Es friert hier selten, oder nie, ausser in hohen Gegenden. Der Unterschied zwischen den heisse- sten und kältesten Monaten ist unbeträchtlich, und zwar desto mehr, je näher man dem 20ten Grade der Breite kömmt (a). Der Druck der Luft ver- ändert sich das ganze Jahr hindurch äusserst we- nig. Alle meteorologische Veränderungen gehen mit weit grösserer Regelmässigkeit, als in den ge- mässigten Climaten, von statten. Das Jahr hat nur zwey Witterungen, die regnichte und die trockne. Jene fängt sich mit heftigen Stürmen und Gewittern an, und während derselben dauert der Regen ununterbrochen fort. In der Mitte derselben verliehren die Bäume ihr Laub, aber es brechen auch schon neue Blätter hervor, ehe die alten sämmt- lich abgefallen sind. In der trocknen Jahreszeit fällt oft kein Tropfen Regen. Die Mitte dieser Zeit ist der Sommer der heissen Zonen, aber ein Sommer, der dieselbe Wirkung hervorbringt, wie die streng- ste Witternacht im Norden. Auf dem verbrannten und zerrissenen Boden liegt das ganze Gewächs- reich dann öde, und nur ein häufiger Thau, der des Morgens und Abends fällt, verhindert das gänz- liche Absterben desselben (b). Dieser Erdstrich ist es, wo die Asphodelen, ananasartigen Pflanzen, Palmen, Musen, und Cannen, die meisten Nar-
cissen
(a)Kirwan a. a. O.
(b)Hasselquist's Reise nach Palästina. S. 260 ff.
D 4
Es friert hier selten, oder nie, ausser in hohen Gegenden. Der Unterschied zwischen den heisse- sten und kältesten Monaten ist unbeträchtlich, und zwar desto mehr, je näher man dem 20ten Grade der Breite kömmt (a). Der Druck der Luft ver- ändert sich das ganze Jahr hindurch äusserst we- nig. Alle meteorologische Veränderungen gehen mit weit gröſserer Regelmäſsigkeit, als in den ge- mäſsigten Climaten, von statten. Das Jahr hat nur zwey Witterungen, die regnichte und die trockne. Jene fängt sich mit heftigen Stürmen und Gewittern an, und während derselben dauert der Regen ununterbrochen fort. In der Mitte derselben verliehren die Bäume ihr Laub, aber es brechen auch schon neue Blätter hervor, ehe die alten sämmt- lich abgefallen sind. In der trocknen Jahreszeit fällt oft kein Tropfen Regen. Die Mitte dieser Zeit ist der Sommer der heissen Zonen, aber ein Sommer, der dieselbe Wirkung hervorbringt, wie die streng- ste Witternacht im Norden. Auf dem verbrannten und zerrissenen Boden liegt das ganze Gewächs- reich dann öde, und nur ein häufiger Thau, der des Morgens und Abends fällt, verhindert das gänz- liche Absterben desselben (b). Dieser Erdstrich ist es, wo die Asphodelen, ananasartigen Pflanzen, Palmen, Musen, und Cannen, die meisten Nar-
cissen
(a)Kirwan a. a. O.
(b)Hasselquist’s Reise nach Palästina. S. 260 ff.
D 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><p><pbfacs="#f0065"n="55"/>
Es friert hier selten, oder nie, ausser in hohen<lb/>
Gegenden. Der Unterschied zwischen den heisse-<lb/>
sten und kältesten Monaten ist unbeträchtlich, und<lb/>
zwar desto mehr, je näher man dem 20ten Grade<lb/>
der Breite kömmt <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#k">Kirwan</hi> a. a. O.</note>. Der Druck der Luft ver-<lb/>
ändert sich das ganze Jahr hindurch äusserst we-<lb/>
nig. Alle meteorologische Veränderungen gehen<lb/>
mit weit gröſserer Regelmäſsigkeit, als in den ge-<lb/>
mäſsigten Climaten, von statten. Das Jahr hat<lb/>
nur zwey Witterungen, die regnichte und die<lb/>
trockne. Jene fängt sich mit heftigen Stürmen und<lb/>
Gewittern an, und während derselben dauert der<lb/>
Regen ununterbrochen fort. In der Mitte derselben<lb/>
verliehren die Bäume ihr Laub, aber es brechen<lb/>
auch schon neue Blätter hervor, ehe die alten sämmt-<lb/>
lich abgefallen sind. In der trocknen Jahreszeit fällt<lb/>
oft kein Tropfen Regen. Die Mitte dieser Zeit ist<lb/>
der Sommer der heissen Zonen, aber ein Sommer,<lb/>
der dieselbe Wirkung hervorbringt, wie die streng-<lb/>
ste Witternacht im Norden. Auf dem verbrannten<lb/>
und zerrissenen Boden liegt das ganze Gewächs-<lb/>
reich dann öde, und nur ein häufiger Thau, der<lb/>
des Morgens und Abends fällt, verhindert das gänz-<lb/>
liche Absterben desselben <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#k">Hasselquist</hi>’s Reise nach Palästina. S. 260 ff.</note>. Dieser Erdstrich<lb/>
ist es, wo die Asphodelen, ananasartigen Pflanzen,<lb/>
Palmen, Musen, und Cannen, die meisten Nar-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">cissen</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 4</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[55/0065]
Es friert hier selten, oder nie, ausser in hohen
Gegenden. Der Unterschied zwischen den heisse-
sten und kältesten Monaten ist unbeträchtlich, und
zwar desto mehr, je näher man dem 20ten Grade
der Breite kömmt (a). Der Druck der Luft ver-
ändert sich das ganze Jahr hindurch äusserst we-
nig. Alle meteorologische Veränderungen gehen
mit weit gröſserer Regelmäſsigkeit, als in den ge-
mäſsigten Climaten, von statten. Das Jahr hat
nur zwey Witterungen, die regnichte und die
trockne. Jene fängt sich mit heftigen Stürmen und
Gewittern an, und während derselben dauert der
Regen ununterbrochen fort. In der Mitte derselben
verliehren die Bäume ihr Laub, aber es brechen
auch schon neue Blätter hervor, ehe die alten sämmt-
lich abgefallen sind. In der trocknen Jahreszeit fällt
oft kein Tropfen Regen. Die Mitte dieser Zeit ist
der Sommer der heissen Zonen, aber ein Sommer,
der dieselbe Wirkung hervorbringt, wie die streng-
ste Witternacht im Norden. Auf dem verbrannten
und zerrissenen Boden liegt das ganze Gewächs-
reich dann öde, und nur ein häufiger Thau, der
des Morgens und Abends fällt, verhindert das gänz-
liche Absterben desselben (b). Dieser Erdstrich
ist es, wo die Asphodelen, ananasartigen Pflanzen,
Palmen, Musen, und Cannen, die meisten Nar-
cissen
(a) Kirwan a. a. O.
(b) Hasselquist’s Reise nach Palästina. S. 260 ff.
D 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/65>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.