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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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§. 15.

Ehe Pflanzen waren, gab es noch keine
Landthiere: denn in keiner der Gebirgsarten, die
der Bildung der Steinkohlenflötze und der älte-
sten Ueberbleibsel von Gewächsen vorhergingen,
findet sich irgend eine Spuhr dieser Organismen.
Nur der Ocean enthielt damals lebende Bewoh-
ner; das feste Land bestand aus öden Felsen,
auf welchen noch kein Grashalm keimte, die
noch keinem Thiere zur Wohnung dienten, wo
noch nichts begraben lag, als Thierpflanzen,
Schaalthiere und Fische. Nachdem aber die Ur-
keime des Pflanzenreichs sich entwickelt hatten,
erhob sich auch das Thierreich zu höhern Stu-
fen der Organisation.

Von dieser Epoche an finden sich im Bern-
steine die ersten Spuhren von Landinsekten.
Meist lassen sich dieselben zu einem noch le-
benden Geschlechte, z. B. zu dem der Ameisen,
Mücken und Spinnen, bringen. Ob es auch
Arten darunter giebt, die noch vorhanden sind,
müssen wir unentschieden lassen. Gewiss aber
ist es, dass man niemals unter ihnen Wasserin-
sekten antrifft, und wahrscheinlich ist es, dass
jene Insekten selber, und besonders die Ameisen,
vermöge der Säure, die sie excerniren, an der
Bildung des Bernsteins Antheil gehabt haben, da
man noch jetzt in einigen Gegenden, z. B. in

den
§. 15.

Ehe Pflanzen waren, gab es noch keine
Landthiere: denn in keiner der Gebirgsarten, die
der Bildung der Steinkohlenflötze und der älte-
sten Ueberbleibsel von Gewächsen vorhergingen,
findet sich irgend eine Spuhr dieser Organismen.
Nur der Ocean enthielt damals lebende Bewoh-
ner; das feste Land bestand aus öden Felsen,
auf welchen noch kein Grashalm keimte, die
noch keinem Thiere zur Wohnung dienten, wo
noch nichts begraben lag, als Thierpflanzen,
Schaalthiere und Fische. Nachdem aber die Ur-
keime des Pflanzenreichs sich entwickelt hatten,
erhob sich auch das Thierreich zu höhern Stu-
fen der Organisation.

Von dieser Epoche an finden sich im Bern-
steine die ersten Spuhren von Landinsekten.
Meist lassen sich dieselben zu einem noch le-
benden Geschlechte, z. B. zu dem der Ameisen,
Mücken und Spinnen, bringen. Ob es auch
Arten darunter giebt, die noch vorhanden sind,
müssen wir unentschieden lassen. Gewiſs aber
ist es, daſs man niemals unter ihnen Wasserin-
sekten antrifft, und wahrscheinlich ist es, daſs
jene Insekten selber, und besonders die Ameisen,
vermöge der Säure, die sie excerniren, an der
Bildung des Bernsteins Antheil gehabt haben, da
man noch jetzt in einigen Gegenden, z. B. in

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[111/0121] §. 15. Ehe Pflanzen waren, gab es noch keine Landthiere: denn in keiner der Gebirgsarten, die der Bildung der Steinkohlenflötze und der älte- sten Ueberbleibsel von Gewächsen vorhergingen, findet sich irgend eine Spuhr dieser Organismen. Nur der Ocean enthielt damals lebende Bewoh- ner; das feste Land bestand aus öden Felsen, auf welchen noch kein Grashalm keimte, die noch keinem Thiere zur Wohnung dienten, wo noch nichts begraben lag, als Thierpflanzen, Schaalthiere und Fische. Nachdem aber die Ur- keime des Pflanzenreichs sich entwickelt hatten, erhob sich auch das Thierreich zu höhern Stu- fen der Organisation. Von dieser Epoche an finden sich im Bern- steine die ersten Spuhren von Landinsekten. Meist lassen sich dieselben zu einem noch le- benden Geschlechte, z. B. zu dem der Ameisen, Mücken und Spinnen, bringen. Ob es auch Arten darunter giebt, die noch vorhanden sind, müssen wir unentschieden lassen. Gewiſs aber ist es, daſs man niemals unter ihnen Wasserin- sekten antrifft, und wahrscheinlich ist es, daſs jene Insekten selber, und besonders die Ameisen, vermöge der Säure, die sie excerniren, an der Bildung des Bernsteins Antheil gehabt haben, da man noch jetzt in einigen Gegenden, z. B. in den

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/121>, abgerufen am 24.11.2024.