeigt (m).
Es lässt sich gegen diese Gründe nicht einwen- den, dass es nicht die leuchtende, sondern die wärmende Kraft der Sonnenstrahlen sey, welche das Dunklerwerden der Farben verursacht. Eine einfache Erfahrung beweiset das Gegentheil. Jede, im Dunkeln aufwachsende Pflanze verliehrt ihr Co- lorit und bekömmt eine bleichgelbe Farbe, wenn sie auch einer noch so hohen Temperatur ausge- setzt ist; sie erhält aber ihr Grün schon bey dem
Lich-
(l) Neue Nordische Beyträge. B. 1. S. 33.
(m) Salzburger med. chir. Ztg. 1801. B. 4. S. 7.
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genden (l). Ein dritter Beweis jenes Satzes ist die von Dorthes bemerkte Thatsache, daſs die Rau- pen, die sich in der Erde und im Holze aufhal- ten, so wie diejenigen Vögel und Schmetterlinge, die nur zur Nachtzeit ausfliegen, lange nicht die lebhaften Farben haben, womit die Tagvögel ge- ziert sind. Endlich spricht auch dies für den Ein- fluſs des Lichts auf das Colorit der lebenden Orga- nismen, daſs gewöhnlich bey den Thieren und Pflanzen die dem Lichte mehr ausgesetzten Theile ihrer Oberfläche auch die dunkler gefärbten, die- jenigen aber, worauf die Lichtstrahlen weniger Ein- fluſs haben, von blasserer Farbe sind, wie man vor- züglich bey den Schollen (Pleuronectes) sieht, bey welchen die zur obern Fläche gewordene Seiten- fläche auch ein weit dunkleres Colorit zeigt (m).
Es läſst sich gegen diese Gründe nicht einwen- den, daſs es nicht die leuchtende, sondern die wärmende Kraft der Sonnenstrahlen sey, welche das Dunklerwerden der Farben verursacht. Eine einfache Erfahrung beweiset das Gegentheil. Jede, im Dunkeln aufwachsende Pflanze verliehrt ihr Co- lorit und bekömmt eine bleichgelbe Farbe, wenn sie auch einer noch so hohen Temperatur ausge- setzt ist; sie erhält aber ihr Grün schon bey dem
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(l) Neue Nordische Beyträge. B. 1. S. 33.
(m) Salzburger med. chir. Ztg. 1801. B. 4. S. 7.
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genden (l). Ein dritter Beweis jenes Satzes ist die
von Dorthes bemerkte Thatsache, daſs die Rau-
pen, die sich in der Erde und im Holze aufhal-
ten, so wie diejenigen Vögel und Schmetterlinge,
die nur zur Nachtzeit ausfliegen, lange nicht die
lebhaften Farben haben, womit die Tagvögel ge-
ziert sind. Endlich spricht auch dies für den Ein-
fluſs des Lichts auf das Colorit der lebenden Orga-
nismen, daſs gewöhnlich bey den Thieren und
Pflanzen die dem Lichte mehr ausgesetzten Theile
ihrer Oberfläche auch die dunkler gefärbten, die-
jenigen aber, worauf die Lichtstrahlen weniger Ein-
fluſs haben, von blasserer Farbe sind, wie man vor-
züglich bey den Schollen (Pleuronectes) sieht, bey
welchen die zur obern Fläche gewordene Seiten-
fläche auch ein weit dunkleres Colorit zeigt (m).
Es läſst sich gegen diese Gründe nicht einwen-
den, daſs es nicht die leuchtende, sondern die
wärmende Kraft der Sonnenstrahlen sey, welche
das Dunklerwerden der Farben verursacht. Eine
einfache Erfahrung beweiset das Gegentheil. Jede,
im Dunkeln aufwachsende Pflanze verliehrt ihr Co-
lorit und bekömmt eine bleichgelbe Farbe, wenn
sie auch einer noch so hohen Temperatur ausge-
setzt ist; sie erhält aber ihr Grün schon bey dem
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(l) Neue Nordische Beyträge. B. 1. S. 33.
(m) Salzburger med. chir. Ztg. 1801. B. 4. S. 7.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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